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Rafael Nadal und das Müller-Weiß-Syndrom: "Der Knochen stirbt"

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Rafael Nadal und das Müller-Weiß-Syndrom: "Der Knochen stirbt"

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Nadals Syndrom: „Der Knochen stirbt“

Ein unheilbares Fußproblem bedroht den beeindruckenden Karriere-Spätherbst von French-Open-Sieger Rafael Nadal. Die Diagnose stürzte ihn schon 2005 in ein folgenschweres Dilemma.
Rafael Nadal ist bei den French Open kaum zu schlagen. Der 36-Jährige feiert seinen 14. Titel in Roland Garros und lässt dem Norweger Casper Ruud keine Chance.
mhoffmann
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Die Worte von Rafael Nadal haben die Dramatik der Situation deutlich gemacht.

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„Es ist offensichtlich, dass ich so nicht weitermachen kann und auch nicht weitermachen will“, sagte der 36-Jährige nach seinem beispiellosen 14. Sieg bei den French Open in Paris.

Trotz seines klaren Triumphs über den jungen Bewunderer Casper Ruud ist gut möglich, dass der 22. Grand-Slam-Sieg des Spaniers auch sein letzter gewesen sein könnte. Der chronisch kranke Fuß macht dem Sandplatz-Dominator zu schaffen, mehr denn je.

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Bei Roland Garros mussten Betäubungsspritzen helfen, um Nadal von den akuten Schmerzen zu befreien, eine neue Therapie soll helfen, sie dauerhaft in den Griff zu kriegen: „Wenn das funktioniert, werde ich weiterspielen, wenn nicht, müssen wir weiterschauen. Dann muss ich schauen, ob ich bereit bin eine weitere große Operation anzutreten, ohne zu wissen, ob sich das Problem wirklich verbessert und ob ich dann je wieder auf dem höchsten Level spielen kann.“

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Was genau ist aber eigentlich los mit ihm?

Rafael Nadal leidet am Müller-Weiss-Syndrom

Das prinzipielle Problem Nadals ist seit längerem bekannt, seit 2005, genauer gesagt: Damals wurde bei dem seinerzeit schon brillierendem Jungstar das Müller-Weiss-Syndrom festgestellt (englischer Name: „Brailsford disease“) - eine Diagnose, die ihn bis heute beschäftigt.

„Am Tag, nachdem ich in Madrid Champion geworden war, fühlte ich mich wie gelähmt - und nach einer sorgfältigen Analyse sagte man mir, dass ich ein Problem am Kahnbein hätte“, erinnerte sich Nadal vor einiger Zeit im Tennis-Blog Punto de Break an die damalige Situation, in der er bereits vor einem vorzeitigen Karriere-Ende gewarnt worden war.

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Rafael Nadal bekam die Diagnose des Müller-Weiss-Syndroms nach seinem Turniersieg in Madrid 2005
Rafael Nadal bekam die Diagnose des Müller-Weiss-Syndroms nach seinem Turniersieg in Madrid 2005

Trotz der Symptome rätselten die Ärzte lange über die genaue Diagnose, ein Spezialist erkannte dann die genauen Umstände: Das Müller-Weiss-Syndrom ist eine degenerative Erkrankung des Kahnbeins, die zu einer Deformierung dieses Knochens im Mittelfuß führt. Die seltene Krankheit bricht normalerweise in der Kindheit aus, macht sich aber erst im Laufe der Jahre bei stärkerer Belastung der Gelenke bemerkbar.

Nadal fand Lösung - mit einem Haken, der nachwirkt

Nadals Lösung für das Problem? „Ich habe eine sehr aggressive Einlage verwendet, die den Drehpunkt des linken Fußes ablenkt.“ Diese hat zwar die Schmerzen im Fuß gelindert, hatte aber einen Haken.

Bei Rafael Nadal ist das Kahnbein ("navicular bone") schwer beschädigt
Bei Rafael Nadal ist das Kahnbein ("navicular bone") schwer beschädigt

„Abgesehen davon, dass die Schmerzen in diesem Bereich allmählich verschwanden, erlitt Rafa Verletzungen an anderen Körperteilen, die er überlastet hatte, um plötzliche Bewegungen mit dem Fuß zu vermeiden“, hat die Fußverletzungs-Spezialistin Pilar Nieto einmal die Folgen erklärt: „In der Tat sind körperliche Probleme in den Knien - insbesondere an den Sehnen der Kniescheiben - eine Folge des Müller-Weiss-Syndroms.“

Die Gründe für Nadals Probleme sind also bereits seit 2005 bekannt. Sein frühes Karriereende konnte er durch eine Umstellung seines Bewegungsablaufs dennoch verhindern - aber unter Umständen rächt sich dies nun durch schwere Folgeschäden.

Chronische Verletzung bedroht den Karriere-Spätherbst

Im vergangenen Jahr rückten Nadals Fußprobleme wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit, als er das French-Open-Finale gegen Novak Djokovic verlor und danach Wimbledon und Olympia absagte, zunächst ohne die genauen Gründe offenzulegen, Nadal sprach von einer „regenerativen“ Maßnahme, dass er „auf meinen Körper hören“ müsse.

Später wurde klar: Die Fußprobleme waren in Paris wieder ausgebrochen, Nadal sagte letztlich auch die US Open ab, Spekulationen über ein Karriere-Ende wurden laut.

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Bekanntlich haben sie sich nicht bewahrheitet, Nadal hat mit seinen Siegen bei Australian und French Open seine Major-Rekordbilanz nochmal ausgebaut und ist den ewigen Rivalen Roger Federer und Djokovic (je 20) nochmal davongezogen.

Während Nadals allgemeines Leistungsvermögen also weiter auf Höchstniveau ist, bedroht das anhaltende Fußproblem den beeindruckenden Karriere-Spätherbst aber eben weiterhin, zu einem Preis, der ihn über die Karriere hinaus beschäftigen wird.

„Grob gesagt: Der Knochen stirbt“

Der französische Arzt Gilbert Versier erklärte im vergangenen Herbst der Zeitschrift L‘Équipe in drastischen Worten, welche Konsequenzen Nadals unheilbare Krankheit hat: „Das Kahnbein wird zusammengedrückt und entwickelt Nekrose. Grob gesagt: Der Knochen stirbt, weil er seine Fähigkeit zur Gefäßneubildung verliert.“

Verlauf und Schwere des Prozess sei jedoch schwer zu berechnen aufgrund der Seltenheit der Krankheit: „Wir sehen solche Dinge eher bei Frauen über 50 und selten bei jungen Leuten.“

Von einer Nekrose bei Nadal sprach zuletzt unter anderem auch Nadal-Biograf Angel Garcia Muniz, als er Nadals Zustand beschrieb.

Trotz allem will die lebende Legende weitermachen - jedoch nicht zu jedem Preis: „Meine Tennis-Karriere war immer meine Priorität in meinem Leben, aber war nie wichtiger als mein persönliches Glück. Mal schauen, ob ich so weitermachen kann und weiter glücklich bin beim Tennis spielen. Wenn ich das nicht bin, werde ich etwas anderes machen.“

Ob sein Körper ihn schon jetzt dazu zwingt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.