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Super Bowl: Niners-Insider Nzeocha schwärmt: "Es ist so krass, wie er sich entwickelt hat"

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Super Bowl: Niners-Insider Nzeocha schwärmt: "Es ist so krass, wie er sich entwickelt hat"

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“So krass, wie er sich entwickelt hat“

Vor vier Jahren standen die San Francisco 49ers schon einmal im Super Bowl gegen die Kansas City Chiefs - mit dem Deutschen Mark Nzeocha auf Seiten der Niners! Im SPORT1-Interview spricht der 34-Jährige über die Chance zur Revanche für sein Ex-Team und verrät emotional, wer ihn besonders beeindruckt.
Der ehemalige NFL-Linebacker Mark Nzeocha blickt auf den Super Bowl zwischen den San Francisco 49ers und den Kansas City Chiefs.
Jonas Nohe
Jonas Nohe

Im Februar 2020 stand Mark Nzeocha mit den San Francisco 49ers im Super Bowl gegen die Kansas City Chiefs und verpasste nur knapp den ganz großen Triumph.

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Vier Jahre später kommt es im Super Bowl LVIII am Sonntag in Las Vegas zum Rematch der beiden Teams.

Vor dem Duell spricht der 34-Jährige über das besondere Verhältnis zu seinem Ex-Team, seinen X-Faktor für den Super Bowl und verrät mit emotionalen Worten, welcher Niners-Star ihn besonders beeindruckt.

SPORT1: Die San Francisco 49ers haben es nach vier Jahren wieder in den Super Bowl geschafft. Wie haben Sie das Ganze verfolgt?

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Mark Nzeocha: Seit ich nicht mehr spiele, bin ich richtig großer Fan geworden. Die 49ers hatten mich und meine komplette Familie vor der Saison zu einem Preseason-Spiel eingeflogen, ich war Honorary Captain und durfte mir das Spiel in der Owner‘s Suite angucken. Jeder hat sich gefreut, mich wiederzusehen, und es war einfach schön, wieder dort zu sein. Da habe ich schon gedacht: Was für eine geile Organisation! Ich war ja kein Superstar, aber ich war eben fünf Jahre Bestandteil des Teams - und jetzt bin ich Fan fürs Leben! Deshalb habe ich natürlich mitgefiebert und jedes Spiel geguckt. Ich bin auch in Kontakt mit vielen meiner Teamkollegen, die dort noch spielen.

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San Francisco 49ers? „Aus dem richtigen Holz geschnitzt“

SPORT1: Und wie haben Sie das dramatische NFC Championship Game gegen die Detroit Lions erlebt?

Nzeocha: Diese Playoffs waren nicht einfach. Sie haben beide Spiele erst nach großen Comebacks gewonnen - und das Spiel gegen die Lions war natürlich tough. Ich habe direkt gemerkt, dass die Offense irgendwie langsam war, die Defense hatte ihre Schwierigkeiten in der ersten Hälfte, sie konnten die Lions nicht stoppen. Aber ich wusste, dass sie aus der Halbzeit rauskommen und Anpassungen vornehmen würden - und dann ging‘s richtig ab. Die Niners sind ja nicht bekannt dafür, Comebacks zu schaffen, aber ich habe wirklich die Ruhe behalten.

SPORT1: Was sagt es über dieses aktuelle 49ers-Team aus, dass es eben auch zu solchen Comebacks in der Lage ist?

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Nzeocha: Es ist ein Team, das sehr widerstandsfähig ist. Die sind aus dem richtigen Holz geschnitzt. Da ist nie ein Funke von Aufgeben zu spüren, sondern sie fighten bis zum Ende. Das zeichnet das Team dieses Jahr aus. Da ist auch einfach das richtige Leadership da: Die Jungs, mit denen ich vor vier Jahren gespielt habe, waren schon im Super Bowl und wissen, worauf es in den Playoffs ankommt. Dann mischst du da die Jungen mit rein wie Brock Purdy oder Christian McCaffrey, der damals ja noch nicht dabei war - und das Rezept funktioniert einfach.

SPORT1: Hatten Sie nach dem Spiel mal Kontakt mit den ehemaligen Kollegen?

