9:55 Minuten vor dem Ende des NFC Championship Games nahm das Schicksal seinen Lauf.
14 verhängnisvolle Sekunden
Bis dahin hatte es gut ausgesehen für die San Francisco 49ers, mit einer 17:7-Führung waren sie ins entscheidende letzte Viertel um den Einzug in den Super Bowl LVI gegangen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NFL)
Nun aber kamen die Los Angeles Rams im eigenen SoFi Stadium bedrohlich nahe. Auf drei Punkte war der Vorsprung bereits geschmolzen - und soeben mussten die Niners den Ball nach einem erfolglosen Drive wieder punten. (SERVICE: NFL-Wissen - die wichtigsten Begriffe im Football)
Rams-Quarterback Stafford mit Beinahe-Patzer
An der eigenen 15-Yard-Linie nehmen Rams-Quarterback Matthew Stafford und seine Teamkollegen Aufstellung, um ihre nächste Angriffsserie zu starten.
Auf dem Weg, das Spiel endgültig zu drehen, will der 33-Jährige keine Zeit verlieren. Snap. Dropback. Stafford steht an der eigenen 9-Yard-Linie. Er holt zu einem tiefen Wurf aus, viel Risiko - und verfehlt seine Receiver deutlich. (SERVICE: NFL-Wissen - die Positionen im Football)
Der Einzige, der an der 35-Yard-Linie der 49ers wartet, ist San Franciscos Jaquiski Tartt.
Der Ball fällt ihm im Rückwärtslaufen genau auf die Brust. Er hat ihn kurzzeitig zwischen den Händen - und damit auch das Schicksal seiner Mannschaft.
Sekundenbruchteile später liegt das Ei am Boden. Genau wie Tartt, das Gesicht in den Rasen vergraben.
Tartt verpasst 49ers-Interception - und hadert
Keine Interception, nur ein Incomplete Pass. Statt Ballbesitz für die 49ers eine neue Chance für Stafford.
„Das ist ein Play, das ich im Schlaf machen müsste - und ich habe es nicht gemacht“, hadert Tartt selbst nach dem Spiel: „Das ist so ein Moment, von dem viele Sportler träumen, ihn zu erleben. Ausgeglichenes Spiel und du kannst das Play machen, das für die Wende sorgt. Ich weiß, dass das ein Big Play in diesem Spiel war, eine große Chance für mich und das Team - und ich habe einfach das Gefühl, dass ich meine Brüder im Stich gelassen habe.“
9:47 Minuten sind noch auf der Uhr, als Stafford zum zweiten Versuch ansetzt, während Tartt noch sichtlich mit seinem Fehler zu kämpfen hat. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)
„Es ist schwer, irgendwas zu sagen, um ihm in diesem Moment zu helfen“, sagt Teamkollege Nick Bosa nach dem Spiel. „Natürlich hat er eine große Gelegenheit liegen lassen, aber es gibt wahrscheinlich 70 andere Plays, in denen andere Jungs große Chancen verpasst haben.“
Big Play von Odell Beckham Jr.
Besonders bitter für die 49ers: Eines dieser Plays folgt direkt mit dem nächsten Spielzug.
Wieder wirft Stafford einen weiten Pass, diesmal jedoch punktgenau auf Odell Beckham Jr. an der linken Seitenlinie. 29 Yards Raumgewinn.
Und damit nicht genug: Jimmie Ward fliegt viel zu spät zum Tackle heran, sein Helm prallt auf den von OBJ. 15 Yards Strafe wegen Unnecessary Roughness.
9:41 Minuten zeigt die Uhr jetzt, gerade einmal 14 Sekunden Spielzeit sind seit Beginn des Drives vergangen. 14 Sekunden, in denen so viel passiert ist, das über Sieg und Niederlage entscheiden kann.
Die Rams stehen plötzlich in der Hälfte der 49ers. Knapp drei Minuten später gleicht Matt Gay per Field Goal zum 17:17 aus.
49ers-Quarterback Garoppolo leistet sich Interception
Von dieser unheilvollen Wende erholt sich San Francisco nicht mehr. Die Offense bringt in der entscheidenden Phase nicht mehr als zwei vollkommen verkorkste Drives zustande, der letzte endet bezeichnenderweise mit einer Interception von Quarterback Jimmy Garoppolo. (SERVICE: NFL-Wissen - die wichtigsten Regeln im Football)
Dazwischen sorgt ein weiteres Field Goal von Gay für die entscheidenden Punkte zum 20:17-Erfolg der Rams. Ein eindrucksvolles Comeback, das viele Gründe hat - das aber eben auch maßgeblich von Tartts folgenschwerem Fehlgriff befeuert wurde.
„So ist Football. Es ist ein einziges Play“, meint Bosa - und verspricht trotz aller Enttäuschung: „Wir werden definitiv für ihn da sein.“
Der Pechvogel selbst kündigt an, keine Ausreden suchen zu wollen. „Ich verdiene all die Kritik, die ich jetzt zu hören bekomme“, schreibt Tartt bei Twitter: „Aber das wird mich nicht als Person oder Spieler definieren. Ich werde nur stärker und besser.“