Mit Altgedienten ist es so eine Sache.
NBA: Carmelo Anthony spielt groß auf bei den Los Angeles Lakers
Dieser Oldie verblüfft die NBA
Einige haben die beste Zeit hinter sich und erreichen ihre alte Form nicht mehr. Andere blühen noch einmal auf und erleben ihren zweiten Frühling. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)
Carmelo Anthony gehört definitiv zu letzterer Sorte. Die NBA-Legende, inzwischen 37 Jahre alt, spielt nach einigen unglücklicheren Wechseln seit dieser Saison für die Los Angeles Lakers – und hat in der Stadt der Engel tatsächlich einen Traumstart hingelegt.
„Er ist ein Sniper, wie wir es in unserer Liga nennen. Typen, die nicht viel Platz brauchen, um den Abzug zu drücken“, sagte Superstar und Teamkollege LeBron James über Anthony. „Er schafft zugleich Platz für mich, Russ (Russell Westbrook; Anm. d. Red.) and AD (Anthony Davis; Anm. d. Red.), damit wir unsere Pick-and-Roll-Magie entfalten können.“
Carmelo Anthony übertrumpft Anthony Davis, LeBron James und Russell Westbrook
Dass Anthony vom Chef höchstpersönlich gelobt wird, ist indes kein Wunder. Anthony spielt groß auf, nimmt damit den Druck von den eigentlichen Stars, die er damit zugleich etwas in den Schatten stellt.
Beim 95:85-Sieg über die Houston Rockets erzielte er kürzlich als Einwechselspieler 23 Punkte. Davis (16) und James (15) hinkten bloß hinterher. Westbrook steuerte 20 Punkte bei.
Die Lakers stehen nun nach neun Spielen bei fünf Siegen - eine durchwachsene Bilanz, insbesondere die jüngste Pleite gegen OKC kommt einer Blamage gleich.
Anthony auferstanden
Umso wichtiger, dass Anthony wieder auftrumpft wie in alten Tagen, als er insgesamt zehnmal zum NBA-All-Star und sechsmal ins All-NBA-Team gewählt worden war.
Seine beste Zeit hatte er bei den Denver Nuggets von 2003 bis 2011. Anschließend zog es den gebürtigen New Yorker zu den Knicks, wo er immerhin sechs Jahre verbrachte. Sowohl bei den Nuggets als auch in New York hatte Anthony einen Schnitt von 20 Punkten pro Spiel.
Danach ging es bergab. Anthony ging zu den Oklahoma City Thunder und Houston Rockets, doch er kam nirgendwo an. Nach Trades zu den Atlanta Hawks und Chicago Bulls wurde sein Vertrag aufgelöst. . (DATEN: Alle Tabellen der NBA)
Erst bei den Portland Trail Blazers wurde es wieder besser. Dort bestritt Anthony im November 2019 seine erste NBA-Partie, nachdem er über ein Jahr nicht mehr auf dem Feld gestanden hatte.
Melo fühlt sich missverstanden
Nach zwei Spielzeiten zog es Anthony dann weiter gen Los Angeles, wo für den dreimaligen Olympia-Goldgewinner ein neues Leben beginnen sollte, zumindest sportlich gesehen.
„Ich glaube, die Leute verstehen mich nicht wirklich“, klagte „Melo“ nach dem jüngsten Sieg gegen Houston und bezog sich dabei auf seine Vergangenheit. „Ich denke, es gibt ein Missverständnis darüber, dass ich mich nicht an Situationen anpassen könnte.“
Das Gegenteil sei der Fall. Er könne sich „leicht an jede Situation anpassen“. Für ihn sei es eine „leichte Anpassung, einfach hier zu sein bei den Jungs, bereit zu sein, bereit zu bleiben, zu verstehen, was gebraucht wird, und vorbereitet zu sein.“
Das Besondere aus sportlicher Sicht: Anthony setzte insgesamt fünf Dreier in der Partie gegen die Rockets, zudem – und das ist noch interessanter – gelangen ihm vier Blocks sowie zwei Steals.
Das letzte Mal, dass ihm etwas Derartiges glückte, war am 2. Dezember 2003. Anthony wächst über sich hinaus und beweist eine Klasse, die ihm selbst in den besten Tagen nicht immer gegeben war. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA)
James: „Haut sie rein“
„So eine Defensivleistung hatte ich nicht von ihm erwartet“, sagte auch Lakers Coach Frank Vogel. „Die Steals und Blocks – er ist immer gut mit seinen Händen. Er ist bereit, diese Dinge zu tun, und er tut sie.“
Hinten Körbe verhindern und vorne welche machen – das scheint Anthony aktuell wie keinem Zweiten zu gelingen.
„Er nimmt die Bälle und haut sie rein“, sagte James über die Effizienz seines Teamkollegen, die seinesgleichen sucht. Der Forward glänzt mit überragenden Wurfquoten: 50,5 Prozent aus dem Feld, 52,5 Prozent von jenseits der Dreierlinie. Ein Fazit zu ziehen wäre nach neun Spielen noch ein wenig voreilig, aber Trefferquoten über 50 Prozent hatte der Nummer-Drei-Pick von 2003 am Saisonende noch nie zu Buche stehen.
Anthony überholt Malone in NBA-Scorerliste
Mit seinen 28 Punkten beim 121:118-Erfolg gegen die Memphis Grizzlies Ende Oktober - er war wieder einmal Top-Scorer der Lakers - zog Anthony in der ewigen Scorerliste der NBA an Karl Malone vorbei und belegt nun Platz 9.
Er hält es selbst für das Wichtigste, „mental vorbereitet zu sein für alles, was uns entgegengeworfen wird. Der Rest wird sich von selbst erledigen. Je mehr ich das Basketballspiel vereinfachen kann, desto einfacher wird das Spiel“, erklärte Anthony.
Was er auch meinen könnte: desto einfacher wird es für seine Mitspieler. Diese profitieren im Augenblick sowieso enorm von seinen Leistungen, ein Ende des Höhenflugs ist noch nicht abzusehen.
Er geht sogar schon soweit, dass „Melo“ als Kandidat für den Titel „Best Sixth Man“ gehandelt wird.