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Sensations-Comeback! Wie eine junge Mutter die Biathlon-Elite aufmischt

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Sensations-Comeback! Wie eine junge Mutter die Biathlon-Elite aufmischt

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Eine sensationelle Comeback-Saison

Justine Braisaz-Bouchet hat sich in ihrem Comeback-Winter eindrucksvoll und unerwartet stark zurückgemeldet. Inzwischen führt die Französin gar den Gesamtweltcup an.
Justine Braisaz-Bouchet erlebt eine sensationelle Comeback-Saison
Justine Braisaz-Bouchet erlebt eine sensationelle Comeback-Saison
© IMAGO/CTK Photo
ntrettin
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Auf dem ersten Blick war es ein skurriles Bild: Während Julia Simon bei schwierigen Bedingungen in Oberhof um den Sieg kämpfte, fieberte Justine Braisaz-Bouchet im Athletenbereich mit. Schließlich können sich die beiden Teamkolleginnen nicht mehr leiden, streiten sogar auf juristischer Ebene. Nur die französischen Staffeln machen das noch möglich, geben Braisaz-Bouchet und Simon ein Gefühl der Verbundenheit - zumindest für einen kurzen Augenblick.

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Simon benötigte beim finalen Schießen alle drei Nachlader, räumte dann aber die letzte verbliebene Scheibe ab und setzte sich gegen die Verfolgerinnen Ingrid Landmark Tandrevold und Elvira Öberg durch. Auch Braisaz-Bouchet pustete einmal tief durch, war doch der erste französische Staffel-Sieg des Winters endlich in trockenen Tüchern. Für die 27-Jährige aus Albertville stand dadurch das nächste Kapitel einer bislang traumhaften Saison fest.

Neben dem hart erarbeiteten Triumph im Team gewann Braisaz-Bouchet auch vier der vergangenen fünf Einzelrennen. Lediglich bei der Verfolgung am Samstag hatte sie als Zweite knapp das Nachsehen - ausgerechnet gegen Simon. Danach gaben sich die beiden Konkurrentinnen im Ziel einen fairen, aber kühlen Handschlag. Denn diese knappe Niederlage änderte nichts mehr daran, dass Braisaz-Bouchet als Führende im Gesamtweltcup in Ruhpolding aufschlagen wird.

„Training in der Schwangerschaft anders konzipiert“

Das Besondere daran: Braisaz-Bouchet befindet sich inmitten einer Comeback-Saison. Wegen der Geburt ihrer Tochter Côme setzte sie den ganzen letzten Winter aus. Im Grunde habe sie jedoch „nie aufgehört zu trainieren“, beschrieb die schnelle Französin ihr Erfolgsgeheimnis. „Ich habe mein Training in der Schwangerschaft anders konzipiert. Ich wollte mir den Wiedereinstieg einfacher machen.“

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Den Liegendanschlag habe sie ab dem vierten Monat „aus offensichtlichen Gründen sein lassen“, erklärte Braisaz-Bouchet schon im Frühjahr. „Stehend habe ich aber während der gesamten Schwangerschaft geschossen. Selbst mit einem großen Bauch hatte ich keine Probleme.“ Zweifelsohne ist ihr Plan voll aufgegangen, der Spagat zwischen dem neuen Familienleben und der Rückkehr an die Spitze des Biathlons geglückt.

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Vor Weihnachten jubelte Braisaz-Bouchet gar über ein perfektes Wochenende in Lenzerheide, bei dem sie alle drei Rennen gewann. Auch den Sprint in Oberhof entschied die junge Mutter in sagenhafter Manier für sich, machte auf der Schlussrunde einen riesigen Rückstand von 24 Sekunden auf Franziska Preuß gut. Damit war sie die erste französische Biathletin, die bei vier Weltcup-Rennen hintereinander siegte. Vor ihr gab es überhaupt nur sieben Skijägerinnen in diesem exklusiven Kreis.

Fakt ist: Braisaz-Bouchet scheint derzeit in der Loipe kaum angreifbar zu sein, allein die ehemalige Langläuferin Anamarija Lampic und Elvira Öberg können dort mithalten. Dazu arbeitet sie am Schießstand konstanter als je zuvor. „Die Weihnachtspause hat mir sehr geholfen, mich wieder frisch zu fühlen und ein besseres Gefühl zu bekommen“, betonte Braisaz-Bouchet. Nun sei es „ein tolles Gefühl, das Gelbe Trikot zu haben“.

Braisaz-Bouchet: „Schwierig, alles in einem Tag unterzubringen“

Auf der anderen Seite besteht auch kein Zweifel, dass der Sport bei Braisaz-Bouchet gerade überhaupt keine Priorität hat. Tochter Côme sei schließlich schon fast ein Jahr alt, nimmt einen Großteil ihrer Aufmerksamkeit ein. „Sie wächst so schnell und ich will keinen Moment verpassen - ich will alles. Biathletin sein, Mutter sein, Ehefrau sein“, sagte die viel gefragte Französin voller Überzeugung.

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„Manchmal ist es schwierig, alles in einem Tag unterzubringen, was ich machen will: mich um meine Tochter kümmern, trainieren, mich um mich kümmern. Aber meine Liebe für sie ist so groß und allumfassend, dass ich daraus auch Humor für diese hektische Zeit schöpfen kann“, hob Braisaz-Bouchet hervor. Womöglich ist genau dieser Trubel sogar ein entscheidender Schlüssel zum Erfolg - und eine willkommene Ablenkung.

Team-Zoff zwischen Braisaz-Bouchet und Simon

Denn bekanntermaßen liegt der Zwist zwischen Braisaz-Bouchet und Simon wie ein Schatten über dem französischen Team. Anfang August 2022 soll Simon den Vorwürfen zufolge ihrer Teamkollegin Braisaz-Bouchet die Kreditkarte gestohlen haben, um damit eine vierstellige Summe für Interneteinkäufe auszugeben. Simon streitet die Vorwürfe konsequent ab und erklärte, selbst Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden zu sein.

Zu dieser außergewöhnlichen Geschichte gehört auch, dass sich die Beteiligten seit Kindertagen kennen. Simon und Braisaz-Bouchet wuchsen im selben Ort auf und teilten sich an den Wettkämpfen lange das Zimmer. Mittlerweile ist es damit vorbei, beide reden kein Wort mehr miteinander. Vor der Saison vermuteten einige sogar, dass das französische Team unter dieser Zerreißprobe arg leiden könnte.

Nun ist festzuhalten: Wenigstens hat der Streit keinerlei Auswirkungen auf das Sportliche. Das beweisen speziell die Leistungen von Braisaz-Bouchet, die bei den Olympischen Spielen 2022 die Goldmedaille im Massenstart gewann. Was der 27-Jährigen jetzt noch fehlt, sind ein WM-Titel sowie der Sieg im Gesamtweltcup. Angesichts der momentanen Verfassung könnte sich Braisaz-Bouchet bald auch diese beiden Träume erfüllen.