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Ein Trip nach Deutschland änderte für ihn alles

Ein Deutschland-Trip verändert alles

Mit zwölf Jahren trifft Jamie Mackenzie eine lebensverändernde Entscheidung. Diese bringt ihn nach Deutschland, wo einige Herausforderungen auf das Tennis-Juwel warten. Bei SPORT1 erzählt der heute 17-Jährige von dieser Zeit und seinem Weg nach oben.
Jamie Mackenzie bei den Australian Open der Junioren 2025
Jamie Mackenzie bei den Australian Open der Junioren 2025
© IMAGO / Hasenkopf
Mit zwölf Jahren trifft Jamie Mackenzie eine lebensverändernde Entscheidung. Diese bringt ihn nach Deutschland, wo einige Herausforderungen auf das Tennis-Juwel warten. Bei SPORT1 erzählt der heute 17-Jährige von dieser Zeit und seinem Weg nach oben.

Um Träume zu verwirklichen, braucht es manchmal einschneidende Lebensentscheidungen. Das musste auch Jamie Mackenzie früh lernen.

An seinem zwölften Geburtstag reiste er mit Sack und Pack mit seinem Vater um die halbe Welt von Neuseeland nach Deutschland und setzte damit alles auf eine Karte - alles für das große Ziel, Tennisprofi zu werden.

Inzwischen ist Mackenzie 17 Jahre alt und auf dem besten Weg, sein Ziel zu erreichen.

Reise ins Ungewisse für den Traum von der Tennis-Karriere

Die Nummer 19 der Junioren-Weltrangliste schaffte 2025 erstmals den Sprung zu den Junioren-Grand-Slams. Dort konnte er sich mit den besten Spielern seines Alters messen - ein wichtiger Grund, warum er sich auch für den Umzug nach Europa entschied.

Sein neues Zuhause hat Mackenzie in Düsseldorf gefunden, wo sein Vater bereits Tennis spielte und entsprechende Kontakte die Eingewöhnung erleichterten.

Doch auch wenn Mackenzie, der unter deutscher Flagge spielt, nur lobende Worte für seine neue Heimat findet, war vor allem die Anfangszeit von großen Herausforderungen geprägt – die neue Sprache war nur eine davon.

Der Teenager besuchte einen Deutsch-Intensivkurs, der sich für ihn anfühlte „wie ein Gefängnis“, wie er in inzwischen flüssigem Deutsch im exklusiven Interview für den SPORT1-Tennis-Podcast Cross Court erzählt.

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„Da hast du nur zehn Minuten (Pause; Anm. d. Red.) pro Tag, lernst dann vier Stunden nur Deutsch und hast Typen, die kein Englisch sprechen können. (…) Das ist dann richtig schwer, Freunde zu finden“, erinnert er sich.

Drei Jahre seine Mutter nicht sehen? Härtetest für DTB-Talent

Hinzu kam noch eine große Herausforderung für seine Familie: Unter anderem aufgrund der Corona-Beschränkungen konnte Mackenzie seine Mutter, die in Neuseeland geblieben war, drei Jahre lang nicht sehen. Eine „sehr toughe Erfahrung“, die ihn aber auch härter gemacht hat.

Abgehärtet hat ihn auch das Wetter in Deutschland: „Ich bin aus dem neuseeländischen Sommer gekommen und hier waren -3 Grad und es regnete.“

Besonders das erste halbe Jahr nach dem Umzug fiel ihm aus all diesen Gründen schwer. Doch dem Youngster half die Erinnerung, wofür er all das auf sich genommen hatte.

„Ich musste immer mal dran denken: Okay, das ist für Tennis, das will ich wirklich durchziehen. Zum Glück habe ich Matches in dieser Zeit gewonnen, sonst hätte ich es mir auf jeden Fall überlegt“, gesteht Mackenzie.

Inzwischen fühlt er sich in seiner neuen Heimat aber rundum wohl. „Ich finde es unfassbar in Deutschland. Die Stimmung, die man immer vom Center Court kriegt, den Support vom Publikum, vom Deutschen Tennis Bund – ich könnte mir nicht mehr wünschen“, schwärmt Mackenzie.

