Vor der Saison galten beide Vereine als die, die nach der Corona-Zwangspause im letzten Jahr die wenigsten Schrammen und die besten Karten in der SharkWater GFL hätten.
Böhringer-Team geschwächt im German Bowl
Tatsächlich stürmten sie - bis auf eine Auftaktniederlage der Dresdner in Köln - unangefochten durch die Punktrunde und die Playoffs. Nun treffen Dresden Monarchs und Schwäbisch Hall Unicorns am 9. Oktober im Frankfurter Deutsche Bank Park im SharkWater German Bowl XLII aufeinander (ab 17.45 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVESTREAM).
Neunte Finalteilnahme für Schwäbisch Hall
Für die Schwäbisch Haller ist es die neunte Finalteilnahme, nur 2013 waren sie in den letzten zehn Spielzeiten nicht im Finale. Dies war genau die Saison, in der die Sachsen bisher zum einzigen Mal in einem German Bowl spielten. (NEWS: Alles Wichtige zur GFL)
Damals scheiterten die Monarchs nur knapp mit einem unglücklichen Ballverlust, als sie gegen Rekordmeister Braunschweig bereits auf dem Weg zu den siegbringenden Punkten schienen. Keine Frage, die aktuelle Mannschaft der Unicorns bringt einiges mehr an Erfahrung in Finalspielen mit nach Frankfurt.
Seit Jordan Neuman Anfang 2017 in Schwäbisch Hall als Cheftrainer übernahm, gab es überhaupt nur eine einzige Niederlage, vor zwei Jahren im German Bowl. Und doch ist der vierfache Meister von 2011, 2012, 2017 und 2018 nicht in der Favoritenrolle.
Top-Running-Back fällt mit Kreuzbandriss aus
Denn die Haller müssen einen argen Dämpfer verkraften: Running Back John Santiago, während der Saison in der SharkWater GFL statistisch die Nummer vier unter den Running Backs und mit etwas über 75 Yards pro Spiel im Team der Unicorns der Top-Sammler an Yards, riss im Halbfinale das Kreuzband im Knie.
Zwar verteilte sich bei den Unicorns die Arbeitsbelastung im Angriff deutlich gleichmäßiger auf viele verschiedene Spieler als anderswo. Doch macht der Ausfall des Top-Running-Backs der gegnerischen Verteidigung es natürlich leichter, sich auf die Nebenleute zu konzentrieren, die erstmal den Druck der höheren Verantwortung wegstecken müssen.
Ehemaliger NCAA-Division-II-Quarterback steht bereit
Im Halbfinale gegen Potsdam ging Ex-NFL-Profi Moritz Böhringer mit bestem Beispiel voran. Auch Quarterback Alexander Haupert kam mit einer Knieverletzung angeschlagen aus dem Halbfinale gegen Potsdam. Auf Abruf hatten die Unicorns im Sommer den 25-jährigen Italo-Amerikaner Reilly Hennessey verpflichtet, um sich bereit zu halten - nun holen sie ihn auch nach Frankfurt.
Sicher ist sicher - doch ein paar wenige gemeinsame Trainingseinheiten machen auch aus einem ehemaligen NCAA-Division-II-Quarterback keinen Garanten auf die deutsche Meisterschaft.
Monarchs sind bestens eingespielt
Bestens eingespielt sind in jedem Fall Quarterback Kyle J. Carta-Samuels und seine Receiver bei den Monarchs. 426 Yards Raumgewinn pro Spiel im Schnitt, davon 326 mit Pässen, bedeuten klar Rang eins in den Statistiken der SharkWater GFL für 2021.
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Bevorzugte Anspielstation für Carta-Samuels ist Darrell Stewart Jr., der College Football für Michigan State spielte und 2020 kurzzeitig in der NFL bei Green Bay Packers und Carolina Panthers zum Aufgebot gehörte.
Doch ähnlich wie die Unicorns mit Böhringer nutzen die Monarchs Stewart auch als „Lockvogel“ für die gegnerische Verteidigung, um seinen Mitspielern Freiräume zu eröffnen. Diese nutzten in Dresden unter anderem der Tscheche Radim Kalous und Robin Wilzeck aus dem eigenen Nachwuchs zu 60 beziehungsweise knapp 80 Yards Raumgewinn pro Begegnung.
Mit Stewart und dem Mitte der Saison noch hinzu gekommenen Anthony Brooks bilden sie ein Receiver-Quartett, das man erst einmal stoppen muss. Carta-Samuels, Stewart und Brooks stehen dabei für die Tradition der Monarchs, gezielt in US-Importe zu investieren.
Coach Däubner trifft auf Ex-Team
Kalous und Wilzeck repräsentieren aber einen immer stärker ausgebauten Ansatz, der auch damit zu tun hat, dass Head Coach Ulrich „Ulz“ Däuber einst selbst beim kommenden Finalgegner aus Schwäbisch Hall die Laufbahn begonnen hatte.
Der heute 51-Jährige war bei den Unicorns Jugendtrainer, später Defensive Coordinator und ab 1999 für fast 20 Jahre Assistant Coach an der University of Wisconsin in Platteville in den USA, ehe er 2017 bei den Monarchs Head Coach wurde.
Wie in Schwäbisch Hall geht nun der Blick noch stärker als bisher auf einheimische Talentförderung. Dieses Jahr haben die Monarchs mit hohen finanziellen Aufwendungen ein neues Nachwuchs-Trainingszentrum in Betrieb genommen, über 30 Spieler im Finalkader der Monarchs sind wie Wilzeck und Kalous (beide 22) noch keine 25 Jahre alt.
Das ist ein Verhältnis, wie man es sonst vor allem von den Unicorns gewohnt ist, die als Verein schon immer das A und O in der Jugendarbeit sahen. Getragen hat die Unicorns dieses Konzept seit ihrer Gründung 1983 nun immerhin durch bisher exakt 599 Spiele.
600. Spiel für Unicorns
SharkWater German Bowl XLII wird das 600. Spiel der Vereinsgeschichte sein. Zu den bisher 377 Siegen soll nun ein weiterer kommen, um die fünfte Meisterschaft feiern zu können. Die Monarchs, die in den letzten sechs Spielzeiten fünf Halbfinal-Spiele in Schwäbisch Hall verloren, sind dieses Jahr aber zweifellos gerüstet, dies zu verhindern und selbst zum ersten Mal den German Bowl nach Sachsen holen zu können.
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