Der Biathlon und das Doping, das ist eine ebenso lange wie leidige Geschichte.
Biathlon droht großes Betrugs-Problem
Verdachtsfälle, Ermittlungen, Verurteilungen, es gibt sie immer wieder. Und es wird sie wohl auch in Zukunft leider immer wieder geben. Nun tut sich am Wintersport-Horizont aber ein Problem auf, das sogar noch größer sein könnte.
Und wieder geht es um Betrug. Genauer gesagt, die Chancen auf Betrug. Denn in der kommenden Saison gibt es im Biathlon eine wichtige Neuerung: Der Einsatz von Fluorwachsen auf den Ski - der bisher vor allem bei warmen Temperaturen zu großen Vorteilen verhalf - ist künftig endgültig verboten.
Das Problem: Die neue Regel kann offenbar recht leicht umgangen werden.
Dank neuem System: Betrug leicht gemacht?
Entsprechende Vorwürfe stammen aus Schweden, wo das Materialteam der Biathleten zuletzt das Kontrollsystem, das den unerlaubten Einsatz von Fluorwachsen künftig nachweisen soll, begutachtete.
Wie Johan Wahlström, Chef-Wachser der Schweden mitteilte, seien die Ergebnisse alles andere als zufriedenstellend gewesen.
„Die Idee war, das System in die Irre zu führen und so die Schwächen aufzudecken“, sagte Wahlström beim TV-Sender SVT.
Seine erschreckende Antwort auf die Frage, ob man den Kontrollmechanismus habe austricksen können: „Ja, es war sogar sehr einfach. Im Moment sind wir nicht da, wo wir sein sollten.“
Man habe sich mehr von dem Gerät erhofft, das FIS (Fédération Internationale de Ski) und IBU (Internationale Biathlon-Union) Anfang April vorgestellt hatten - nach Informationen von xc-ski.de soll das Testgerät rund 30.000 Euro kosten.
Fluorwachs bringt Geschwindigkeitsvorteile mit sich
Zum Hintergrund: Fluorwachs brachten in der Vergangenheit große Geschwindigkeitsvorteile mit sich.
Weil es Wasser und Schmutz während des Rennens optimal verdrängt, war es vor allem bei feuchtnassen, wärmeren Bedingungen ständig im Einsatz.
Schon 2020 erließ die EU jedoch ein Verbot, um die Umwelt zu schützen. Die Wachse sind nicht abbaubar und für Mensch und Natur schädlich.
Eigentlich sollte im Wintersport deshalb schon vor einem Jahr ein Verbot ausgesprochen werden. Der Zeitplan konnte jedoch nicht eingehalten werden, weil die Testmöglichkeiten noch nicht ausgereift genug waren.
Biathlon: Kann „größeres Problem als Doping werden“
Die Fortschritte bei der Entwicklung sind aber offenbar bis heute nicht ausreichend. Beim schwedischen Team ist die Sorge groß, dass die Fairness im Biathlon durch den Einsatz von unerlaubten Wachsen leiden könnte.
„Wenn wir jetzt nicht das Richtige tun, könnte das ein noch größeres Problem als Doping werden“, warnte Wahlström.
Schwedens Alpin-Chef Petter Myhlback monierte in Richtung FIS und IBU: „Sie haben immer noch kein fertiges Produkt präsentiert. Sie sind bei der Entwicklung nicht auf der Höhe.“
Die Verbände hatten im April behauptet, dass man ein verlässliches Kontrollsystem geschaffen habe. In Schweden sieht man das anders.
Schwere Vorwürfe gegen deutsche Athletinnen
Bereits im Januar waren die nationalen Verbände der Republik Moldau und von Litauen von der IBU mit Geldstrafen belegt worden, weil der Einsatz von schädlichen C8-Fluorkohlenwasserstoffe im Wachs nachgewiesen wurde.
Diese sind schon länger verboten und sorgten auch bei den Olympischen Spielen in Peking für Aufregung.
Eine finnische Zeitung hatte den überraschend erfolgreichen deutschen Langläuferinnen vorgeworfen, auf das verbotene Fluorid C8 zurückgegriffen zu haben. Ein Vorwurf, der sich aber bis heute nicht erhärtete.
Die öffentlichen Vorwürfe sind dabei womöglich ein Vorgeschmack auf eine Problematik, die den Biathlon in Zukunft in Atem halten könnte.
Eine Zerreißprobe, noch größer als Doping? Man mag es sich kaum vorstellen.