Die Nachricht über den Tod von Niki Pilic hat auch seine ehemaligen Spieler in tiefe Trauer gestürzt. Am Montag verstarb die Trainer-Legende im Alter von 86 Jahren in Opatija in seiner kroatischen Heimat. Bei SPORT1 erinnert sich mit Carl-Uwe Steeb ein enger Wegbegleiter der Ikone:
Tennis-Deutschland verliert "den größten Trainer"
Deutscher Ex-Profi trauert um Legende
„Da bleibt eine Legende. Es wird nicht nochmal einen so erfolgreichen Trainer in Tennis-Deutschland jemals geben. Seine größte Fähigkeit war es, egal wer da war, ein wirkliches Team aus den Spielern zu formen“, betont Steeb: „Er war in unserer Karriere und für das deutsche Tennis ein Großer. Er hat extreme Verdienste für Tennis-Deutschland geleistet. Er ist der größte Trainer, den wir je hatten.“
Bis zum Lebensende von Pilic pflegte er ein enges Verhältnis zu seinem Förderer. Noch vor wenigen Wochen telefonierten die beiden anlässlich des Geburtstages: „Auch Eric Jelen hatte ihn angerufen. Das war nicht abzusehen. Niki hat mir gesagt, er ist noch fit, spielt Tennis und ihm geht es gut. Das ist sehr überraschend für mich.“
Der Ex-Profi gewann mit Coach Pilic drei Mal den Davis Cup und sorgte für einen großen Hype in Deutschland. Beim „Wunder von Göteborg“ 1988 und 1989 in Stuttgart - jeweils gegen Schweden - war Boris Becker der Kopf der deutschen Mannschaft, 1993 in Düsseldorf gegen Australien führte Michael Stich das Team an.
„Noch nicht wirklich Zeit, um es zu verdauen“
Steeb selbst erfuhr erst am Dienstag von einem Journalisten vom Tod seines langjährigen Wegbegleiters: „Es ruft mich eine Person nach der anderen an. Ich hatte noch gar nicht wirklich Zeit, um es zu verdauen. Er hat mir sehr viel bedeutet in meiner Karriere. Ich spreche auch seiner Frau und seinen beiden Kindern mein Beileid aus.“
Die ehemalige Nummer 14 der Weltrangliste bezeichnet seinen Ex-Trainer als „guten und geschätzten Freund“ weit über die Karriere hinaus. Auch die Teamkollegen hatten eine ähnlich enge Verbindung.
„Ich habe schon mit Eric Jelen und Marc-Kevin Göllner telefoniert. Wir wissen noch nichts über eine Trauerfeier, aber je nachdem wie die Familie es gestaltet, werden wir ganz sicher da sein. Auch die beiden waren geschockt, weil jeder eine besondere Beziehung hatte zu ihm. Auch für die anderen hatte sich das nicht angedeutet“, sagte Steeb.
Steeb und Pilic erreichten Großes
Im Davis-Cup-Finale im schwedischen Göteborg bezwang Steeb 1988 den damaligen Weltranglistenersten Mats Wilander nach 0:2-Satzrückstand mit 8:10, 1:6, 6:2, 6:4, 8:6. Auch im fünften Satz lief der Deutsche hinterher. Da sagte Pilic auf der Bank nur: „Muss du machen Break, sonst ist es verloren.“
Noch heute erinnert sich Steeb genau an diesen Moment. „Mit solchen lustigen Sätzen hat er die Lockerheit in angespannten Momenten reingebracht. Mit so etwas wurde einem auch die große Last als Spieler genommen. Das ist wichtig als Trainer, wenn man sagt, dass man die Verantwortung gemeinsam hat und den Spieler nicht allein lässt.“
Der 58-Jährige erinnert sich an harte Einheiten auf dem Platz mit Pilic. „Aber wir haben auch viel Spaß gehabt – außerhalb des Platzes. Auf dem Platz war das immer sehr diszipliniert. Da ging es um die Sache und da konnte er sehr hart sein. Er war aber auch sehr kompetent und deshalb war er ein sehr wertvoller Trainer", sagte Steeb.
Steeb betont auch das große Engagement von Pilic über seine Aufgaben als Davis-Cup-Chef hinaus: „Er hat uns zwischendurch auch mal als persönlicher Coach begleitet, wenn man gerade keinen hatte – egal ob bei mir, Eric Jelen, Michael Stich oder Boris Becker. Jeder hat seinen Rat sehr geschätzt.“