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NBA: Hat eine Großmacht sich böse verrechnet?

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NBA: Hat eine Großmacht sich böse verrechnet?

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Hat eine Großmacht sich verrechnet?

Die Phoenix Suns zählen zu den großen negativen Überraschungen der diesjährigen NBA-Playoffs. Trotz der beiden Superstars Kevin Durant und Devin Booker scheitern die Suns deutlich. Es offenbart sich deutlich ein Kernproblem, das schwer zu lösen ist.
Kevin Durant und die Phoenix Suns enttäuschten in den NBA-Playoffs
Kevin Durant und die Phoenix Suns enttäuschten in den NBA-Playoffs
© Imago
Alexander Kortan
Alexander Kortan
Moritz Thienen
Moritz Thienen

Der Meister-Traum der Phoenix Suns ist krachend gescheitert - und Monty Williams hat die Konsequenzen gespürt.

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Nach dem am Ende krachenden Aus des Super-Teams um Kevin Durant und Devin Booker gegen die Denver Nuggets, von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet, haben die Suns nun den Coach gefeuert.

Die Wunschvorstellung der Franchise war eigentlich eine ganz andere. Nach 55 Jahren sollte endlich wieder ein Titel her. Nun stehen umso größere Fragezeichen hinter der Zukunft des ambitionierten Star-Ensembles.

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NBA: Durant sollte Titel nach Phoenix holen

Und auf dem Papier sah es auch so aus, dass die Suns ein Team hätten, das diesen Ansprüchen gerecht werden könnte.

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Nach dem kostspieligen Trade für Kevin Durant galt Phoenix als einer der engsten Titelanwärter. Das Team rund um die Stars Durant, Booker, Chris Paul und Deandre Ayton schien für einen tiefen Playoff-Run gerüstet. Nach dem frühen Aus stellt sich jetzt die Frage, ob KD nach seinem Abgang bei den Brooklyn Nets zum zweiten Mal in Folge in ein Superteam-Projekt geraten ist, das nicht funktioniert.

Ohne den 34 Jahre alten Superstar standen die Suns vor zwei Jahren noch in den Finals, verlor die Serie nach einer 2:0-Führung gegen die Milwaukee Bucks um Greek-Freak Giannis Antetokounmpo.

In der vergangenen Saison sah alles danach aus, dass man erneut um den Titel kämpfen könnte, doch nach einer 3:2-Führung gegen Luka Doncics Mavericks geriet man doch noch unter die Räder und schied aus.

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Im entscheidenden Spiel sieben in heimischer Halle ging man dabei, wie in dieser Saison in Spiel sechs gegen die Nuggets, unter - wurde über weite Strecken vorgeführt. Gerade diese Parallelen geben dem erneuten Ausscheiden in Runde zwei noch einen zusätzlichen bitteren Beigeschmack.

„Es tat weh, vor allem vor unseren Fans (...) das sind nicht wir“, ärgerte sich Cameron Payne. „Vor allem nach dem letzten Jahr, als wir das Gleiche gemacht haben. Das ist kein gutes Gefühl.“

Co-Stars Paul und Ayton enttäuschen

Stand jetzt hat der KD-Trade also noch keinen Fortschritt gebracht. Noch kann der Trade aber nicht als Fehler eingeschätzt werden, denn das Duo um KD und Booker wird auch nächstes Jahr noch auf einem Top-Level spielen können.

86 Punkte erzielten beide zusammen beim Sieg in Spiel drei. In der Stärke der beiden Top-Stars liegt aber auch die Schwäche der Suns. Denn der drittbeste Scorer in diesem Spiel war Cameron Payne mit mageren sieben Zählern.

Dabei sollten die Suns eigentlich nicht nur zwei Stars haben, sondern vier. Das ligaweit gefürchtete vierköpfige Monster um die vier Stars Booker, Durant, Paul und Ayton erwies sich schlussendlich als zu harmlos, auch weil zwei der vier Köpfe in den Playoffs enttäuschten.

Center Ayton und Altstar Paul waren keine große Hilfe. Ayton spielte die ersten fünf Spiele der Serie unterdurchschnittlich, das sechste verpasste er wegen einer Rippen-Verletzung. Paul fiel ab Spiel zwei mit einer Leistenverletzung aus, zudem ist dem „Point god“ sein Alter (38) mittlerweile anzumerken.

Durant bleibt trotz des Ausscheidens positiv

Aber auch abseits der beiden schwächelnden Stars fehlen fähige Rollenspieler, die in den Playoffs bereits in der Vergangenheit so häufig den Unterschied ausgemacht haben. Unterstützung von ihren Rollenspielern bekamen die Suns nur durch die Punkte-Explosion von Payne (31 Punkte) in Spiel sechs. Ansonsten waren Booker und KD auf sich allein gestellt. Es fehlt schlichtweg an Tiefe, an Substanz im Kader.

