Von den eigenen Emotionen übermannt: Mit verweintem Gesicht stellte sich Mirra Andrejewa nach der überraschenden Zweisatz-Niederlage (6:7, 3:6) gegen Frankreich-Sensation Loïs Boisson den Fragen der Journalisten.
Tennis-Juwel tobt in Paris - deutsche Schiedsrichterin greift ein
Tennis-Juwel tobt in Paris
Trotz des geplatzten Traumes vom ersten Grand-Slam-Titel gab sich die erst 18 Jahre alte Russin nach der Viertelfinal-Pleite gegen die Nummer 361 der Weltrangliste bei den French Open sehr reflektiert und gedanklich geordnet. Ein starker, ein enormer Kontrast zu dem, was sich während des Matches abgespielt hatte.
Andrejewa verliert die Nerven
Im Tiebreak des ersten Satzes beschwerte sich Andrejewa zunächst über Zwischenrufe aus dem Publikum, das Boisson immer wieder laut bejubelte und Fehler der Kontrahentin beklatschte. Mitte des zweiten Satzes verlor sie dann endgültig die Nerven.
Nachdem sie eine 3:0-Führung verspielt hatte, drosch sie beim Stand von 3:3 einen Ball ins Publikum und wurde von der deutschen Stuhlschiedsrichterin Miriam Bley verwarnt.
Andrejewa sollte nach diesem Ausraster kein Spiel mehr gewinnen - und der Trubel hörte nicht auf.
Nur einen Punkt nach dem vorangegangenen Streit unterbrach Boisson das Spiel, weil sie einen Ball von Andrejewa im Aus gesehen hatte. Die Schiedsrichterin prüfte den Abdruck im Sand, gab den Ball aus und sprach der Französin den Punkt zu.
Die sichtlich frustrierte Andrejewa suchte das Gespräch mit Bley, protestierte und war sich sicher, dass ihr Ball noch die Linie berührt habe. Daraufhin buhten rund 15.000 Zuschauer auf dem Court Philippe Chatrier die Teenagerin aus - einfach alles lief in diesem Moment gegen sie.
Es folgte das Break zum 3:4, Andrejewa verpasste anschließend das Rebreak, sollte in ihrem letzten Aufschlagspiel keinen Punkt mehr gewinnen und die Sensation war perfekt. Die French Open 2025 täglich im LIVETICKER
Versöhnliche Töne nach dem Aus
Es war nicht das erste Mal, dass die junge Andrejewa durch ihr Temperament auffiel: 2023 in Wimbledon warf sie nach ihrem Aus ihren Schläger zu Boden, verweigerte dem Schiedsrichter den Handschlag und erhielt eine Geldstrafe wegen unsportlichen Verhaltens.
In Interviews räumte die Russin mehrfach ein, dass sie ihre Emotionen oft nur schwer im Griff habe - betonte zuletzt jedoch auch, daran arbeiten zu wollen.
Zumindest nach dem Aus gelang es Andrejewa, sich wieder zu sammeln: Andrejewa umarmte ihre Kontrahentin und wünschte ihr viel Erfolg für das Halbfinale gegen US-Star Coco Gauff.
Auch bei der Pressekonferenz im Anschluss wusste Andrejewa das Geschehen einzuordnen: „Sie hat die Situation besser als ich gemeistert und sich den Sieg redlich verdient. Ich hätte einige Sachen besser machen können“, lobte sie Siegerin Boisson.
Mit dem Publikum hatte Andrejewa auch ihren Frieden gemacht: „Es ist normal, dass sie die französischen Spieler unterstützen, also wusste ich, dass es so sein würde. Ich denke, im ersten Satz habe ich es noch ganz gut hinbekommen. „Mit den Nerven und dem Druck wurde es natürlich ein bisschen schwieriger. Aber ich denke, dass ich auf jeden Fall daraus lernen kann“