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Eiskunstlauf: Katarina Witts große Rivalin endete als verarmter Sozialfall

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Eiskunstlauf: Katarina Witts große Rivalin endete als verarmter Sozialfall

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Der tiefe Fall von Kati Witts Rivalin

Katarina Witt schuf am 27. Februar 1988 einen Sportmoment für die Ewigkeit. Die im „Battle of the Carmens“ unterlegene Konkurrentin erlebte nach ihrer Karriere einen tragischen persönlichen Absturz.
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mhoffmann
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Das Wunder von Bern. Boris Becker in Wimbledon. Katarina Witt in Calgary.

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Es gibt nur wenige Sportmomente, die sich im kollektiven Gedächtnis der Nation so verankert haben wie der, den Deutschlands bekannteste Eiskunstläuferin heute vor 36 Jahren kreiert hat.

Das schönste Gesicht des Sozialismus. Das strahlende Lächeln der DDR-Vorzeigeathletin nach der Gold-Kür. Der „Battle of the Carmens“, das politisch aufgeladene Ost-West-Duell, das am Ende des Kalten Krieges in seiner Dramaturgie auch das internationale Publikum fesselte: Auch wer nicht dabei war, kennt die Schlagworte.

Für die heute 57 Jahre alte und als Sport- und TV-Persönlichkeit präsent gebliebene Witt war Olympia 1988 die vorläufige Krönung einer Weltkarriere. Aber was wurde eigentlich aus der großen Verliererin?

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Katarina Witt stach verhinderte Heldin Debi Thomas aus

Debra Janine Thomas ist der Name, der heute auch in ihrer Heimat USA weit weniger in Erinnerung ist als ihre Rivalin, die ihren internationalen Ruhm auch weit über das Ende ihrer aktiven Laufbahn hinaus pflegte: mit pompösen Eisshows, Auftritten in Hollywood, mit einem Fotoshooting für den Playboy, dem ersten weltweit ausverkauften seit dem mit Marilyn Monroe.

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Dabei hätten sie Debi Thomas damals zu gerne als Heldin einer großen Underdog-Geschichte gesehen, so wie acht Jahre zuvor das Eishockey-Wunder von Lake Placid oder das fiktive Boxduell zwischen Rocky und Ivan Drago.

Die damals 21 Jahre junge Frau aus der Kleinstadt Poughkeepsie in New York schien als Heldin eines ähnlichen Märchens passend besetzt. Das Happy End blieb allerdings aus – und weitere dramatische und hässliche Wendungen ihrer Geschichte sollten folgen.

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Olympia 1988: „Battle of the Carmens“ wurde zum Mythos

Thomas, Tochter einer aufopferungsvoll für ihre Karriere kämpfenden Computerspezialistin, war in den USA der Achtziger eine gefeierte Sportpionierin.

Sie war die erste afroamerikanische Eiskunstlauf-Meisterin, trotzte in einer von weißen, wohlhabenderen Schichten dominierten Sportart Vorurteilen und rassistisch gefärbten Ratschlägen, sie solle doch besser „bestimmte Aspekte ihres Aussehens abmildern“. Die Modellathletin wurde Weltmeisterin vor Witt 1986 in Genf – während sie parallel dazu schon ein Medizinstudium an der Stanford University begonnen hatte. Thomas sollte dann auch die erste schwarze Medaillengewinnerin überhaupt bei Olympischen Winterspielen sein.

Debi Thomas (M.) wurde 1986 Weltmeisterin vor Katarina Witt (l.)
Debi Thomas (M.) wurde 1986 Weltmeisterin vor Katarina Witt (l.)

Die große Vollendung des Traums, das sollte Gold in Calgary sein, der für die Ewigkeit bestimmte Triumph über den „worldwide juggernaut of women‘s figure skating, East Germany‘s Katarina Witt“ (O-Ton der Washington Post). Und dann wählten beide auch noch dieselbe Kürmusik: „Carmen“ von George Bizet.

Witt gewann auch Amerikas Herzen, Thomas verschwand aus dem Rampenlicht

Der Sieg im „Kampf der Carmens“: Das wäre die Story gewesen, die Amerikas Magazin- und Drehbuchautoren gern geschrieben hätten.

Doch während Witt mit ihrer anmutigen Performance auch die Herzen des amerikanischen Publikums gewann, unterliefen Thomas zu viele Fehler - am Ende nur Platz drei hinter Witt und der Kanadierin Elizabeth Manley.

Während Witt in Calgary auch in Nordamerika zum Star geworden war - Reisefreiheit und Gelegenheit zur Selbstvermarktung war schon vor dem Mauerfall der Lohn der DDR-Führung - verschwand Thomas aus dem öffentlichen Scheinwerferlicht. Und es erging ihr dort nicht gut.

Zweite Karriere als Ärztin endete in Desaster

Thomas erfüllte sich zwar ihren eigentlichen Lebenstraum, beendete ihr Medizinstudium und wurde orthopädische Chirurgin.

Die medizinische Karriere erlitt jedoch auf traurige Weise Schiffbruch: Thomas – bei der 2012 eine bipolare Störung diagnostiziert wurde – konnte sich an verschiedenen Arbeitsplätzen nicht in das System und kollegiale Umfeld einfügen. Als sie sich 2010 in einer dünn besiedelten Gegend in Virginia selbstständig machte, ging sie pleite.

Ihr berufliches Missgeschick und zwei Scheidungen brachten Thomas in Geldnot. Mitte der 2010er Jahre wurden diverse US-Medien auf ihren Absturz aufmerksam: Sie lebte zu diesem Zeitpunkt von der Sozialhilfe, in einem von Ungeziefer geplagten Wohnwagen, hatte Alkoholprobleme, das Sorgerecht für ihren Sohn verloren. Ihre medizinische Approbation ließ sie auslaufen.

Wie gefangen in einer Parallel-Welt

US-Fernsehikone Oprah Winfrey leuchtete Thomas‘ Schicksal auf ihrem TV-Kanal aus, die Washington Post widmete ihr 2016 ein tragikomisches Porträt, das Stoff für einen ähnlichen Film wie das geniale Biopic „I, Tonya“ über ihre berühmte Eis-Erbin und Leidensgenossin Tonya Harding sein könnte.

Es zeichnet Thomas als verschwörungsgläubig und gefangen wirkend in einer gedanklichen Parallelwelt, die mit ihrer realen Situation nichts zu tun hatte: „Meine olympische Mentalität ist hart, denn man wird frustriert darüber, wie andere Leute Dinge tun. Ich kann alles nur exzellent machen, ich bin einer, der die Dinge regelt.“

Leuten, die sich fragen, warum jemand mit ihrer Bildung und ihrem Können keinen Job und kein besseres Leben hätte, könne sie nur antworten: „Ihr Dummköpfe. Ich versuche hier gerade die Welt zu verändern.“

Debi Thomas, ihr Verlobter Jamie Looney - ein ehemaliger Minenarbeiter - und dessen zwei Söhne leben in Südwest-Virginia.