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Tour de France: "Mein Herz ist fast stehengeblieben" Schrecksekunde für Lipowitz

Heroischer Auftritt von Lipowitz

Florian Lipowitz festigt seinen dritten Platz in der Gesamtwertung der Tour de France - und lässt sich auch nicht von einer Schrecksekunde aus der Ruhe bringen.
Florian Lipowitz schlägt im Kampf um den dritten Platz in der Gesamtwertung der Tour de France zurück. Tadej Pogacar steht kurz vor dem Tour-Sieg.
Florian Lipowitz festigt seinen dritten Platz in der Gesamtwertung der Tour de France - und lässt sich auch nicht von einer Schrecksekunde aus der Ruhe bringen.

Der Traum lebt! Florian Lipowitz fährt nach einer famosen Energieleistung dem Podest bei der 112. Tour de France entgegen. Der deutsche Hoffnungsträger distanzierte auf dem brutalen Schlussanstieg des letzten Alpen-Krachers nach La Plagne seinen Verfolger Oscar Onley und baute seinen Vorsprung im Kampf um Gesamtplatz drei aus.

Im verkürzten Bergfinale erreichte Lipowitz bei widrigen Wetterbedingungen mit Regen letztlich sechs Sekunden nach dem niederländischen Tagessieger Thymen Arensman und als Vierter das Wintersportgebiet in 2052 Metern Höhe.

1:03 Minuten liegt der 24-Jährige aus Ulm im Gesamtklassement wie auch in der Nachwuchswertung nun vor seinem zwei Jahre jüngeren Kontrahenten Onley. Noch trennen Lipowitz zwei Etappen von der ersten Podestplatzierung eines Deutschen seit Andreas Klöden 2006.

„Ich wusste nach gestern, dass Oscar sehr stark ist und ich sein Hinterrad halten muss. Ich denke, ich habe es sehr gut gemacht“, erklärte Lipowitz im Interview nach dem Rennen. „Als wir die 2-Kilometer-Marke erreicht hatten, fühlte ich mich noch echt okay und als er etwas zurückfiel, habe ich alles rausgehauen.“

Tour de France: Lipowitz erklärt Beinahe-Sturz

Kurz vor der Zieleinfahrt gab es jedoch noch eine Schrecksekunde, als Lipowitz ins Straucheln geriet. „Da haben wir einen Sturz erahnt. Hoffentlich ist da nichts passiert!“, sagte ARD-Kommentator Florian Naß im ersten Moment.

Kurz darauf war zu sehen, dass Lipowitz den Sturz verhindern konnte. „Da ist zum Glück Lipowitz und er fährt eine überragende Etappe“, meinte Naß. Auch Experte Fabian Wegmann zeigte sich erleichtert: „Mein Herz ist eben fast stehengeblieben. Ich musste mich erstmal beruhigen.“

Lipowitz selbst erklärte den Vorfall wie folgt: „Ich bin gesprintet und auf der Straße war eine Bemalung. Dann ist das Hinterrad weggerutscht. Es ist nichts passiert, zum Glück.“

Pogacar vor nächstem Tour-Triumph

Das Gelbe Trikot ist dagegen bereits so gut wie vergeben: Titelverteidiger Tadej Pogacar (UAE Emirates-XRG) fuhr am Hinterrad seines Dauerrivalen Jonas Vingegaard (Visma-Lease a bike) als Dritter ins Ziel, zwei eigene Attacken auf dem 19,1 Kilometer langen und durchschnittlich 7,2 Prozent steilen Schlussanstieg waren zuvor erfolglos geblieben.

Der Vorsprung Pogacars auf Verfolger Vingegaard beträgt nun 4:24 Minuten, der vierte Gesamtsieg ist dem Weltmeister nur noch theoretisch zu nehmen. Die letzten beiden Etappen stellen im Normalfall keine großen Hürden mehr dar.

Das 19. Teilstück war kurzfristig von 129,9 auf 93,1 Kilometer verkürzt worden. Aufgrund des Ausbruchs eines Virus in einer Rinderherde wurde der Col des Saisies aus Rücksicht auf die „Notlage der betroffenen Landwirte“ ausgelassen, wie die Organisatoren am späten Donnerstagabend bekannt gaben. Von ursprünglich 4550 Höhenmetern blieben 3257 übrig.

Lipowitz beginnt zurückhaltend

Lipowitz (Red Bull-Bora-hansgrohe) ging diesmal nicht in die Offensive. Der Schwabe, der auf der Königsetappe am Donnerstag seinen ersten Einbruch erlebt und einen Großteil seines über zweiminütigen Vorsprungs auf Onley (Picnic PostNL) eingebüßt hatte, blieb bis zum Finale bei seinem Konkurrenten in der Gruppe der Favoriten.

Anders Primoz Roglic. Lipowitz‘ eigentlicher Kapitän schaffte es am ersten Anstieg des Tages in die erste Fluchtgruppe. Das Hauptfeld ließ die Ausreißer aber an der kurzen Leine. Auf der langen Abfahrt zum finalen Berg setzte sich Roglic ab. 21 Kilometer vor Schluss wurde der Slowene gestellt, wenig später fiel er zurück und musste seine eigenen Hoffnungen auf das Podium wohl endgültig begraben.

Im strömenden Regen raste das UAE-Team in den Schlussanstieg hinein. Das Peloton zerfiel, es blieben nur noch wenige Fahrer übrig, darunter auch Lipowitz. In der Endphase waren die Klassementfahrer eins bis vier unter sich, an der Spitze kämpfte Arensman allein um seinen zweiten Etappensieg.

Onley muss abreißen lassen

Bei der Zwei-Kilometer-Marke musste Onley abreißen lassen, Lipowitz verschärfte nochmal das Tempo und fuhr einen größeren Vorsprung heraus.

Nach dem letzten Kletterspektakel folgt am Samstag eine hügelige Etappe über 184,2 km und 2900 Höhenmeter. Es gilt, heile nach Paris zu kommen, wo die Tour am Sonntag ihr Finale erlebt.

Bei der Rückkehr der Schlussetappe in die französische Hauptstadt - im Vorjahr endete das Rennen aus olympischen Gründen in Nizza - muss in der Schlussphase der Künstlerhügel Montmartre dreimal erklommen werden, der etatmäßige Sprint Royal auf den Champs Élysées ist diesmal nicht gesetzt.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)