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Eine unfassbare Tennis-Tragödie

Eine unfassbare Tennis-Tragödie

Beim prestigeträchtigsten Tennisturnier des Jahres in Wimbledon erlebt der bulgarische Profi Grigor Dimitrov ein persönliches Drama. Schon wieder. Es ist eine Geschichte, die auf allen Ebenen schmerzt – sportlich, körperlich und persönlich.
Bei den Wimbledon Championships 2025 wollen die Stars der Tenniswelt sich einmal mehr in die Geschichtsbücher eintragen. Einstellen müssen sie sich auf eine revolutionäre Regeländerung. SPORT1 präsentiert die wichtigsten Infos und Fakten zum Spektakel in London.
Beim prestigeträchtigsten Tennisturnier des Jahres in Wimbledon erlebt der bulgarische Profi Grigor Dimitrov ein persönliches Drama. Schon wieder. Es ist eine Geschichte, die auf allen Ebenen schmerzt – sportlich, körperlich und persönlich.

Nach dem unrühmlichen Schlusspunkt eines Abends, der mit einer faustdicken Überraschung hätte enden können, wollten beide Protagonisten nicht mehr viel reden. Grigor Dimitrov, der erneut am Boden zerstört war, sagte alle seine Medienaktivitäten ab. Jannik Sinner kam nur für ein kurzes Statement in die Arena zurück. Danach tauchte auch er unter und hatte dem Gesehenen nichts mehr hinzuzufügen.

„Ich habe alles auf dem Court gesagt. Es ist unglücklich für ihn, er hat unglaublich gespielt und hätte es verdient, in der nächsten Runde zu spielen. Das ist nicht die Art, wie man ein Match beenden will“, betonte Sinner, dem die Art und Weise, wie er das Viertelfinale erreicht hatte, fast unangenehm zu sein schien. Auch mit Dimitrov sprach der Sieger später nicht mehr: „Wir sind gute Freunde, aber so ein Moment ist hart. Ich wollte nicht zu nah herangehen.“

Schließlich hätten ihre Gefühlswelten nicht unterschiedlicher sein können. Während Sinner das Achtelfinale in Wimbledon mit ganz viel Glück überstand, endete der Abend von Dimitrov abermals in einer persönlichen Tragödie. Der Bulgare war am Montagabend auf dem besten Weg, für einen Paukenschlag zu sorgen, und führte gegen den Weltranglistenersten mit 2:0 in Sätzen, als es passierte. Ein Griff an den rechten Brustmuskel.

Dimitrov stellt unrühmlichen Rekord auf

Nach einem Aufschlag – einem Ass, wohlgemerkt – fuhr ihm der Schmerz in die Glieder. Mit gequältem Gesicht setzte sich der 34-Jährige auf den Rasen und schien sofort zu wissen: Das war’s. Entsetzen machte sich auf dem Centre Court breit. Bei Dimitrov selbst. Unter den Zuschauern, zu denen Roger Federer zählte. Und bei Sinner, der sofort auf die andere Seite ging, um sich nach seinem Gegner zu erkundigen.

Auch zwei Physiotherapeuten eilten herbei, doch es half nichts mehr. Dimitrov ging mit den Medizinern noch kurz in die Kabine, kam aber nur wieder heraus, um Sinner mitzuteilen, dass er aufgeben müsse. Die Emotionen? Nicht mehr zu bändigen. Es kullerten Tränen. Sinner zeigte sich derweil fair und half Dimitrov, seine Taschen in die Katakomben zu bringen. Als Trost spendeten die Zuschauer dem in Führung liegenden Außenseiter tosenden Applaus. Was für ein bitteres Ende - zum wiederholten Male.

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Immerhin musste Dimitrov bereits zum fünften Mal in Folge bei einem Grand Slam verletzt die Segel streichen - ein nicht zu glaubendes Drama und ein Rekord, den niemand haben möchte. Vor allem nicht in den Momenten, in denen sichtbar wird, was ohne die ganzen Probleme möglich wäre. Das Match gegen Sinner bewies eindrucksvoll, dass der Routinier an guten Tagen jeden schlagen kann – gerade auf Rasen. Auch die Besten der Besten. Auch Sinner.

Wieso Dimitrov als „Mini-Federer” bezeichnet wird

Nicht umsonst wurde Dimitrov in früheren Jahren wie wenige andere mit Vorschusslorbeeren überhäuft. Und das zu Recht. Der Bulgare hat sein unglaubliches Talent und Ballgefühl auf der ATP-Tour schon viele Male unter Beweis gestellt. Einst wurde er sogar als „Mini-Federer” bezeichnet, da sein Spielstil und seine Technik, insbesondere seine Vorhand, Rückhand und sein Aufschlag, Ähnlichkeiten mit denen des großen Schweizers aufwiesen. Doch sein Körper machte ihm zuletzt immer wieder einen Strich durch die Rechnung.

Bei den French Open 2025 schied er aufgrund einer Oberschenkelverletzung gleich in der ersten Runde aus. Zu Beginn des Jahres in Melbourne gab er ebenfalls frühzeitig in Runde eins auf, damals setzten ihn Hüftprobleme außer Gefecht. Bei den US Open 2024 schaffte es Dimitrov immerhin noch bis ins Viertelfinale, wo er gegen Frances Tiafoe im vierten Satz ausschied. Und vor einem Jahr in Wimbledon war es ein Adduktorenriss, der seine Pläne plötzlich durchkreuzte.

Dimitrov-Aus eine „Tragödie“

Hinzu kommt: Mit 34 Jahren hat Dimitrov die meisten Grand-Slam-Aufgaben seit Beginn der Open Era (10) zu verbuchen. Er liegt vor den Serben Janko Tipsarevic (8) und Novak Djokovic, Michael Llodra sowie Wayne Ferreira, die jeweils sieben Mal aufgaben. Dazu ist es erst das vierte Mal seit 1968, dass ein Spieler bei einem Grand Slam aussteigt, obwohl er mit 2:0 Sätzen vorne lag. Zuletzt widerfuhr dies dem Belgier Steve Darcis bei den Australian Open 2012 gegen Florent Serra.

Eine langwierige Corona-Erkrankung im Jahr 2020 tat ihr Übriges. Längst kann sich Dimitrov als der personifizierte Pechvogel der Tennisszene bezeichnen. Michael Stich, Wimbledonsieger von 1991, bezeichnete die Aufgabe des Bulgaren am Montag bei Prime Video auch deshalb als „Tragödie”. Ein Begriff, der voll zutrifft – sehr zum Leidwesen von Dimitrov. Wieder einmal. Wie lange er nun ausfällt, ist noch offen.