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Becker gibt sehr private Einblicke: "Was ich erlebt habe, hält keine Sau aus"

Becker rechnet ab

Boris Becker gewährt in einem Interview sehr private Einblicke, spricht auch über kritische Phasen in seinem Leben - und rechnet mit den deutschen Medien ab.
Boris Becker blickte in einem Interview auf sein Leben zurück
Boris Becker blickte in einem Interview auf sein Leben zurück
© IMAGO/Panama Pictures
Boris Becker gewährt in einem Interview sehr private Einblicke, spricht auch über kritische Phasen in seinem Leben - und rechnet mit den deutschen Medien ab.

Neben zahlreichen Höhen hat Boris Becker auch viele Tiefen erlebt. Darüber hat die deutsche Tennis-Legende nun ausführlich in einem Interview gesprochen.

„Was ich beruflich und privat erlebt habe, das hält eigentlich keine Sau aus. Gerade die Behandlung durch die deutschen Medien war beispiellos“, sagte Becker der Sports Illustrated: „Ich habe es überlebt – und bin dadurch vielleicht noch stärker zurückgekommen. Dass es mich mit 57 noch gibt, überrascht mich selbst und ist für mich wie ein weiterer Wimbledon-Sieg.“

Dreimal konnte Becker in Wimbledon triumphieren.

Vor allem nach seinem Karriereende „gab es sehr viele kritische Phasen“, wie er erzählte: „Ich brauchte eine Aufgabe, um morgens aus dem Bett zu kommen. Drei Jahre hing ich durch, bis ich mit 35 das Fernsehen entdeckte und Analyst, Kommentator und Moderator wurde.“

Becker: „Eigentlich war ich mit Mitte 20 am Ende“

Becker gab aber auch zu, seine Profi-Karriere zu spät beendet zu haben: „Wäre es nach mir gegangen, hätte ich viel früher aufhören wollen. Ich hatte alles gewonnen, was ich gewinnen wollte. Und wenn du zum siebten Mal im Wimbledon-Finale stehst, dann weißt du, wie es geht. Das hat mich emotional nicht mehr gepackt. Eigentlich war ich mit Mitte 20 am Ende und hatte keine Motivation mehr.“

Becker verriet, wer ihn am Aufhören hinderte: „Das Management, die Berater, die Trainer, die wussten von meinen Gedanken und meinten nur: Bist du wahnsinnig, du hast Verträge, du bist in den Top 10, du kriegst Millionen. Deswegen habe ich mich breitschlagen lassen, weiterzuspielen.“

Er war „oft von den falschen Personen umgeben. Ich hatte nicht immer die besten Freunde um mich herum. Im Nachhinein ist man immer klüger. Als Tennisspieler habe ich meines Erachtens meistens die richtigen Entscheidungen getroffen. Nach der Karriere war das nicht mehr so“.

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Boris Becker: „Ich geriet in einen Strudel“

Das führte dazu, dass sich Becker „oft in meine beruflichen und privaten Entscheidungen reinreden ließ, mach dies und jenes. Die vielen falschen Ratschläge, auf die ich hörte, waren gerade nach meiner Karriere ein Problem“.

Laut Becker „kommst du nach der Karriere in eine Komfortzone. Man muss sich nicht mehr beherrschen. Und dann wird man auch bei den Entscheidungen nachlässiger und guckt nicht mehr so genau hin, was im Vertrag im Kleingedruckten steht, und glaubt stattdessen das, was der Anwalt sagt.“

Er präzisierte: „So geriet ich in einen Strudel, einen Treibsand und wurde mit jeder Umdrehung weiter nach unten gezogen. Gemerkt habe ich es erst ganz am Schluss. Aber da war es schon zu spät.“

2022 führte ein Insolvenzverfahren zu einer Haftstrafe für Becker.

„Jede Krise, die ich in meinem Leben überlebt habe, war positiv, ich habe immer mehr aus meinen Niederlagen gelernt als aus meinen Siegen. Das war aber sicher eine sehr existenzielle Krise, in der es wichtig war, zu mir zurückzufinden“, sagte er.