Martin Richenhagen ist ein Mann, der sagt, was er denkt.
Räumt er das deutsche Reit-Chaos auf?
Donald Trump nannte er kürzlich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung einen „angeberischen Schwätzer“, Elon Musk einen „Spinner“. In der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN, die seit Juli führungslos ist, dürfte der einstige Topmanager ebenfalls kein Blatt vor den Mund nehmen.
Weshalb unsicher ist, ob der inhaltlich profilierte Kandidat von den Landes- und Zuchtverbänden in das angestrebte Präsidentenamt kommen wird.
Ist Richenhagen dem Reit-Verband zu unbequem?
Bei der Kür der Kandidaten am Dienstag hinter verschlossenen Türen am Verbandssitz in Warendorf soll der 72 Jahre alte Richenhagen mit einem verständlichen Konzept überzeugt haben. Es gilt, den nicht nur wirtschaftlich taumelnden Verband wieder in die Spur zu bringen. Neue Geschäftsfelder für den Reiterverband beispielsweise, zudem einen externen Beraterstab mit Kundensicht der Reiter auf die FN. Es gelte darüber hinaus, die Vereine bei der Entwicklung eines Service- und Dienstleistungsgedankens zu fördern und zu unterstützen.
Richenhagen kann sich einer klaren Mehrheit trotz oder gerade wegen seiner klaren Vorstellungen sicher sein. Die trübe „Fotogate-Affäre“ und der Rückzug des ähnlich arrivierten Kandidaten Stefan Unterlandstättner haben gezeigt, wie es hinter den Verbandskulissen zugeht. Es geht auch jetzt um Machtfragen, unter anderem die Macht von FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach.
„Herr Lauterbach ist mit seiner Aufgabe seit Jahren vollkommen überfordert, Herr Lauterbach muss weg“, hatte dieser dem Züchterforum nach dem Rücktritt von Präsident Hans-Joachim Erbel im Juli gesagt. Lauterbach und Erbel bezeichnete Richenhagen seinerzeit als „Studentenreiterkumpel“.
Gegenkandidaten sollen weniger überzeugt haben
Da gingen es die beiden anderen Kandidaten Hans-Jürgen Meyer und Heinrich Bottermann am Dienstag offenbar zahmer an. Der 71 Jahre alte Meyer, Unternehmer und Reiterhof-Besitzer, verwies mehrfach auf seine wirtschaftliche Kompetenz, einen echten Maßnahmenplan soll er schuldig geblieben sein. Der 68-jährige Bottermann, Tierarzt und ehemaliger Staatssekretär im NRW-Landeskabinett, gab auf konkrete Fragen zur Steigerung der Einnahmen und Senkung der Kosten angeblich keine überzeugenden Antworten.
Bis zum 9. Oktober muss der Beirat Sport nun einen Namen auswählen, und nur der steht dann im Rahmen der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 12. November in Warendorf zur Wahl. In der Vorauswahl muss sich dafür einer der drei Anwärter mit mehr als 50 Prozent der Stimmen durchsetzen. Richenhagen wirkt wie die logische Wahl, allerdings könnten sich die Landes- und Zuchtverbände durch den unbequemen Macher in ihrer Autonomie und Gestaltungshoheit bedroht sehen.
Öffentliche Statements gab es nach der Kandidaten-Kür am Dienstag nicht.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)