Die 133. Auflage von Wimbledon ist in vollem Gange und bereits an Tag eins mussten die ersten Favoriten unerwartet die Segel streichen (alle Wimbledon-Spiele im LIVETICKER).
Das ist der neue Wunder-Teenie
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Für eine der größten Überraschungen sorgte dabei eine 15-Jährige! US-Supertalent Cori "Coco" Gauff bezwang ihr Vorbild Venus Williams und erreichte die zweite Runde. Das Ausnahmetalent setzte sich im Generationen-Duell gegen die 24 Jahre ältere siebenmalige Major-Siegerin 6:4, 6:4 durch.
Nur zum Vergleich: Für Gauff war es erst das dritte Spiel auf der WTA-Tour, Williams hat bereits mehr als 1000 Matches auf dem Konto. Während Gauff zum ersten Mal auf "dem heiligen Rasen" antrat, spielte Williams schon über 100 Mal im All England Lawn Tennis and Croquet Club und fuhr fünf Titel ein. Und als die Überraschungssiegerin 2004 geboren wurde, hatte ihr Idol bereits vier ihrer sieben Grand-Slam-Trophäen eingeheimst.
Gauff schreibt in Wimbledon Geschichte
Bereits vor ihrem Erstrunden-Coup schrieb Gauff Geschichte: Sie ist die jüngste Spielerin aller Zeiten, der die Qualifikation für das Hauptfeld der Profis beim prestigeträchtigsten Tennis-Turnier der Welt gelungen ist.
Mit zarten 15 Jahren steht der Youngster noch ganz am Beginn seiner Tenniskarriere, die in London ihren vorläufigen Höhepunkt erlebt.
Das Siegen ist der Teenagerin nicht unbekannt. Bei den Juniorinnen dominierte sie die Rankings, erreichte mit gerade einmal 13 Jahren das US-Open-Finale der Junioren und triumphierte bei den Frech Open mit 14. Der Sieg gegen Williams allerdings war eine andere Hausnummer und brachte selbst die sonst so abgeklärte Gaufff aus der Fassung.
"Ehrlich gesagt, ich weiß nicht wirklich, wie ich mich fühlen soll", sagte sie nach der Partie. "Das war definitiv das erste Mal, dass ich nach dem Sieg eines Spiels geweint habe. Ich weiß nicht einmal, wie ich erklären soll, wie ich mich fühle."
McEnroe, Austin und Rubin schwärmen
Dass der Auftaktsieg in London erst der Anfang war und Gauff eine große Zukunft bevorsteht, da sind sich selbst die Großen der Tenniswelt einig. "Gauff ist nicht nur physisch, sondern auch mental reif", lobte Ikone John McEnroe. Und der 60-Jährige setzte noch einen drauf: "Ich schaue mir an, wie sie spielt. Wenn sie mit 20 nicht die Nummer Eins der Welt ist, bin ich absolut geschockt."
Auch Tracy Austin - selbst einst Teenie-Phänomen - kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. "Offensichtlich ist sie eine großartige Athletin. Aber auf den Platz zu gehen und gegen Venus anzutreten, die für sie selbst ein Idol ist... da wäre es normal gewesen, nervös zu werden", so die zweimalige US-Open-Gewinnerin. Und weiter: "Sie ist zur Größe erzogen werden und jetzt fängt es an."
Die frühere Weltranglisten-Sechste Chanda Rubin verfolgt Gauffs Entwicklung schon länger. "Wir haben etwas Unglaubliches gesehen. Ich denke, wir sehen hier einen kommenden Champion", so die 43-Jährige gegenüber BBC Sport.
Gauff: "Will die größte sein"
Aber wie hat es Gauff überhaupt so weit geschafft?
Die US-Amerikanerin wuchs in einer Sportfamilie auf. Vater Corey spielte Basketball an der Georgia State Universität und begleitet "Coco" auch als Tennistrainer. Mutter Candi war Turnerin, bevor sie in die Leichtathletik wechselte.
Das Ziel des Supertalents ist klar: "Ich will die Größte sein." Dass sie das schaffen könne, habe Papa Corey ihr bereits gesagt, als sie acht Jahre alt war. Und genau der begleitet Gauff natürlich auch bei ihrem Abenteuer Wimbledon. "Dieses Match ist magisch. Genieße es einfach", sagte er ihr vor dem Duell mit Williams. "Deine erste richtige Wimbledon-Teilnahme und du stehst auf dem Centre Court gegen Jemanden, zu dem du von Beginn an aufgesehen hast."
Rybarikova nächste Gegnerin
Um die Größte zu werden, hat Gauff noch einen weiten Weg vor sich. Die nächste Hürde steht ihr mit der Slovakin Magdalena Rybarikova in Runde zwei der Wimbledon Championships bevor. Aber mit der gleichen Einstellung, wie gegen Williams, kann die Teenagerin sicherlich für die nächste Überraschung sorgen.
"Ich bin immer noch nicht 100 Prozent zuversichtlich. Aber man weiß nie, was passiert." (Wimbledon-Spielplan der Herren und Damen 2019)