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"Das größte Match, das ich je gespielt habe"

Die Schlacht von Hartford

Am 24. Juli 1987 lieferten sich die Tennis-Legenden Boris Becker und John McEnroe ein episches Duell. Dieses ging danach als „Die Schlacht von Hartford“ in die Geschichte ein.
Boris Becker gibt Einblicke in die Einschränkungen seines Privatlebens durch seine Berühmtheit.
Am 24. Juli 1987 lieferten sich die Tennis-Legenden Boris Becker und John McEnroe ein episches Duell. Dieses ging danach als „Die Schlacht von Hartford“ in die Geschichte ein.

Am 24. Juli 1987 kämpften Deutschland und die USA im Civic Center in Hartford in der Abstiegsrunde des Davis Cups um den Klassenerhalt in der Weltgruppe. Dabei im Mittelpunkt die jeweiligen Stars ihrer Nationen: Boris Becker und John McEnroe.

Beide Teams hatten zuvor ihre erste Runde überraschend verloren, und so kam es zum großen Showdown. Keine der beiden Mannschaften war zuvor aus der Weltgruppe der 16 besten Teams abgestiegen.

McEnroe wird für Kracher extra reaktiviert

McEnroe, der knapp drei Jahre nicht mehr für sein Land angetreten war, wurde für das Duell extra reaktiviert. Auf der anderen Seite stand mit Becker ein Spieler, der nach seinem kometenhaften Aufstieg zwei Jahre zuvor seine erste sportliche Krise erlebte.

Als Titelverteidiger schied der damals 19-Jährige in Wimbledon völlig überraschend in Runde zwei gegen den australischen Nobody Peter Doohan aus - jetzt sollte er sein Team praktisch im Alleingang in der Weltgruppe halten.

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Dabei war es natürlich von Vorteil, dass Eric Jelen im ersten Spiel des Tages schon überraschend den weitaus höher eingeschätzten Tim Mayotte in fünf Sätzen besiegen konnte und Deutschland damit mit 1:0 in Führung brachte.

Partie wird zur Nervenschlacht

Was sich danach aber abspielte, war mehr, viel mehr als nur ein Tennis-Match. Vor 16.000 elektrisierten Zuschauern, die McEnroe frenetisch anfeuerten, entwickelte sich ein unerbittlicher Fight um jeden Punkt.

Garniert mit Feindseligkeiten, die hauptsächlich vom US-Amerikaner ausgingen. McEnroe beschimpfte nicht nur seinen deutschen Gegner, sondern legte sich auch mit dem französischen Stuhlschiedsrichter Claude Richard und den Linienrichtern an.

Es entwickelte sich ein Kampf, der zur Schlacht wurde. Becker, der die verbalen Attacken seines Gegners immer häufiger auch konterte, sprach nach dem Match von „Krieg“.

Ein „Krieg”, den der Deutsche nach 6:21 Stunden mit 4:6, 15:13, 8:10, 6:2, 6:2 gewann. Es war das bis dato zweitlängste Match der Davis-Cup-Geschichte - mit einem Ergebnis, das nach der Einführung des Tiebreaks in dem traditionsreichen Wettbewerb heute gar nicht mehr möglich wäre.

Fünf Stunden für drei Sätze

Die Kurzversion des Dramas: Nachdem McEnroe den ersten Satz gewinnen konnte, konterte Becker im zweiten Durchgang, ehe McEnroe erneut in Führung ging. Die ersten drei Sätze dauerten länger als fünf Stunden!

Anschließend war McEnroes Widerstand aber gebrochen, die letzten beiden Sätze gingen klar an Becker. Der wandte sich nach dem verwandelten Matchball - ein Rückhand-Volley - noch am Netz an seinen Gegner: „Ganz gleich, was auf dem Platz passiert ist, es hat Spaß gemacht, gegen dich zu spielen.“

McEnroe erwiderte später bei der Pressekonferenz: „Ich hatte nicht mehr viel übrig. Ich habe alles gegeben, was ich konnte. Es war schön, Teil eines großen Matches gewesen zu sein. Ich wünschte nur, das Ergebnis wäre anders.“

Becker sprach indes vom „größten Match, das ich je gespielt habe“ - und stichelte noch ein letztes Mal in Richtung seines Gegners: „Ich bewundere ihn als Tennisspieler, aber er tut mir als Mensch leid. Er wird genau wissen, warum.“

Der Grundstein einer goldenen Ära

Der Sieg bedeutete das 2:0 für Deutschland. Nachdem die US-Amerikaner noch zum 2:2 ausgleichen konnten, war es am 26. Juli wieder Becker, der mit einem Fünfsatzsieg über Mayotte den Klassenerhalt sicherte und den Abstieg des US-Teams besiegelte.

Nachdem der Sieg feststand, lief Becker mit einer riesigen schwarz-rot-goldenen Fahne in der Hand durch die Halle - und schuf damit ein Bild für die Ewigkeit.

Für das deutsche Team markierte der Sieg den Grundstein für die erfolgreichste Ära der Verbandsgeschichte. 1988, 1989 und 1993 gewann Deutschland den Davis-Cup.