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Hitler-Eklat, Alkohl und andere Drogen - die dunkle Seite der US-Open 2023

Fan-Ärger bei US Open eskaliert

Die Entgleisung eines Fans überschattet den Viertelfinal-Einzug von Alexander Zverev bei den US Open 2023. Es ist jedoch längst nicht der einzige Vorfall, bei dem Zuschauer während des Grand-Slam-Turniers in New York negativ auffallen.
Beim Match von Alexander Zverev bei den US-Open hat ein Fan für einen Nazi-Skandal gesorgt
Beim Match von Alexander Zverev bei den US-Open hat ein Fan für einen Nazi-Skandal gesorgt
© IMAGO/USA TODAY Network
Die Entgleisung eines Fans überschattet den Viertelfinal-Einzug von Alexander Zverev bei den US Open 2023. Es ist jedoch längst nicht der einzige Vorfall, bei dem Zuschauer während des Grand-Slam-Turniers in New York negativ auffallen.

Bei den US Open 2023 stehen nicht nur die Tennis-Stars im Mittelpunkt, auch die Fans sorgten bereits mehrfach für Schlagzeilen - allerdings eher aus negativer Sicht.

Das jüngste unschöne Kapitel ereignete beim Viertelfinal-Einzug von Alexander Zverev, der sich in 4:41 Stunden Spielzeit gegen den Südtiroler Jannik Sinner durchsetzte. Über die Außenmikrofone war deutlich zu hören, wie ein Fan „Deutschland über alles“ rief, als sich Zverev im 4. Satz zum Aufschlag bereit machte.

„Er hat den schlimmsten Hitler-Satz zu mir gesagt, den es gibt. Das ist inakzeptabel“, beschwerte sich Zverev daraufhin beim Schiedsrichter. Ein Mann mit blauer Baseballkappe wurde dann während des nächsten Seitenwechsels des Stadions verwiesen.

Seit dem Missbrauch durch die Nationalsozialisten ist die erste Strophe („Deutschland, Deutschland über alles“) der Nationalhymne geächtet. Nach seinem Fünf-Satz-Sieg ging Zverev näher auf die Szene ein. „Der Mann fing an, die damalige Nationalhymne zu singen - Deutschland über alles. Das war ein bisschen zu viel.“

US Open: Fans mehrfach in der Kritik

Das Publikum bei den Abendsessions im 23.000 Zuschauer fassenden Arthur Ashe Stadium war schon zuletzt in die Kritik geraten. Die ehemalige australische Profispielerin Rennae Stubbs schrieb kurz nach dem Zverev-Vorfall, dass es bei den abendlichen Trainingseinheiten Fans gebe, die „nicht gut“ seien.

„Ich liebe die Fans, aber im Moment gibt es einige schlechte Charaktere“, schrieb Stubbs auf X (ehemals Twitter): „Gestern Abend wurde mir von einem betrunkenen Fan, der sich mit einem Freund stritt, ein Drink über den Kopf geschüttet. Jetzt haben wir jemanden, der Hitler-Beleidigungen brüllt! Kommt schon, Leute.“

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Siegemund ausgebuht: „Sie hatten keinen Respekt für mich“

In der vergangenen Woche hatte auch die deutsche Qualifikantin Laura Siegemund negative Erfahrungen mit dem New Yorker Publikum gemacht und in einem tränenreichen Auftritt heftige Kritik geäußert.

„Ich bin sehr enttäuscht, wie die Leute mich behandelt haben“, sagte die 121. der Weltrangliste, die während der Pressekonferenz nach ihrer Erstrundenniederlage auch Tränen vergoss. „Sie hatten keinen Respekt für mich, sie hatten keinen Respekt für gutes Tennis, das tut sehr weh.“

Siegemund musste sich der formstarken Lokalmatadorin Coco Gauff, die zuletzt die Turniere in Washington und Cincinnati gewonnen hatte, geschlagen geben. Während des Duells wurde die Deutsche von den Fans phasenweise ausgebuht, während bei verschlagenen ersten Aufschlägen geklatscht wurde.

„Es ist das erste Mal, dass ich in einer Pressekonferenz weine. Dieses unfaire, respektlose Verhalten gegen eine Nicht-Amerikanerin, das habe ich bislang nur auf diesem Court erlebt“, bemängelte Siegemund.

Für Novak Djokovic stellt der Gegenwind aus dem Publikum eher weniger ein Problem dar. „Ich finde es okay, dass die Leute die Lokalmatadoren unterstützen, ich erwarte das“, meinte der Serbe nach seinem Halbfinaleinzug gegen Taylor Fritz aus den USA: „Das spornt mich sogar richtig an.“ Allerdings wurde der 36-Jährige im Gegensatz zu Siegemund auch nicht ausgebuht oder verhöhnt.

„70 Prozent der Fans sind voll“

Auffällig sind bei den US Open 2023 vor allem betrunkene Fans. Frances Tiafoe, der im Viertelfinale auf Ben Shelton trifft, klagte im Time Magazine: „Man kann 22.000 Menschen nicht kontrollieren. 70 Prozent der Fans sind voll und absolut betrunken. Man kann ihnen sagen, dass sie still sein sollen, so viel man will.“

Auch in den sozialen Netzwerken häufen sich die Beschwerden über sichtlich berauschte Besucher der US Open. Doch nicht nur Alkohol spielt bei den Fans offenbar eine große Rolle, auch der Geruch von Marihuana zieht offenbar über die Anlage in Flushing Meadows. Das rief bei den Tennis-Profis gemischte Reaktionen hervor.

„In New York mag ich alles - bis auf, wenn Marihuana geraucht wird. Diesen Geruch hasse ich. Das ist das Einzige, was ich nicht mag an New York“, erklärte die Hamburgerin Tamara Korpatsch, für die das ruhmreiche Grand-Slam-Turnier nach der zweite Runde beendet war.

Zverev lacht über Marihuana-Geruch

Zwar sind in New York der Anbau und der Konsum von Marihuana legal, doch der Geruch war für die 28-Jährige mit negativen Auswirkungen verbunden. „Ich kriege dann keine Luft, ich kann auch nicht weiterspielen, ich muss direkt in eine Richtung gehen, wo es gut riecht“, meinte Korpatsch.

Hingegen störte sich Alexander Zverev nicht an dem Geruch, er fand die Situation sogar lustig. „Oh mein Gott, es ist buchstäblich überall. Der ganze Court riecht nach Weed“, sagte er mit einem Lachen auf Englisch nach seinem Auftaktsieg über den Australier Aleksandar Vukovic.

Weniger gut gelaunt zeigte sich der Olympiasieger nach dem Hitler-Eklat bei seinem jüngsten Erfolg gegen Jannik Sinner. „Ich liebe es, wenn Fans laut sind, ich liebe es, wenn Fans emotional sind. Aber ich denke, da ich Deutscher bin und nicht wirklich stolz auf diese Geschichte, ist das keine wirklich tolle Sache“, befand Zverev.