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Sprint-Star bricht den Bann

Sprint-Star bricht den Bann

Aller guten Dinge sind drei! Zweimal verpasst Jonathan Milan seinen ersten Tour-Etappen-Sieg knapp, beim dritten Anlauf gelingt ihm der Coup. Der Italiener gewinnt den kräftezerrenden Sprint von Etappe acht. Pascal Ackermann präsentiert sich stark.
Jonathan Milan siegt in Laval
Jonathan Milan siegt in Laval
© AFP/SID/MARCO BERTORELLO
Aller guten Dinge sind drei! Zweimal verpasst Jonathan Milan seinen ersten Tour-Etappen-Sieg knapp, beim dritten Anlauf gelingt ihm der Coup. Der Italiener gewinnt den kräftezerrenden Sprint von Etappe acht. Pascal Ackermann präsentiert sich stark.

Jonathan Milan breitete jubelnd die Arme aus und verbeugte sich nach seiner großen Sprint-Show mit einem stolzen Lächeln vor dem Publikum. Mit einem beeindruckenden Kraftakt hat der 24-Jährige die achte Etappe der 112. Tour de France gewonnen und die große italienische Durststrecke bei der Frankreich-Rundfahrt beendet.

Milan dominierte am Samstag nach 171,4 km den Massensprint in Laval und feierte seinen ersten Tageserfolg bei der Großen Schleife. Der Sprintstar des Teams Lidl-Trek verwies Wout van Aert (Belgien) und Kaden Groves (Australien) im technisch anspruchsvollen Finale auf die Plätze. Pascal Ackermann (Kandel/Israel-Premier Tech) wurde Vierter.

Milan sprintet zum Premiere-Sieg: „Ich mag diese Art von Finishes“

„Ich verstehe noch nicht, was wir geschafft haben. Ich bin mit Träumen gekommen, sie zu erfüllen, ist etwas anderes“, sagte Milan, der die Tifosi in der radsportverrückten Heimat erlöste.

Nach zwei knapp verpassten Etappensiegen war Milan erleichtert, den Bann gebrochen zu haben. „Wir waren schon dicht dran, und das ist dann immer so eine Sache, wenn man es nur fast schafft. Heute waren wir aber sehr konzentriert und haben daran geglaubt. Was die Jungs für einen Job für mich gemacht haben war unglaublich. Es war ein hartes Finale und echt stressig, aber ich mag diese Art von Finishes“, erklärte er bei Eurosport.

Der zuvor letzte italienische Etappensieg hatte sechs Jahre zurückgelegen. 2019 hatte Ex-Tour-Champion Vincenzo Nibali die 20. Etappe gewonnen. Es folgten 113 Etappen ohne italienischen Tageserfolg.

Ackermann überzeugt als Etappen-Vierter: „Bin sehr zufrieden“

Das Warten der Deutschen geht nach 79 Etappen ohne Sieg weiter. Phil Bauhaus wurde bei der Zielanfahrt ausgebremst und Zwölfter. Ackermann konnte hingegen als Etappen-Vierter ein kleines Ausrufezeichen setzen. Dabei hätte es sogar noch besser laufen können.

„Ich habe 3,5 Kilometer vor dem Ziel schon meinen Anfahrer verloren und er war zu weit vorne. Ich bin dann aber nochmal an sein Rad gekommen, er hat mich leider nicht gehört. Sonst wäre das wirklich perfekt gewesen. Mehr war heute nicht drin, es war ein knüppelhartes Finale und ich bin froh, dass ich mit meinen Beinen da bin, wo ich sein möchte“, erklärte er im Gespräch mit der ARD.

Der deutsche Sprint-Star geht zuversichtlich in die weiteren Tour-Wochen. „Ich bin sehr zufrieden, wir haben noch ein paar Sprints. Ich bin bei der Tour immer hinten raus besser geworden, warum sollte das dieses Jahr nicht so sein?“, gibt er sich optimistisch.

Pogacar und Co. lassen es langsam angehen - Almeida kommt durch

Tadej Pogacar im Gelben Trikot und die anderen Anwärter auf das Podium in Paris hatten nach der hektischen ersten Woche in Nordfrankreich ebenfalls einen vergleichsweise ruhigen Arbeitstag. Die Stars rollten im Hauptfeld locker mit und erreichten das Ziel ohne Zeitverlust.

Auch angeschlagene Fahrer wie Pogacar-Edelhelfer Joao Almeida konnten sich schonen und Kräfte sparen. Pogacar führt die Gesamtwertung weiter mit 54 Sekunden Vorsprung auf Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel an.

Angesichts des erwarteten Sprintfinals wagte sich am Samstag lange kein Fahrer in eine Flucht. Erschwert wurde ein möglicher Ausreißversuch zudem durch das durchaus anspruchsvolle Tempo, das die Sprinterteams anschlugen, um das Geschehen zu kontrollieren.

Jonas Rutsch kommt zu Fall

Vor allem Girmays Equipe Intermarché-Wanty war an der Spitze aktiv, auch der deutsche Radprofi Jonas Rutsch leistete Tempoarbeit im Wind. Der Tag endete für den 27-Jährigen äußerst schmerzhaft. Rutsch kam in der nervösen Schlussphase knapp 20 km vor dem Ziel am hinteren Ende des Feldes heftig zu Fall.

Der Erbacher lag kurz auf dem Asphalt, rappelte sich dann aber mit zerfetztem Trikot wieder auf und stieg aufs Rad. Er erreichte das Ziel mit knapp 14 Minuten Rückstand.

Milan gewinnt Sprint unbeeindruckt - Nächste Chance am Sonntag

Die Sprinter übernahmen das Kommando - und es wurde hektisch. Das kurvenreiche und technisch anspruchsvolle Profil mit leicht ansteigender Zielgerade machte es den Fahrern schwer. Milan zeigte sich unbeeindruckt und raste den Rivalen scheinbar mühelos davon.

Auch am Sonntag wird gesprintet. Die letzte echte Flachetappe der 112. Tour de France führt ins Zentrum der Grande Nation und ist eine Hommage an Mark Cavendish, den größten Etappenjäger in der Geschichte des Rennens. Die 174,1 km lange neunte Etappe führt von Chinon ins Département Indre, wo der Tagessieger in der Sprinterhochburg Châteauroux gekürt wird. Cavendish jubelte dort drei Mal.