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Biathlon: Ein märchenhafter Aufstieg in Herrmann-Wicks Schatten

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Biathlon: Ein märchenhafter Aufstieg in Herrmann-Wicks Schatten

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Ein deutsches Biathlon-Märchen

Beim letzten Rennen von Denise Herrmann-Wick erreicht Silberstaffel-Kollegin Hanna Kebinger das beste Ergebnis ihrer Karriere und krönt damit eine erstaunliche Entwicklung - trotz vieler bitterer Rückschläge.
Hanna Kebinger hat sich im abgelaufenen Biathlon-Winter prächtig entwickelt
Hanna Kebinger hat sich im abgelaufenen Biathlon-Winter prächtig entwickelt
© Imago
Manuel Habermeier
Manuel Habermeier
von Manuel Habermeier

Verflixte 2,8 Sekunden fehlten Hanna Kebinger.

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Beim großen Saisonfinale in Oslo stürmte die 25-Jährige im Massenstart auf den vierten Rang - und beinahe wäre noch mehr gegangen: Nach dem letzten Schießen, in der ihr der erste und einzige Fehler des Rennens unterlief, lag die Athletin des SC Partenkirchen auf Rang drei. Die Französin Anais Chevalier-Bouchet schnappte ihr das Podest in deren letzten Rennen noch weg.

Kebingers Leistung ging etwas unter im Schatten des emotionalen Karriere-Endes von Denise Herrmann-Wick. Aber es war dennoch ihr bestes Karriere-Ergebnis und ein runder Abschluss einer Saison, in der Kebinger einen großen Entwicklungsschritt nach vorn gemacht hat - gekrönt vom Staffel-Silber bei der Heim-WM in Oberhof an Herrmann-Wicks Seite.

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„Ich kann nur über das ganze Gesicht strahlen. Es ist unglaublich“, sagte sie nach dem Rennen in der ARD und fügte hinzu: „Vielleicht kann ich nächstes Jahr einen Schritt weiter gehen.“

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Papa Kebinger erweist sich als Hellseher

Es ist ein verständlicher Wunsch, im Biathlon-Weltcup nach den zuletzt gezeigten Leistungen den nächsten Schritt gehen zu wollen. Vielleicht sollte sie Papa Kebinger fragen, was der kommende Winter sportlich für sie bereithält. Immerhin hat sich dieser schon als veritabler Hellseher bewiesen, wie Kebinger bereits Anfang März verriet.

Bei der Weltmeisterschaft in Oberhof, wo sie mit der DSV-Staffel zu Silber lief, berichtete sie von Papas Voraussage. „Lustigerweise hat mein Vater an Weihnachten gesagt: ‚Wie witzig wäre es jetzt, wenn du im Januar den IBU-Cup auf der Pokljuka läufst, dann den Weltcup in Antholz und es doch noch zur WM schaffst.‘“

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Damals vielleicht noch als Witz gemeint, sollte genau dieser Fall eintreten. Kebinger wurde aus dem drittklassigen Deutschland-Cup in den IBU-Cup hochgezogen und nutzte ihre Chance direkt. Dreimal landete sie auf dem Podium und das scheinbar Unmögliche wurde Realität: Kebinger wurde erst in den Weltcup für Antholz berufen und verdiente sich mit starken Leistungen ihr WM-Ticket, das sie am Ende mit dem deutschen Team versilberte.

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Papa Kebinger hatte mit seiner Voraussage also recht behalten. Selbst ARD-Experte Erik Lesser, immerhin zweimaliger Weltmeister und mit sieben Weltcupsiegen dekoriert, war von Kebingers Leistung überrascht. „Ich war in der vergangenen Saison noch ein wenig skeptisch, was die Leistungen von Hanna Kebinger angeht“, gestand er, um dann ein Kompliment auszusprechen: „Aber wie sie sich nach den Rückschlägen im Weltcup präsentiert und so konstant am Schießstand arbeitet, da ziehe ich meinen Hut.“

Fast wäre Kebingers Karriere schon vor dem Start beendet gewesen

Und diesen Respekt hat sich die junge Zollbeamtin mehr als verdient, denn ihre bisherige Karriere verlief alles andere als geradlinig. Bereits in der Jugend hatte sie mit einer Herzbeutelentzündung zu kämpfen. Die Zukunft ihrer Biathlonkarriere war damals zweitrangig. Vielmehr ging es um die Frage, ob sie überhaupt ein beschwerdefreies Leben wird führen können. „Damals habe ich gesagt, ich lasse mich nicht unterkriegen. Und diese Zeit hat mich auch gelehrt, dass es wichtigere Dinge gibt als Sport“, beschrieb sie diese Situation.

Dass sie sich nicht unterkriegen lassen will, hat sie in ihrer Jugend bewiesen. Bei Junioren Welt- und Europameisterschaften sammelte sie insgesamt fünf Medaillen. Zum Lohn wurde sie 2021 in den IBU-Cup befördert. Für den Weltcup-Winter 2022/23 war dann der nächste Schritt, der Aufstieg in den Weltcup, geplant.

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Doch erneut machte die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. Während der Vorbereitung auf die Sommer-Weltmeisterschaft fing sie sich Corona ein und „wie so oft bei mir: Ich kann das dann nicht einfach nur haben, sondern ich nehme mal wieder alles mit.“ Zwei Wochen lang lag sie mit einer Entzündung der Lungenschleimhaut flach. Die Ärzte verordneten ihr ein absolutes Sportverbot.

Kebingers nächster Rückschlag vor Saisonbeginn

Die Sommer-WM war verpasst, aber das große Ziel Weltcup nahm sie danach mit umso größerer Motivation in Angriff. „Ich war bombenfit“, erzählte sie im März in der ARD. Aber es folgte ein weiterer Rückschlag. Zum „ungünstigsten Zeitpunkt“ wurde sie erneut krank. Kebinger gab jedoch nicht auf und hatte „es dann doch probiert und versucht, am Ziel festzuhalten - auch wenn es einfach richtig dumm ist, krank zu laufen“.

Die Quittung kam prompt. Nicht nur, dass sie die Qualifikation verpasste, sie „war raus aus allem, zusätzlich zwei Wochen mit Antibiotikum im Bett und dazu ist mir noch das RS-Virus raufgesprungen“.

Doch nach all diesen Tiefschlägen scheint sie nun endlich das langersehnte Ziel erreicht zu haben. Nach dem Staffel-Silber bei der Weltmeisterschaft überzeugte sie auch bei den folgenden Weltcup-Stationen. Sowohl in Nove Mesto als auch in Östersund lief sie konstant in die Top 15, wobei sie mit einem siebten Rang in Nove Mesto und ebenjenem vierten Rang in Oslo sogar die Top10 stürmte.

In diesem Sinne soll es im nächsten Winter weitergehen. „Ich habe bei der WM Lunte gerochen“, peilt Kebinger weitere Biathlonerfolge an. Vielleicht weiß sie aber auch schon mehr und hat bereits die nächste Voraussage von Papa Kebinger bekommen. Dass dieser den richtigen Riecher hat, hat er schließlich schon bewiesen.