Vielleicht meinte Superstar Durant gerade die fehlende Unterstützung, als er sich nach dem Ausscheiden kryptisch äußerte. „Wenn ich einen Kontext liefere, würde das nur als Ausrede angesehen werden“, hielt er sich bedeckt. „Sie sind rausgekommen und haben uns aufs Maul gehauen. Wir müssen nächstes Jahr einfach besser sein.“

Den Blick richtete Durant schon auf die kommende Saison, in der die Suns erneut als Titelanwärter gelten werden. „Wir haben hier ein gutes Fundament, eine gute Infrastruktur“, meinte er. „Darauf können wir aufbauen und diese Serie hoffentlich vergessen machen.“

Für Durant geht es dabei auch um eine Politur des persönlichen Vermächtnisses: Zwar hat er schon zwei NBA-Titel gewonnen mit den Golden State Warriors mit Steph Curry - die nach ihrem Aus gegen die L.A. Lakers nun auch vor offenen Fragen stehen. Das bitterböse Urteil von Suns-Legende Charles Barkley, dass Durant dabei aber nur „Buspassagier“ und nicht bewiesen habe, dass er „Busfahrer“ sei, hätte er aber gern noch widerlegt.

Suns droht schwere Zukunft

Wie wichtig eine gut besetzte Bank sein kann, bewiesen die Suns 2020, als sie der Championship zum Greifen nahe waren. Doch für Durant opferte man die Tiefe der Rotation. Mikal Bridges und Cam Johnson wurden für den zweimaligen NBA-Champ abgegeben, genauso wie unzählige Draft Picks.

Letzteres macht es in Zukunft nicht leichter, sich in der Breite zu verstärken. Hinzu kommt das unglaubliche Gehaltsvolumen, die die Suns in ihrer vier Top-Stars steckt. Aktuell fließen unglaubliche 145 Millionen pro Jahr an die Big Four. Dadurch haben die Suns schon jetzt nur wenig Spielraum, um den Kader zu verstärken.

Zudem kommen ab der kommenden Saison neue Reglungen, die es dem Team aus Arizona noch schwere machen könnte. In der neuen Spielzeit werden sogenannte „Tax-Lines“, also Steuerlinien eingeführt, die Teams bestrafen oder einschränken sollen, die zu viel Geld für ihren Kader ausgeben. Die erste Linie liegt bei knapp 162 Millionen Dollar, die zweite bei 180 Millionen Dollar.

Betrachtet man den aktuellen Kader für die kommende Saison haben die Suns für ihre noch sieben unter Vertrag stehenden Spieler (Durant, Booker, Ayton, Paul, Landry Shamet, Cameron Payne und Ish Wainwright) zusammen schon 165,6 Millionen Dollar auf der Payroll, liegen also schon jetzt über der ersten Steuerlinie.

Es wäre sicher nicht unmöglich unter der zweiten Steuerlinie von 180 Millionen zu bleiben, dafür müssten die Suns aber bei den weiteren Spielern, die sie verpflichten wollen, Abstriche machen. Ein Szenario, das sicher nicht im Interesse einer Franchise steht, die sich in der kommenden Saison verbessern will.

Die Suns werden also wohl damit leben müssen, dass sie mit einer Strafe und bestimmten Einschränkungen in die neue Saison starten werden.

„Ring-Chaser“ könnten einzige Lösung sein

Teams, die über der zweiten Steuerlinie liegen, dürfen in der Free Agency keine Spieler mit der Mid-Level-Exception verpflichten, die eigentlich jedem Team zur Verfügung stehen. Phoenix könnte also unter Umständen nur „Bird-Rights“, also Spieler mit Draft-Rechten, oder Spieler zu Minimalverträgen verpflichten. Ein Problem für ein Team, das nach „depth“ im Kader strebt.

Zudem könnten auf die Suns auch noch längerfristige Konsequenzen warten. Denn ab der Saison 2024/25 kommt auf Teams, die über der Linie liegen auch noch eine weitere Bestrafung zu. Bei Trades dürfen diese Teams dann nämlich nur noch 110 Prozent des Gehalts im Vergleich zum Spielermaterial, dass sie abgegeben haben, wieder in den Verein hineinholen.

Die Teams, die sich an die Regeln halten, dürfen bei Trades 125 Prozent weinsetzen. Es wäre für die Suns also deutlich schwerer in Zukunft gute Spieler per Trade nach Arizona zu holen.

Trotz der Hindernisse wird es für die Suns aber keineswegs unmöglich sein, ihr Team im Sommer zu verbessern. Sie müssen bei dem Versuch, den Kader zu verstärken, nun nur deutlich kreativer werden oder Spieler finden, die für die Chance auf einen Titel auch für weniger Geld spielen.

Deswegen sind die sogenannten „Ring-Chaser“, also ältere Spieler, die in ihrer Karriere schon einiges an Geld verdient haben, aber noch keine Meisterschaft in der NBA gewonnen haben, eine der Hoffnungen der Suns. Was ihnen dabei zusätzlich in die Karten spielen dürfte: Die Veteranen wissen, dass sie im dünnen Kader der Suns eine große Rolle einnehmen dürften und nicht nur auf der Bank versauern.

Denn eins haben die diesjährigen Playoffs gezeigt: Kevin Durant und Devin Booker können keinen Titel im Alleingang gewinnen, sondern brauchen dringend noch die zusätzliche Unterstützung von mindestens zwei bis drei echten Hilfskräften.