Vetle Sjastad Christiansen, der am vergangenen Wochenende mit einem Sieg und zwei weiteren Podestplätzen im zweitklassigen IBU-Cup überzeugte, ist stocksauer. Denn trotz seiner sehr guten Leistungen wurde der 32-Jährige nicht für den kommenden Biathlon-Weltcup in Pokljuka nominiert - und das, obwohl der norwegische Verband gleich acht Athleten nach Slowenien schickt.
Heftiger Biathlon-Zoff: "Ich hätte auch einige Dinge über ihn erzählen können"
Biathlon-Star attackiert eigenen Verband
„Ich verstehe verdammt nochmal nicht, warum ich nicht mit nach Pokljuka genommen werde. Ich bin komplett frustriert. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich meinen Arbeitgeber gewechselt“, nahm Christiansen in einem Interview mit dem NRK kein Blatt vor den Mund und unterstellte dem Verband, dass dieser nicht den aktuell vorliegenden Kriterien entschieden habe.
Trainer kontern Christiansens Frust
Statt Christiansen wurden unter anderem Rückkehrer Johannes Dale-Skjevdal und Debütant Isak Frey berufen - vollkommen unverständlich, geht es nach der Meinung des Routiniers. „Der Verband macht sich große Sorgen um die mentale Gesundheit und dann behandeln sie Athleten so“, sagte Christiansen, der in der vergangenen Saison Fünfter im Gesamtweltcup wurde, sich in diesem Winter allerdings zwischen dem Weltcup und dem IBU-Cup bewegt.
„Die Nominierung erfolgt nach zwei Kriterien - die internationalen Resultate und die aktuelle Form. Und auf beides schaut man nicht. Es ist klar, dass das etwas mit der Psyche eines Athleten macht“, führte Christiansen weiter aus. Brisant: Der Norweger ist so dermaßen frustriert, dass er sogar das Saisonfinale im IBU-Cup auslässt. „Ich konnte damit nicht umgehen. Ich konnte nicht für den IBU-Cup in Otepää bleiben und so tun, als wäre alles in Ordnung“.
Seine Trainer können Christiansens Ärger zwar teilweise nachvollziehen, betonen aber gleichzeitig, dass er sich teilweise zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. „Jeder, der starten will und nicht genommen wird, ist enttäuscht. Ich denke aber, er sollte etwas vorsichtiger sein, wenn er die mentale Gesundheit ins Spiel bringt“, entgegnete Nationalcoach Per Arne Botnan. Auch sein Schießtrainer Siegfried Mazet wurde mit den Aussagen seines Schützlings konfrontiert und reagierte vielsagend.
„So arbeiten wir nicht“
„Es ist schade, ich hätte auch einige Dinge über Vetle erzählen können. Aber ich mache es nicht, das bleibt unter uns“, so Mazet. „Es gibt nur sechs Plätze und Isak hat eine großartige Saison absolviert. Vetle war vielleicht ein bisschen besser als Dale-Skjevdal, aber wenn wir die Saison als Ganzes betrachten, denke ich, dass Isak und Johannes ein bisschen besser waren“, erklärte er.
Christiansen könne aufgrund seiner Leistungen in den letzten drei Rennen durchaus so argumentieren, meinte Botnan: „Doch so arbeiten wir nicht. Uns geht es immer um Leistung über einen längeren Zeitraum. Und Johannes hat bei uns über einen längeren Zeitraum gute Leistungen gezeigt, deshalb wurde er hier gewählt und liegt vor Vetle.“
Weiter stellte Mazet klar, dass „wir manchmal nicht einer Meinung sind, denn Vetle kann sehr gut reden und sagen, was er denkt. Aber ich mache mir keine Sorgen, wir werden das durchstehen.“ Vorerst herrscht zwischen Christiansen und seinem Trainer allerdings dicke Luft.