Im vergangenen Jahr gewann Andrejs Rastorgujevs zum Abschluss der Biathlon-WM in Nove Mesto überraschend Silber im Massenstart - nun schreibt er nach seiner Heimkehr von der WM in Lenzerheide Schlagzeilen der anderen Art.
Neue Details: Großer Biathlon-Eklat nach WM wird zur Schlammschlacht
Schlammschlacht um Biathlon-Eklat
In einem TV-Interview bei seiner Ankunft in Lettland hat der 36-Jährige schwere Vorwürfe gewalttätigen Verhaltens gegen Ilmars Bricis, ein Mitglied des lettischen Trainerteams erhoben und damit Schockwellen durch die nationale Biathlon-Szene gesandt.
Inzwischen hat Bricis auf die Vorwürfe reagiert und Rastorgujevs der Lüge bezichtigt. Auch Bricis' Ehefrau hat sich eingeschaltet und schießt scharf gegen Rastorgujevs. Brisanterweise ist es Baiba Bendika, ihrerseits die beste Biathletin des lettischen Teams, das nun vor einer Zerreißprobe zu stehen scheint.
Biathlon-WM: Schock-Enthüllung nach dem Heimflug
In einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Sender Latvijas Televizija, der ihn am Flughafen Riga erwartete, enthüllte Rastorgujevs das Aufsehen erregende Vorkommnis, das sich nach der Single-Mixed-Staffel und vor der Männer-Staffel ereignet haben soll.
Bricis, so schildert es Rastorgujevs, sei in einem Streit um einen angeblichen Material-Klau handgreiflich gegen ihn geworden: „Er hat mich geschlagen und mir dabei den Finger gebrochen. Ich glaube, meine Schulter ist auch ziemlich verletzt. Ich fahre jetzt ins Krankenhaus und lasse mich untersuchen.“ Rastorgujevs setzte dann die FFP2-Maske ab, mit der er das Interview begonnen hatte - bei Biathleten auch nach der Pandemie noch oft benutzt, um unnötige Infektionen und Rennausfälle zu vermeiden - und offenbarte, dass er auch eine geschwollene Nase hat. Rastorgujevs kündigte seinen Rückzug aus der Nationalmannschaft an, sollte Bricis nicht rausgeworfen werden.
Hintergrund des gewalttätig eskalierten Zoffs ist ein Diebstahl-Vorwurf von Rastorgujevs - zu dem inzwischen widersprüchliche Darstellungen kursieren.
Beschuldigter Trainer stellt Vorfall anders dar
Während Rastorgujevs Bricis beschuldigt, seine Skier aus der Materialsammlung des Teams gestohlen zu haben - es ist nicht ganz klar, ob während der WM oder in der Vergangenheit - stellt Bricis den Auslöser des Vorfalls völlig anders dar.
Rastorgujevs hätte demnach ursprünglich nicht ihn, sondern ein Mitglied des Serviceteams des Diebstahls beschuldigt. Bricis hätte dieses verteidigt und eine Entschuldigung von Rastorgujevs verlangt.
Bricis - selbst früherer Spitzen-Biathlet - bestätigte eine körperliche Eskalation, erklärte sie jedoch dadurch, dass der Streit in seinem Zimmer stattgefunden hätte. Er hätte Rastorgujevs herausgeworfen, vor allem auch deshalb weil sein ein Jahr alter Sohn mit ihm im Zimmer gewesen sei.
Rastorgujevs stelle den Kampf überdies übertrieben dar: Man habe „hart“ gerungen, aber es habe keine Schläge gegeben („Wir sind keine Boxer“).
Ehefrau Bendika verteidigt ihren Mann
Bricis' Ehefrau Bendika - Mutter des kleinen Kindes - hat sich inzwischen ebenfalls zu Wort gemeldet, die Darstellung ihres Mannes gestützt und selbst harsche Vorwürfe gegen Rastorgujevs erhoben.
Rastorgujevs sei „psychisch labil“, was „seit Jahren bekannt“ sei. Ihr Mann habe „Verantwortung übernommen“, damit Rastorgujevs seine Anschuldigungen gegen das eigene Team zurücknehme - und in der körperlichen Auseinandersetzung das gemeinsame Kind geschützt. Rastorgujevs sei „aggressiv“ und erratisch gewesen.
In Lettland sind die Skandal-Vorwürfe nun ein vieldiskutiertes Thema, das in zahlreichen Medien prominent thematisiert wird.
Der lettische Verband LBF veröffentlichte bis jetzt nur ein knappes Statement, dass man Rastorgujevs und Bricis zu schriftlichen Stellungnahmen aufgefordert hätte und „bis zur Klärung aller Umstände“ keine weiteren Kommentare abgeben werde.