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Aron Baynes: NBA- und Ex-BBL-Profi enthüllt Lähmungs-Drama

Ex-Bundesliga-Profi enthüllt Drama

Ein Sturz während einer WC-Pause bei Olympia hatte für NBA-Profi Aron Baynes böse Folgen. Der frühere Oldenburger kämpft bis heute damit.
Aron Baynes wurde 2014 NBA-Champion
Aron Baynes wurde 2014 NBA-Champion
© Imago
Ein Sturz während einer WC-Pause bei Olympia hatte für NBA-Profi Aron Baynes böse Folgen. Der frühere Oldenburger kämpft bis heute damit.

In der Basketball-Bundesliga erlebte Aron Baynes einst ein unrühmliches Ende.

Die EWE Baskets Oldenburg, der Klub, bei dem der australische Center 2010/11 spielte, lösten den Zwei-Jahres-Vertrag mit Baynes seinerzeit vorzeitig auf - eine Bilanz von 6,8 Punkten und 3,7 Rebounds pro Spiel war nicht ganz das, was der Meister von 2009 sich erhofft hatte. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)

Es ist eine Karriere-Episode, auf die der 35-Jährige heute gelassen zurückblicken kann, seine weitere Laufbahn hat sich prächtig entwickelt.

Der im neuseeländischen Gisborne geborene Baynes wechselte 2013 in die NBA, war 2014 Teil der Meistermannschaft der San Antonio Spurs, unterschrieb 2020 nach seiner bis dato besten Saison einen 14 Millionen Dollar schweren Vertrag bei den Toronto Raptors. Im Jahr darauf war er Teil der australischen Olympia-Mannschaft, die im August bei den Spielen in Tokio Bronze holte. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA)

Ausgerechnet dieser Höhepunkt ist für Baynes allerdings nicht mit schönen Erinnerungen verknüpft: Für den 2,08-Meter-Mann entwickelte sich eine Toilettenpause während des Gruppenspiels gegen Italien zu einem bitteren Drama, das mehr als nur seine Karriere bedrohte, das ihn bis heute beschäftigt - und das er erst jetzt in allen beängstigenden Details enthüllt hat.

Aron Baynes mit Stichwunden im WC gefunden

Zwischen dem dritten und vierten Viertel des entscheidenden Spiels in der deutschen Gruppe hatte Baynes das WC in der Super Saitama Arena benutzen wollen - und war nicht von dort zurückgekommen.

Ein vom verwunderten Trainer Brian Goorjian geschickter Betreuer machte sich auf die Suche - und fand Baynes blutend und dämmerig am Boden liegend, mit zwei Stichwunden im Oberarm.

Was war passiert?

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Lähmungserscheinungen nach Sturz

Baynes war zu Boden gestürzt, zwei an der Wand hängende Handtuch-Haken waren wohl der Grund für seine Wunden.

Sanitäter eilten herbei, versorgten Baynes, legten ihn auf eine Trage. Baynes, der noch immer musste, wollte nochmal aufstehen - und krachte wieder zu Boden. Er konnte nicht mehr laufen.

Was folgte und von Baynes erst jetzt komplett ans Licht gebracht wurde: ein bitteres Martyrium, physisch wie psychisch.

Böse Landung schon drei Tage zuvor

Bis heute ist ungeklärt, wodurch Baynes‘ folgenschwerer Sturz genau verursacht war. Er könnte schlicht ausgerutscht sein - womöglich verlor er das Bewusstsein aber auch als Spätfolge eines anderen Unfalls drei Tage zuvor.

Beim Aufwärmen für die zweite Halbzeit des Spiels gegen Nigeria war Baynes bei einem Dunk abgerutscht und auf dem Kopf gelandet. Er hatte den Korbring nicht zu fassen bekommen, wohl wegen seiner frisch desinfizierten und noch feuchten Hände.

Coach Goorjian nahm ihn aus dem Spiel, Baynes griff zu Schmerzmitteln, um nicht weiter auszufallen - dann der erneute Sturz.

Blutung drückte auf Wirbelsäule

Eine Kernspintomografie offenbarte, dass eine innere Blutung auf Baynes‘ Wirbelsäule gedrückt und die Lähmungserscheinungen verursacht hatte.

Die Konsequenz waren knapp zwei beschwerliche Wochen in einem Krankenhaus fern der Heimat, in dem er sich mit Ärzten und Pflegekräften nur schwer verständigen konnte - durchzogen von Schmerzen, Angst und Ungewissheit.

„Ich habe die einsamste Zeit in meinem Leben durchgemacht“, berichtet er nun bei ESPN: „In diesem Krankenhaus zu liegen, zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit hin- und herzupendeln, über mein Leben und meine Ziele nachzudenken und einfach zu weinen.“

Der dreifache Familienvater war sensibilisiert durch persönliche Erfahrungen: Ein Onkel von ihm ist seit einem Unfall vor zehn Jahren querschnittsgelähmt: „Meine Familie hat es aus erster Hand erlebt. Ich hatte Angst.“

„Eine Kombination aus Feuer und Messerstichen“

Die Angst vor irreparablen Schäden relativierte sich, als Baynes die Hilfe eines australischen Spezialisten vermittelt wird: Er hatte Erfahrung mit ähnlichen Fällen, übermittelte telefonisch einen Plan, die verhängnisvolle Schwellung medikamentös und durch Physiotherapie abklingen zu lassen, ohne OP.

Baynes sah Licht am Ende des Tunnels, aber der Gang durch den Tunnel war immer noch leidvoll. Die beschädigten Nerven schmerzten, „es war wie eine Kombination aus Feuer und Messerstichen“.

Schmerzmittel halfen, auch der Erfolg und Beistand der australischen Teamkollegen richtete ihn auf. Nach elf Tagen konnte Baynes wieder stehen und mit einem Charterflugzeug nach Australien verlegt werden - wo eine zweiwöchige Quarantäne wegen der strengen Corona-Bestimmungen weiter auf die Psyche schlug.

Nach mehreren Monaten Therapie kann Baynes inzwischen wieder laufen und rennen - und hofft auf eine Wiederaufnahme seiner Basketball-Karriere.

Baynes‘ Ziel: Comeback in der nächsten NBA-Saison

Man müsse Baynes inzwischen bremsen, berichtet Agent Daniel Moldovan: „Er will mehr als acht Stunden am Tag durchziehen, er hat keine Aus-Taste.“

Nebenbei nutzt Baynes dennoch auch die Gelegenheiten, die mit der besonderen Situation verbunden sind, freut sich an Strandausflügen mit der Familie - in Australien ist jetzt Sommer, eine Jahreszeit, die er wegen des NBA-Spielplans sonst fern der Heimat verbringt. (DATEN: Alle Tabellen der NBA)

Baynes‘ Ziel ist, zu Beginn der kommenden NBA-Saison im Herbst (der Nordhalbkugel) wieder fit zu sein. Eine Zusatzmotivation: Das zuletzt durch eine veränderte Regelauslegung der Schiedsrichter körperlicher gewordene Spiel, das ihm liegt.

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„Mit dieser Spielweise bin ich aufgewachsen“, sagt Baynes, was aktuell in der NBA passiere, sehe nach „Spaß“ aus, den er mitmachen wolle.

„Ich weiß nicht, wie mein weiterer Weg aussehen wird“, fügt er an: „Aber ich werde höllisch reinhauen.“

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