Es scheint, als wolle China mit aller Macht im Reitsport angreifen.
Klont sich China zum Erfolg?
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Mitte Januar präsentierte das chinesische Unternehmen Sinogene Biotechnology das erste geklonte Reitpferd Chinas. Das schwarze Fohlen, das auf den Namen Zhuangzhuang hört, kam bereits im Juni des vergangenen Jahres zur Welt und wurde nun der Öffentlichkeit vorgestellt.
Aber dieses Pferd „made in China“ hat auch deutsche Wurzeln. Die Gene des Klon-Pferdes kommen von einem aus Deutschland importierten Pferd namens „Ursus“. Laut Nachrichtenportal Nexta soll es sich dabei um einen Warmblüter handeln, die als besonders gut geeignet für den Hochleistungssport gelten. (NEWS: Alles zum Reiten)
Damit unterstreicht China seine Ambitionen im Reitsport, die im Jahr 2001 ihren Ursprung haben. Damals erhielt Peking den Zuspruch für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking. Zu diesem Zeitpunkt hatten klassische Reitsportdisziplinen wie Springreiten, Dressur und Vielseitigkeit keine Tradition im Gastgeberland.
Deutsches Know-how und chinesisches Klonen
Daher holten sich die Verantwortlichen Hilfe bei Ludger Beerbaum sowie beim deutschen Reitverband FN. „Man hat Sönke Lauterbach, der heute Generalsekretär der FN ist, und mich gebeten, bei der Olympiade und auch danach zu helfen“, erinnert sich Sacha Eckjans, damals Geschäftsführer beim deutschen Fachverband für Therapeutisches Reiten (DKTHR) und heute Geschäftsführer von Equestrian Globe, an diese Zeit. „Ich bin bei den Olympischen Spielen und im Jahr danach Teammanager des Hongkong-Springteams gewesen“, verriet er bei dw.com.
In der Folge erlebte der Reitsport einen Boom in der Volksrepublik. Um wirklich in die Weltspitze vorzudringen, fehlen den chinesischen Reitern nach eigener Einschätzung jedoch gute Pferde in ausreichender Anzahl. Laut pferderevue.at hat China deswegen in den vergangenen Jahren jährlich bis zu 2.500 Pferde importiert. Doch neben den Kaufpreisen treiben allein der Transport und die Veterinärkontrollen die Kosten in die Höhe.
„Ich habe mit (chinesischen, Anm. d. Red.) Reitern gesprochen, die an den Olympischen Spielen teilnehmen. Alle haben mehr als ein Pferd, normalerweise zwei oder drei. Jedes Pferd kostet zwischen zehn und 20 Millionen Yuan (1,3 bis 2,7 Millionen Euro)“, erklärte Mi Jidong bei der Präsentation von Zhuangzhuang.
Daher will Jidong als Geschäftsführer von Sinogene Biotechnology - das Unternehmen hatte im September 2022 auch den ersten geklonten arktischen Wolf vorgestellt - die Bedingungen für den Reitsport in China verbessern. „Das Klonen kann helfen, die Kosten für die Zucht und Aufzucht von Pferden zu senken.“
Klon-Pferde seit 2012 im Reitsport erlaubt
Allerdings ist China nicht das erste Land, das diesen Weg beschreiten will. Bereits seit den frühen 2000er Jahren ist das Klonen von Sportpferden in mehreren Ländern erlaubt. Italien hatte daher im Jahr 2003 das erste geklonte Pferd der Welt präsentiert. Unter anderem ist das Klonen auch in den USA, Großbritannien und Südkorea erlaubt.
Diese Entwicklung hat die Internationale Reiterliche Vereinigung FEI aufgenommen. Seit 2012 ist die Teilnahme von Klon-Pferden und deren Nachkommen an FEI-Veranstaltungen erlaubt.
Daher dürfte sich Zhuangzhuang als wichtigen Schritt für die chinesischen Reitsport-Ambitionen erweisen. Das Klonen allein wird jedoch noch nicht den endgültigen Erfolg bringen. Denn neben den Genen brauchen Reitpferde auch eine gute Ausbildung und Pflege. Ob China bereits das dafür nötige Know-how besitzt, muss sich erst noch zeigen.
Und auch hier kommt wieder Deutschland ins Spiel. Equestrian Globe ist mittlerweile als offizieller Vertreter der FN in China präsent und bietet das deutsche Ausbildungssystem in Form von Kursen an, wie Eckjans betont. „Es gibt sehr viele Reiter oder Reitinteressenten, Jugendliche, die gerne ein deutsches Zertifikat oder Abzeichen an der Wand hängen hätten, als eine Art Auszeichnung.“
Man darf also davon ausgehen, dass China in Zukunft auch im Reitsport mitmischen will.