Nzeocha: Ja, auf jeden Fall. Ich habe am nächsten Tag direkt Fred Warner und Dre Greenlaw angerufen. Ich bin natürlich am engsten mit meinen Linebacker-Kollegen, wir sind über die gesamte Saison hinweg in Kontakt. Die Jungs waren fired up, freuen sich auf den Super Bowl und das Rematch gegen die Chiefs - die sind auf jeden Fall heiß drauf!

Shanahan „ists einfach ein Offensiv-Genie“

SPORT1: Inwiefern waren diese Comeback-Siege gegen die Packers und Lions auch eine Befreiung für Head Coach Kyle Shanahan, dem ja der Ruf nachhing, Spiele nicht drehen zu können?

Nzeocha: Ich glaube, das ist riesig für ihn! Einfach, um dir selbst zu beweisen, dass du das eben auch kannst - aber auch, um dem Team zu zeigen: Egal, wie schlecht die Situation aussehen mag, wir können alles schaffen. Das war so ein Momentum Swing, der da in der zweiten Hälfte passiert ist, das bringt auch Selbstbewusstsein mit. Ich glaube, das kann ihnen im Super Bowl helfen.

SPORT1: Es wird viel über die besondere Spielweise von Shanahan gesprochen. Warum sticht er da gegenüber anderen Coaches heraus?

Nzeocha: Er ist einfach ein Offensiv-Genie! Jedes Spiel hat er irgendeinen speziellen Spielzug oder schmeißt irgendwas mit rein, das speziell für diesen Gegner ist und das er nur für dieses Team entwickelt hat. Was seine Offense aus Sicht der Defense so kompliziert macht, sind diese Pre-Snap-Motions. Da ist links und rechts Bewegung, du weißt nie, wer den Ball bekommt. Ich habe über Jahre gegen die gespielt und da raucht dir der Kopf, weil du dich einfach nur fragst: Was ist denn hier los?! Im Endeffekt endet es mit einer normalen Formation und sie machen einen ganz normalen Spielzug, aber dadurch, dass vorher so viel los ist, verwirrt dich das als Defense-Spieler natürlich.

Dieser Niners-Star wird der X-Faktor im Super Bowl!

SPORT1: Wer könnte im Super Bowl gegen diese Chiefs am ehesten zum X-Faktor werden?

Nzeocha: Ich glaube, George Kittle wird ein riesiger X-Faktor in diesem Spiel! Du musst deinen besten Cornerback gegen Brandon Aiyuk stellen. Du machst die Box dicht, damit McCaffrey nichts macht - und dann gibt‘s ein Mismatch mit Kittle. So sehe ich das zumindest. Man sieht ja, was Kansas City die letzten Spiele mit Travis Kelce gemacht hat. Wenn du einen Superstar-Tight-End hast und den fütterst, dann funktioniert das.

SPORT1: Kittle sticht nicht nur sportlich, sondern auch mit seiner emotionalen, extrovertierten Art heraus. Was ist er für ein Typ?

Nzeocha: Er ist einfach ein Clown! (lacht) Er ist extrovertiert auf einem anderen Level. Er ist superfunny, macht super Stimmung, nennt sich ja auch selbst den „People‘s Tight End“. Er ist einfach ein Mann der Leute und ein Entertainer, aber eben auch ein großartiger Teamkollege. Er versteht sich mit jedem, ist immer für einen Spaß gut - aber auf dem Feld eben auch für Big Plays. Er bringt das Beste aus beiden Welten mit und ich glaube, es hält die Moral im Team hoch, so jemanden dabei zu haben.

Die Fans der San Francisco 49ers sind nach dem Sieg gegen die Detroit Lions aus dem Häuschen. Am 11. Februar kommt es dann zum Showdown beim Super Bowl gegen die Kansas City Chiefs.
01:08
Total aus dem Häuschen! 49ers-Fans feiern Super-Bowl-Einzug | NFL

McCaffrey MVP? „Wenn es einer verdient hat ...“

SPORT1: Christian McCaffrey ist als einziger Nicht-Quarterback als MVP nominiert. Was macht ihn so besonders?

Nzeocha: Er macht alles auf der Running-Back-Position! Du musst den Ball natürlich laufen können, aber er fängt ihn auch genauso gut. Er könnte wahrscheinlich ein Nummer-1-Receiver in dieser Liga sein, wenn er kein Running Back wäre. Aber er macht auch die Sachen, die nicht auf dem Stat Sheet landen, wie zu blocken oder seine Motions als Ablenkung, damit seine Teamkollegen den Ball bekommen können. Er ist das komplette Paket.

