Aleksandr Dolgopolov stand in der Tennis-Weltrangliste einst auf Rang 13. Er spielte im Viertelfinale der Australian Open. Er duellierte sich mit Roger Federer und Novak Djokovic und besiegte Rafael Nadal. Doch seit Jahren wird sein Alltag nur noch vom Krieg geprägt.
Ex-Tennis-Star durchlebt Horror: "Im Moment will ich nur überleben"
„Im Moment will ich nur überleben“
Der Ukrainer hatte sich in seiner von Russland attackierten Heimat freiwillig gemeldet. Im Interview mit dem Spiegel schilderte er nun, wie es ihm seitdem ergangen ist.
„Im Grunde bin ich froh, mein Land verteidigen zu können“, sagte Dolgopolov. Aber er wünsche sich „nichts mehr als Frieden“. Ihm fehle die „innere Ruhe und ein Tag ohne Meldung über getötete Kinder, Zivilisten, Kameraden.“
Ex-Tennis-Star berichtet von schrecklichem Vorfall
Dolgopolov ist als Drohnenpilot im Einsatz. Der 36-Jährige musste schreckliche Erlebnisse mitmachen.
„Im Spätsommer 2023 war meine Einheit in der Region Saporischschja unterwegs. Wir machten Drohnenaufnahmen vom Terrain, als wir plötzlich beschossen wurden”, berichtete der Ex-Sportler.
„Wir sprangen in einen Schützengraben, aber die Einschläge kamen immer näher, rüttelten uns heftig durch. Dazu muss man wissen: Wenn Granaten dieser Größe weniger als acht Meter entfernt von einem einschlagen, kann es dir die Eingeweide zerfetzen.“
Dolgopolov schilderte: „Am Ende blieb uns nur zu hoffen, dass es uns nicht erwischt, wir hatten eine Scheißangst. Nach etwa 20 Einschlägen hörte es auf. Schon irre, wenn ich mir das im Nachhinein überlege.“
Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert, wo er eine Woche verbrachte. Wegen einer Gehirnerschütterung und starker Kopf- und Ohrenschmerzen.
„... wäre ich lieber tot“
Der einstige Tennis-Star wird häufig mit dem Tod konfrontiert. Und mit Dingen, die für ihn sogar noch schlimmer wären: „Ehrlicherweise habe ich größere Angst, verletzt zu werden und ein Leben als Invalide führen zu müssen. Könnte ich es mir aussuchen, wäre ich lieber tot.“
Noch war er in keine „direkten Gefechte“ verwickelt, er habe nur über die Kamera der Drohne Menschen sterben sehen. „Keine 100″ Kameraden habe er verloren.
Trotzdem: Zukunftspläne mache Dolgopolov keine mehr. „Im Moment will ich nur überleben. Wenn einem Kameraden bei einer Explosion vor deinen Augen ein Bein abgerissen wird, bekommt dein Blick auf das Leben eine neue Perspektive. Ich wünsche diese Erfahrung niemandem.“