Finanzielle Herausforderungen? „Man darf jetzt nicht rumheulen“

Doch der Traum vom Tennisprofi bringt nicht nur sportliche, sondern auch finanzielle Herausforderungen mit sich. Bei dem Abschied aus Neuseeland hätten er und sein Vater „nicht so viel darüber nachgedacht, wieviel das kosten wird.“

Daher ist er immer noch auf der Suche nach finanzieller Unterstützung, um unter anderem die zahlreichen Reisen zu den Turnieren finanzieren zu können. Dafür hat Mackenzie sogar einen Spendenaufruf auf seiner Homepage gestartet.

„Um davon leben zu können, musst du so auf Platz 100, 120 (der Welt) mindestens stehen“, sagt der Spieler vom Düsseldorfer Rochusclub. Im Basketball, Fußball und American Football könne man keine Minute spielen, aber „trotzdem drei Millionen pro Jahr verdienen. Aber du weißt, was kommt, wenn du diese Reise im Profitennis anfängst, also darf man jetzt nicht rumheulen.“

Hautnah dran an den Stars um Alcaraz und Sinner

Dennoch spielten die Finanzen auch eine Rolle bei der Entscheidung, erst einmal den Weg über die Junioren-Turniere zu gehen, anstatt es schon früh auf der Herren-Tour zu versuchen, wie es beispielsweise die DTB-Talente Justin Engel und Diego Dedura taten.

„Die Herren sind schon noch einen Schritt weiter, körperlich, mental“, sagt Mackenzie und fügt hinzu: „Ich war am Anfang des Jahres noch nicht reif genug, um bei den Profis zu spielen. Deshalb habe ich entschieden, erst einmal Juniors zu spielen.“

So konnte er im Rahmen der Junioren-Grand-Slams ganz nah an den Profis dran sein. „Du siehst Alcaraz, Sinner, Djokovic und was die für ein Warm-up machen, wie die spielen – generell alles. Das kannst du dir anschauen, vergleichen, was du machst und weißt, was du noch verbessern kannst“, berichtet Mackenzie. Auch Gespräche „mit Profis wie Struff oder Zverev“ wären möglich.

Inzwischen fühlt sich Mackenzie aber bereit, sich auch mit den Spielern im Herrenbereich zu messen.

Jamie Mackenzie: „Das habe ich schon als Erfolg gesehen“

Bei seinem ersten Match auf der zweitklassigen Challenger Tour erreichte er in Bonn nach einem klaren Zwei-Satz-Erfolg über den Brasilianer Matheus Pucinelli de Almeida (damals Nr. 278 der Welt) direkt die zweite Runde. Dort verkaufte er sich trotz der Niederlage gegen den ehemaligen Top-100-Spieler Jurij Rodionov ebenfalls teuer.

Seine Stärken sieht Mackenzie vor allem beim Aufschlag und in der Vorhand, seine Schwäche sei „im Moment meine Rückhand, wobei sie nicht schwach ist, aber von allen Schlägen ist sie ein bisschen schwächer, auch meine Volleys. Ansonsten bin ich relativ solide überall.“

Wie weit es für den Rotschopf, der nach einem Sieg beim Crosslauf als Fünfjähriger aufgrund seiner Haare und Schnelligkeit von seiner Mutter den Spitznamen „Red Rocket“ bekam, noch nach oben geht, bleibt abzuwarten.

Doch egal, wo seine Reise noch hinführt, für Mackenzie hat sich das Wagnis bereits gelohnt: „Erfolg ist nicht nur, wenn du es nach ganz oben schaffst. Erfolg ist für mich auch, wenn du probierst, dein Ziel zu erreichen und alles dafür gibst. Mit zwölf Jahren (nach Deutschland zu gehen), um meinen Traum zu ermöglichen, das habe ich schon als Erfolg gesehen.“

Das ausführliche Interview mit Jamie Mackenzie sowie vielen weiteren Spielern und Spielerinnen gibt es im SPORT1-Tennis-Podcast „Cross Court“ zu hören.