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Wimbledon: Siegemunds "dunkle Künste" erregen auch Unmut

Warum Siegemund die Fans spaltet

Laura Siegemund treibt die Weltranglisten-Erste Aryna Sabalenka in Wimbledon an den Rand der Niederlage. Ihre psychologischen Tricks fruchten - aber handeln ihr auch Kritik ein.
Laura Siegemund verpasste in Wimbledon nur knapp die Sensation
Laura Siegemund verpasste in Wimbledon nur knapp die Sensation
© IMAGO/IPS
Laura Siegemund treibt die Weltranglisten-Erste Aryna Sabalenka in Wimbledon an den Rand der Niederlage. Ihre psychologischen Tricks fruchten - aber handeln ihr auch Kritik ein.

Aryna Sabalenka stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, dass dieses zähe Match endlich vorbei war.

Nach 2 Stunden und 56 Minuten musste sich Laura Siegemund der Weltranglisten-Ersten geschlagen geben, die sie zuvor im Wimbledon-Viertelfinale an den äußersten Rand einer Niederlage getrieben hatte. Die deutsche Überraschung wurde auf dem Centre Court mit Standing Ovations verabschiedet - wobei die Art und Weise, wie sie Sabalenka frustrierte, auch Diskussionen auslöste.

Tennis-Legende Austin kritisiert Siegemund

„Sie brauchte wirklich sehr lange. Von Hawk-Eye erfuhren wir, dass sie zwischen den Punkten 35 Sekunden brauchte, es sollten aber nur 25 Sekunden sein“, kritisierte die zweimalige US-Open-Siegerin Tracy Austin bei BBC Sport den Hang der Deutschen zu Verzögerungen beim Aufstieg.

Folgerichtig wurde Siegemund von der Stuhlschiedsrichterin wegen einer Zeitüberschreitung auch verwarnt. Außerdem wechselte die 37 Jahre alte Doppelspezialistin zwischen Aufschlag- und Returnspielen immer wieder den Schläger, was ebenso dazu beitrug, den Rhythmus ihrer Gegnerin zu stören.

Hinzu kamen etliche Slice-Bälle, besonders auf der Vorhandseite - im dritten Satz waren es sogar 47 Prozent aller Vorhandschläge. „Billie Jean King hat das auch immer wieder mit mir gemacht“, sagte Austin.

Besagte King kommentierte Siegemunds Spiel ebenfalls: „Das ist Rasentennis. Auf einem anderen Belag geht das nicht, aber auf diesem Platz, bei schwierigen Platzverhältnissen, bleibt der Ball so niedrig. Das macht einen einfach wahnsinnig!“

Verächtliche Beiträge in den sozialen Medien

Während King Siegemunds Spiel als taktisch clever einordnete, war bei Fans in sozialen Medien auch viel Kritik zu lesen.

„Laura Siegemund ist die am schlimmsten anzusehende Spielerin“ - „Man muss die Regeln ändern. In keiner Welt darf Siegemund erlaubt werden, sich beim Aufschlag so viel Zeit zu lassen“ - „Das Match hat 2 Stunden und 54 Minuten gedauert - 59 davon war Siegemunds Aufschlagsvorbereitung“: Bei X gingen am Dienstag diverse spöttische bis verächtliche Beiträge über Siegemund viral.

Die Spielweise der 37-Jährigen polarisiert, nicht erst seit kurzem - man erinnere sich an den Wirbel um ihr US-Open-Match gegen Coco Gauff 2023.

Die New York Times und die „dunklen Künste“

Die New York Times bzw. deren Sportableger The Athletic thematisierte die Diskussionen um Siegemund vor dem Spiel gegen Sabalenka in einem längeren Artikel: Siegemund wurde als Musterbeispiel für die „dunklen Künste“ des Tennis dargestellt - eine, die „die Regeln nicht bricht, aber sie an ihre Grenzen treibt“.

Siegemund, „die ein unangenehmes, slice-lastiges Spiel mit Tempowechseln und vielen Stoppbällen spielt“, habe „sich nicht umsonst den Ruf als eine der schwierigsten Gegnerinnen in diesem Sport erworben“, heißt es darin.

Das traditionsreiche Medium verwies auf Siegemunds Uni-Abschluss in Psychologie und zitierte ungenannte WTA-Insider, die „seit langem das Gefühl haben, dass ihr das hilft, ihre Gegnerinnen zu lesen und in ihren Kopf einzudringen.“

Auch bei der Pressekonferenz vor dem Spiel war Siegemunds Spielstil Thema - sie selbst sagte dazu: „Ja, in manchen Matches passieren gewisse Dinge. Ich suche diesen Ärger aber nicht, das ist nicht mein Ziel. Ich weiß, ich habe ein paar sehr kontroverse Eigenarten. Dabei will ich eigentlich niemanden absichtlich durcheinander bringen - auch wenn es oft so interpretiert wird.“

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„Ich hasse sie - aber sie ist so clever!“

Ob gewollt oder nicht: Bei Sabalenka gelang es Siegemund über weite Strecken, die Belarussin aus dem Konzept zu bringen, sie zur Verzweiflung treiben.

Die 27-Jährige haderte immer wieder mit sich selbst, schrie wütend über den Platz, drosch mit dem Schläger auf das Netz ein - und hatte Glück, dass sie dafür nicht verwarnt wurde. (Wimbledon 2025 täglich im LIVETICKER)

Siegemund habe „ein nerviges Spiel“, gab die Belarussin auf Nachfrage im On-Court-Interview zu, betonte aber, dass es sich dabei um ein Kompliment handle.

Ein weiterer Fan bei X formulierte es - auf seine Weise - diplomatisch: „Ich hasse Siegemund - aber sie ist taktisch so clever.“ Auch Legende Austin vergaß trotz der Kritik an Siegemunds Stil nicht zu erwähnen: „Ich möchte beiden Spielerinnen viel Anerkennung zollen.“