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Nach Bö-Abschied: Dieser Biathlon-Youngster wittert seine Chance

Ein neuer Biathlon-Superstar?

Nach dem Karriereende von Johannes Thingnes Bö wittert Norwegens Biathlon-Hoffnung Isak Frey seine große Chance. Der 22-Jährige hat große Ziele – und beeindruckt sogar eine Legende des Sports.
Isak Frey gilt als großes Biathlon-Talent. Im SPORT1-Interview spricht er über lobende Worte von Ole Einar Björndalen, einen riskanten Trainingstrend und seine Ziele für die Olympia-Saison.
Nach dem Karriereende von Johannes Thingnes Bö wittert Norwegens Biathlon-Hoffnung Isak Frey seine große Chance. Der 22-Jährige hat große Ziele – und beeindruckt sogar eine Legende des Sports.

Nach den Abschieden von Johannes Thingnes und Tarjei Bö steht das norwegische Biathlon-Team vor einem Umbruch. Mit Sturla Holm Laegreid hat sich in der vergangenen Saison bereits ein anderer Norweger als Gesamtweltcup-Sieger an die Spitze gesetzt.

Dort soll er ohne Dominator Bö jedoch nicht lange allein bleiben – zumindest, wenn es nach Laegreids Landsmann Isak Frey geht.

„In ein paar Jahren kann ich ihn hoffentlich herausfordern“, steckt sich der 22-Jährige im exklusiven SPORT1-Interview hohe Ziele.

Juwel Frey: Gesamtsieg im IBU-Cup als Fingerzeig

Frey, der sich erstmals im Alter von zehn Jahren im Biathlon probierte, holte in der vergangenen Saison den Gesamtsieg im zweitklassigen IBU-Cup. Dabei dominierte er die Konkurrenz mit 17 Podestplätzen in 25 Rennen und nur einer Platzierung außerhalb der Top 6 klar.

Frey setzte sich vor allem gegen starke Konkurrenz aus dem eigenen Lager durch – in den Top 5 der Gesamtwertung waren ausschließlich die norwegischen Farben vertreten.

Der Lohn war das Weltcup-Debüt auf der Pokljuka, wo er sich mit zwei Top-20-Ergebnissen und Platz drei mit der Mixed-Staffel direkt ordentlich präsentierte.

Noch beeindruckender verliefen allerdings Freys Auftritte beim Saisonfinale im heimischen Oslo. Dort beendete er alle drei Einzelrennen in den Top Ten und verpasste im Sprint mit dem vierten Rang nur haarscharf das Podest.

Biathlon-Hoffnung startet erst spät durch

Ein Schlüssel für den Erfolg im Weltcup war auch seine gute Schießleistung mit 96 Prozent Trefferquote im Liegendanschlag und 85 Prozent stehend. Selbstverständlich sind diese Werte nicht, denn das Schießen war in der Jugend lange die Achillesferse von Frey.

„Mein Schießen war überhaupt nicht gut“, wird der Norweger auf der Website der Internationalen Biathlon Union (IBU) zitiert. Auch ein Grund, warum die großen Erfolge in der Jugend-Nationalmannschaft zunächst einmal ausgeblieben waren.

Was er erst versäumte, holte er aber schnell wieder auf – und gewann insgesamt acht Medaillen bei Weltmeisterschaften der Junioren, darunter fünf Mal Gold.

Nach weiteren Medaillen bei Europameisterschaften folgten im vergangenen Winter nun die ersten größeren Erfolge bei den Herren.

Rücktritt der Bö-Brüder „gut und schlecht zugleich”

Eine Garantie für einen Platz im norwegischen Weltcup-Team sind diese Ergebnisse allerdings noch lange nicht. Die Qualität im Team ist bekanntermaßen hoch – das zeigt sich auch an sechs Norwegern in den Top 15 des Gesamtweltcups in der vergangenen Saison.

Durch das Karriereende der Bö-Brüder sind die Chancen für Frey auf einen Platz im A-Team jedoch deutlich gestiegen. In dieser Hinsicht sei der Abschied der Biathlon-Geschwister „gut und schlecht zugleich“, wie er im Gespräch mit SPORT1 sagt.

Einerseits habe Frey zu den beiden „sehr hinaufgeschaut“ - andererseits seien in „diesem Jahr auch mehr Plätze im Weltcup offen“.

Frey gibt zwar zu, dass er sich aufgrund des hohen Konkurrenzkampfes in Norwegen „sehr viel Druck“ mache, betont aber auch, dass „wir so ein gutes Team sind, dass wir es außerhalb der Wettkämpfe nicht aneinander auslassen“.

Lob von Biathlon-Legende Björndalen

Geht es nach Norwegens Biathlon-Legende Ole Einar Björndalen, hat der Athlet aus Baerum „definitiv das Potenzial dazu“, seine starken Leistungen aus dem IBU-Cup auch in den Weltcup zu übertragen.

„Wenn man gut genug ist, ist man alt genug”, hält der Rekord-Weltcupsieger beim norwegischen Fernsehsender TV2 fest. Zudem stuft er ihn als “verdammt guten Biathleten” ein.

Es sind Worte, die bei Frey runtergehen wie Öl. „Das bedeutet mir viel. Er weiß ja hoffentlich sehr viel über Biathlon”, schmunzelt der Norweger, der aber gleichzeitig festhält, dass dennoch erst “die Arbeit getan werden” muss.

Olympia 2026 in Antholz als das große Ziel

Das große Saisonziel sei für ihn „natürlich“ die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2026 in Mailand/Cortina, er weiß aber: „Sehr viele aus dem norwegischen Team haben dieses Ziel auch. Es wird eng und ein großer Kampf werden.”

Profitieren könnte Frey, der in seiner Freizeit gern beim Golfspielen mit Freunden Kraft tankt, dabei von seiner mentalen Stärke. „Ich habe meine Nerven ganz gut im Griff. Das fasziniert mich so an diesem Sport“, sagte er der IBU.

Dies bestätigte er beim norwegischen Saisonauftakt in Geilo, der als letzter Test vor dem ersten Weltcup gilt. Im Falle von Frey und einiger seiner Landsleute ging es dabei aber noch um viel mehr - ein Platz im Weltcup-Team beim Auftakt im schwedischen Östersund (ab 29. November) stand auf dem Spiel.

Frey glänzte direkt im Sprint, lediglich Landsmann Johan-Olav Botn war noch schneller – beide sind übrigens auch Verfechter des kontrovers diskutierten Hitzetrainings. Im Massenstart am Sonntag musste sich Frey zwar mit Platz 16 begnügen - dennoch wurde er für den Kader für Östersund ausgewählt.

Frey verrät seinen Favoriten auf den Gesamtweltcupsieg

Das erste Ziel für diese Saison ist somit geschafft, mit dem Gesamtweltcupsieg gibt sich Frey noch ein wenig mehr Zeit.

So fällt seine Antwort auf die Frage nach dem Topfavoriten dafür im kommenden Winter eindeutig aus: „Im Moment muss es Sturla sein.“

Doch geht es nach Frey, dauert es nicht mehr allzu lange, bis andere auch ihn als einen der heißesten Anwärter auf die große Kristallkugel sehen.