SPORT1: Hat er in Ihren Augen eine Chance, den MVP-Titel zu gewinnen?

Nzeocha: Es ist einfach eine Quarterback-Auszeichnung und es ist schon lange her, dass ein Nicht-Quarterback den Titel gewonnen hat (Running Back Adrian Peterson in der Saison 2012, Anm. d. Red.). Wenn es einer verdient hat, dann ist das meiner Meinung nach McCaffrey, aber ich glaube nicht, dass ein Nicht-Quarterback dieses Jahr gewinnt.

Purdy „hat jede Auszeichnung absolut verdient“

SPORT1: 49ers-Quarterback Brock Purdy ist auch mit im Rennen, obwohl ihm viele Kritiker immer noch vorwerfen, „nur“ ein Game Manager zu sein. Wie stehen Sie dazu?

Nzeocha: Ich verstehe das Argument gar nicht, weil du ja trotzdem diese Würfe anbringen musst. Er ist mobil, er macht Plays mit seinen Beinen, er droppt back, er scannt das komplette Feld, macht die richtigen Reads, bringt den Ball an, wo er hinsoll. Natürlich hat er gute Spieler um sich rum. Haben andere Quarterbacks gute Spieler um sich herum? Natürlich genauso! Jede Auszeichnung, die er bekommt, hat er absolut verdient, er hat es in den Pro Bowl geschafft. Klar bin ich ein bisschen parteiisch, weil er bei den Niners spielt, aber wenn du Football noch nie geschaut hättest in deinem Leben und dir die 49ers angucken würdest, dann würdest du sagen: Die Nummer 13, das ist ein ziemlich guter Spieler!

SPORT1: Jetzt haben wir viel über die Offense gesprochen. In der Niners-Defense ist Fred Warner wahrscheinlich einer der intelligentesten Verteidiger der Liga. Wie wichtig ist er für diese Mannschaft?

Nzeocha: Er ist riesig, ganz ehrlich. Er stellt die komplette Defense auf, er bringt die Calls rein, stellt sicher, dass jeder sich richtig aufstellt. Und dann macht er natürlich auch wichtige Plays. Ich war ja schon da, als er als Rookie zu den 49ers kam, und ich habe ihm vor einigen Tagen auch geschrieben, dass es so krass zu sehen ist, wie er sich entwickelt hat, was für ein Leader er jetzt ist und wie er sich auch als Mann entwickelt hat. Da habe ich ihm mal Respekt gezollt und das hat ihm viel bedeutet. Für mich ist das auch cool zu sehen: Er war ein Drittrundenpick, ein Projekt - und dass er die ganze Arbeit reingesteckt und sich so entwickelt hat, das ist einfach großartig. Er ist der Kleber, er hält die komplette Defense zusammen.

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„Super Bowl Woche ist ganz speziell“

SPORT1: Sie haben einen Super Bowl selbst miterlebt: Wie läuft das für die Spieler ab?

Nzeocha: Das ist eine ganz spezielle Woche und es war ein cooles Erlebnis! Du reist schon relativ früh an, eine Woche vorher, weil einfach mit dem ganzen Drumherum richtig was abgeht. Aber es war echt cool, das alles als Spieler mal mitzunehmen. Du wächst auf, schaust den Super Bowl - und dann darfst du das einfach mal selbst miterleben, was da hinter den Kulissen abgeht. Es war schon anstrengend, das muss ich auch sagen, weil du nicht in deiner normalen Routine bleiben kannst. Aber du musst eben versuchen, so gut wie möglich mit diesen Ablenkungen klarzukommen und das Spiel zu spielen.

SPORT1: Damals haben Sie mit den 49ers trotz klarer Führung bis ins letzte Viertel noch verloren. Wie geht es diesmal aus?

Nzeocha: Ich denke, dass die Niners aus den letzten beiden Spielen gelernt haben, dass sie schneller starten müssen. Sie werden einen richtig guten Plan haben und ich habe mit ein paar Spielern gesprochen, wie heiß sie auf dieses Rematch sind. Andy Reid (Trainer der Chiefs, Anm. d. Red.) hat natürlich auch immer einen krassen Gameplan, da muss man auch großen Respekt zollen - aber nichtsdestotrotz denke ich, und hoffe es natürlich auch, dass es die Niners machen werden.