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Tennis: "Die Veranstaltung beging die Todsünde aller Todsünden"

Tennis-Match in der Presse zerrissen

Viel Show, wenig Bedeutung: Das „Battle of the Sexes“ zwischen Nick Kyrgios und Aryna Sabalenka stößt in der internationalen Presse auf wenig Begeisterung. Stattdessen hagelt es Kritik.
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Viel Show, wenig Bedeutung: Das „Battle of the Sexes“ zwischen Nick Kyrgios und Aryna Sabalenka stößt in der internationalen Presse auf wenig Begeisterung. Stattdessen hagelt es Kritik.

Eine „Farce“, ein „regelrechter Zirkus“ - und kein Vergleich zu 1973: 52 Jahre nach dem legendären Duell zwischen Billie Jean King und Bobby Riggs stand der Welt des Tennis wieder ein „Battle of the Sexes“ bevor.

Beim Show-Event in Dubai trat am Sonntag die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka gegen den Australier Nick Kyrgios an, der nach monatelanger Verletzungsmisere auf Position 673 der Weltrangliste zurückgefallen war. Der ehemalige Wimbledon-Finalist setzte sich in einem unspektakulären Duell mit 6:3, 6:3 gegen die Belarussin durch.

„Während zweier Monate kontroverser Vorbereitung wurde dieses Match mal als Einladung an Misogynisten weltweit präsentiert, mal als goldene Gelegenheit für den Tennissport, ein neues Publikum zu gewinnen“, schrieb Kolumnist Matthew Lambwell bei der Daily Mail über das Duell, das bei der internationalen Presse eher für Kopfschütteln als Euphorie sorgte.

„Ein seelenloses Event in einer seelenlosen Stadt“

Sein hartes Urteil nach der Partie? „Am Ende beging die Veranstaltung die Todsünde aller Todsünden: Sie war langweilig. Hingerotzt, schlecht organisiert und langweilig. Was haben wir aus der Coca-Cola-Arena in Dubai gelernt? Nichts. Was haben wir gefühlt? Nichts. Ein seelenloses Event in einer seelenlosen Stadt, in einer seelenlosen Arena, die nach einem seelenlosen Getränk benannt ist.“

Der britische Guardian betitelte die Partie zudem als „Tennismatch für Menschen, die sich nur am Rande für diesen Sport interessieren“. Dabei bewegte man sich „ungelenk zwischen Exhibition, PR-Gag und echtem Zirkus“.

Besonders im Fokus standen bei der Kritik des Blatts die zahlreichen Unterbrechungen während des Events. Sowohl die Macarena-Einlage von Sabalenka im zweiten Satz als auch das Verschenken von Tennisbällen ans Publikum und die Pausen, um die Aufmerksamkeit auf die prominenten Gäste zu richten, trugen zum Eindruck einer schlecht organisierten Show bei. „Eine merkwürdige Entscheidung für ein Event, das gezielt das TikTok-Publikum ansprechen sollte“, urteilte der Guardian.

Insgesamt sei das Event „meilenweit entfernt von der legendären ‚Schlacht der Geschlechter‘ zwischen Billie Jean King und Bobby Riggs" gewesen. „King fürchtete, dass eine Niederlage das Frauentennis um fünfzig Jahre zurückwerfen würde. Mit jedem Schlag ihres Wilson-Autograph-Schlägers setzte sie jedoch ein kraftvolles Zeichen für Fairness, Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit“, beschrieb der Guardian die damalige Bedeutung, die sich in diesen Tagen nicht erkennen ließ.

Während nicht einmal die TV-Übertragung der BBC ohne Kritik davonkam und von der Daily Mail aufgrund der Vielzahl technischer Probleme als „vergleichbar mit dem Ansehen eines Tennisspiels während eines epileptischen Anfalls“ beschrieben wurde, urteilte in den USA auch The Athletic: „Was eine Tragödie hätte werden können, wurde zu einer Farce.“

In Kyrgios Heimatland Australien wurde die Partie vom Sydney Morning Herald darüber hinaus als „ungeschickt, peinlich und teuer“ bezeichnet.

„Ein Match, das die Welt dümmer gemacht hat“

Doch was bleibt nun von dem groß vermarkteten „Battle of Sexes“? Der Journalist und Tennis-Experte Ben Rothenberg war sich sicher: „Dieses Match hat die Welt auf jeden Fall dümmer gemacht. Die ganze Veranstaltung war eine einzige Augenwischerei. Da kann Kyrgios noch so oft sagen, dies sei die Zukunft des Tennis. Welche Zukunft soll das bitte sein?“

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Einen positiveren Ausblick fand die Daily Mail hingegen doch noch: „Sollten im Jahr 2026 ein paar Menschen mehr einschalten, um Sabalenka in der prestigeträchtigeren Atmosphäre eines Grand-Slam-Turniers zu sehen, dann war die ‚Schlacht der Geschlechter‘ vielleicht doch mehr als nur eine kolossale Zeitverschwendung.“

Kann ein solches Spiel wirklich schlecht sein?

Das Fazit der beiden Tennis-Stars fiel ohnehin deutlich positiver aus. Kyrgios feierte das Event als „großartigen Zwischenschritt für den Tennissport“ und auch Sabalenka deutete an, sich ein weiteres Duell vorstellen zu können: „Er hatte zu kämpfen, war sehr müde. Beim nächsten Mal kenne ich seine Taktik sowie seine Stärken und Schwächen.“

Die Ansetzung hatte nicht zuletzt damit zu tun, dass die beiden Kontrahenten von derselben Management-Agentur vertreten werden - auch deswegen fehlte der ernsthafte Hintergrund der ersten Ausgaben. „Es ist nicht dasselbe“, hatte die große Billie Jean King, mittlerweile 82, vor der Partie der BBC gesagt: „Bei uns ging es um sozialen Wandel, kulturell gesehen, wo wir 1973 standen. Bei diesem Match nicht.“

Sie habe seinerzeit gewusst, dass sie den damals 55 Jahre alten Chauvinisten Riggs „schlagen musste“ - nachdem dieser Monate zuvor ihre große Kontrahentin Margaret Court im ersten „Battle of the Sexes“ demontiert und das Tennis der Frauen verspottet hatte.

Das passierte am Sonntag nicht, auch wenn Sabalenka mit einem neun Prozent kleineren Feld spielte und der Australier Kyrgios augenscheinlich nicht in jedem Ballwechsel an seine Leistungsgrenze ging. „Ich habe das Gefühl, dass wir unserem Sport mehr Aufmerksamkeit verschafft haben“, sagte Sabalenka: „Und ich sehe nicht, wie das schlecht sein kann.“

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mit Sport-Informations-Dienst (SID)