Seine Tochter gilt als Deutschlands Jahrhundertsportlerin, Liebling der Nation, die Athletin, die zusammen mit Boris Becker das Tennis in Deutschland groß gemacht hat.
Aufstieg und Fall eines Tennis-Patriarchen
Er selbst galt als Verkörperung des Sportlervaters schlechthin: ehrgeizig, machtbewusst und so sehr auf das Wohl seines Kindes fixiert, dass es am Ende schon wieder schädlich war.
Heute vor 11 Jahren, am 30. November 2013, starb Peter Graf, der Vater von Steffi Graf und in der bundesdeutschen Sportlandschaft selbst eine überlebensgroße Figur - im Aufstieg wie im Fall.
Peter Graf: Er lenkte Steffi Grafs Jahrhundert-Karriere
Peter Graf, am 18. Juni 1938 in Mannheim geboren, war in jungen Jahren selbst Tennisspieler und familiär von einem Schicksalsschlag geprägt: Seine Mutter Rosemarie starb, als er 18 war, das Verhältnis zu seinem Vater Alfons war gestört, die beiden sprachen jahrelang nicht miteinander.
Peter Graf lebte ein bürgerliches Leben als Versicherungskaufmann und Gebrauchtwagenhändler, als er mit 27 spät die Leidenschaft seines Lebens entdeckte: Er spielte Tennis auf Regionalliga-Niveau, wurde Trainer und erwarb auch eine Tennishalle.
Wegen seiner Kenntnisse bemerkte er schnell das besondere Talent seiner 1969 geborenen Tochter Stefanie. Als Steffi acht Jahre alt war und bei Kinderturnieren ihr Potenzial unterstrich, entschloss sich Peter, sämtliche anderen Beschäftigungen aufzugeben und verschrieb sich voll und ganz der Förderung ihrer Karriere.
Im Jahr 1982 meldete Peter Graf die damals 13 Jahre alte Tochter auf der WTA-Tour an - früher, als es heute möglich wäre. Den Job als Trainer überließ Peter Graf fortan dem ehemaligen Profi Pavel Slozil aus der damaligen Tschechoslowakei, als Manager blieb Papa Graf der über allem schwebende Strippenzieher.
Skandal-Enthüllungen bewegten den Boulevard
Die Erfolgsgeschichte, die folgte ist bekannt: 1986 gewann Graf ihr erstes Turnier, 1987 folgte bei den French Open der erste Major-Titel und der Aufstieg zur Nummer 1 der Weltrangliste, 1988 der unerreichte Golden Slam mit Siegen bei allen vier Grand-Slam-Turnieren und Olympia in Seoul – mit damals gerade mal 19 Jahren.
Mit 107 Turniersiegen im Einzel, 22 Grand-Slam-Titeln und 377 Wochen als Nummer 1 traf Graf 1999 als lebende Legende ab. Der Ruf des lange nicht von ihrer Seite weichenden Vaters war zu diesem Zeitpunkt allerdings schwer beschädigt.
Im Jahr 1990 hielten Enthüllungen um eine angebliche Affäre mit einem Nacktmodell mit Verbindungen ins Rotlicht-Milieu und ein uneheliches Kind die Boulevardpresse in Atem. Wegen Erpressung Grafs wurden das Model und der Boxpromoter Ebby Thust 1992 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Im Jahr 1995 wurde ein Skandal anderer Art publik: Die Staatsanwaltschaft Mannheim eröffnete ein Verfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen Peter und auch Steffi Graf.
Steuer-Affäre brachte Vater Graf ins Gefängnis
Der Patriarch hatte selbst schon Jahre zuvor angedeutet, dass ihm das Management der reich verdienenden Tochter über den Kopf gewachsen war. Nun zeigte sich durch Unstimmigkeiten in den Steuererklärungen und anschließenden Hausdurchsuchungen, dass er dabei auch in betrügerischer Manier den Fiskus um Millionen geprellt hatte.
Peter Graf nahm seine Tochter letztlich aus der Schusslinie und alle Schuld auf sich, kooperierte mit den Fahndern. 1997 wurde er schließlich wegen der Hinterziehung von 12,3 Millionen D-Mark zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.
Peter Graf kam 1998 vorzeitig auf freien Fuß, im selben Jahr ließ er sich von Steffis Mutter Heidi scheiden. Aus der größeren Öffentlichkeit zog sich Peter Graf fortan zurück, arbeitete aber weiter als Tennistrainer und in Beraterjobs.
Peter Graf starb 2013 an Krebs
Im Jahr 1999 heiratete Peter Graf neu, zu Tochter Steffi hatte er trotz der vielen Erschütterungen am Ende ein normales Vater-Tochter-Verhältnis. Auch mit Schwiegersohn Andre Agassi verstand Peter Graf sich gut. „Er ist ein lieber, äußerst höflicher und wohlerzogener Kerl - wir haben viel Spaß miteinander“, sagte Peter Graf 2007 der Rheinischen Post.
Schwieriger war es mit Agassis 2021 verstorbenem Vater Emmanuel, einem Tennis-Vater der schlimmeren Art. Nach Agassis Angaben war eine Begegnung der beiden in einem heftigen Streit und einer Beinahe-Prügelei geendet - Thema: welches der beiden Kinder die bessere Rückhand-Technik gehabt hätte.
Als Peter Graf 2008 70 wurde, veröffentlichte der Filmemacher Ulreich Stein eine Doku über Graf und mühte sich dabei, sein Vermächtnis ins rechte Licht zu rücken: „Man sollte Peter Graf nicht nur als Steuersünder sehen. Ohne ihn hätte es Steffis Siegeszug, den alle Deutschen bejubelten, nie gegeben“, sagte Stein nach den zwei Jahre langen Dreharbeiten.
Peter Graf starb am 30. November 2013 im Alter von 74 Jahren an Krebs.