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Biathlon-Spätstarter sorgt für Sensation

Sensation eines Spätstarters

Johan-Olav Botn sorgt beim Weltcup-Auftakt in Östersund für Aufsehen und vollzieht als Spätstarter aus der zweiten Reihe seinen Durchbruch. Sein Erfolg öffnet neue Perspektiven im norwegischen Team.
In Östersund zeigten die deutschen Herren einen guten Einstand in die Einzelrennen. Gleich drei Athleten machten einen großen Schritt in Richtung Olympia.
Johan-Olav Botn sorgt beim Weltcup-Auftakt in Östersund für Aufsehen und vollzieht als Spätstarter aus der zweiten Reihe seinen Durchbruch. Sein Erfolg öffnet neue Perspektiven im norwegischen Team.

Johan-Olav Botn hat beim Saisonauftakt in Östersund für die Überraschung des Tages gesorgt. Der 26-jährige Norweger gewann am Mittwochnachmittag das 20-Kilometer-Einzelrennen fehlerfrei nach vier Schießen und setzte sich vor Landsmann Martin Uldal durch.

Für Botn ist es der erste Weltcupsieg seiner Karriere. „Das hätte ich vor zwei Stunden noch nicht gedacht. Jetzt fühle ich mich großartig. Wie auf dem Gipfel der Welt. Es ist unbeschreiblich“, sagte er nach dem Rennen.

Dass ausgerechnet Botn diesen Triumph feiern würde, war kaum abzusehen gewesen. Noch am Morgen hatte er Halsschmerzen, war unsicher, ob er überhaupt starten sollte.

„Ich dachte, die Saison wäre gelaufen und war total niedergeschlagen“, erzählte er später bei NRK, da eine schlechte Woche in dem starken norwegischen Team reichen kann, um seinen Platz im Weltcup zu verlieren.

Botn isolierte sich, trug Maske, sprach kaum mit seinen Teamkollegen. Und dann stellte er sich einfach an die Startlinie – und lief das mit Abstand beste Rennen seines Lebens.

ZDF-Kommentator Volker Grube brachte es auf den Punkt: „Schauen Sie sich diesen Vorsprung an. Er zeigt allen, was für ein Held er ist.“

Botn ist ein Biathlon-Spätstarter

Botn ist kein junges Supertalent, das direkt aus dem Juniorenbereich in den Weltcup katapultiert wurde. Er ist ein Spätstarter. Erst 2021 debütierte er international im IBU-Cup – der zweiten Liga des Biathlons, in der Athleten um den Aufstieg in den Weltcup kämpfen.

In der Saison 2023/24 schaffte er zwar vier Top-10-Plätze im Weltcup und stand im Sprint von Soldier Hollow im März 2024 sogar auf dem Podest auf Platz drei – und dennoch reichte das nicht, um seinen Platz im norwegischen Team zu behalten.

Die Konkurrenz im eigenen Land ist schlicht unerbittlich. Während andere Nationen einen Athleten wie Botn sofort fix in ihr Weltcupteam aufnehmen würden, musste er wieder zurück in die zweite Liga.

Dort wurde er vergangene Saison Gesamtdritter im IBU-Cup – hinter zwei weiteren norwegischen Hoffnungsträgern - Isak Leknes Frey und Sivert Guttorm Bakken.

Lücke der Bö-Brüder öffnet Chancen

Mit den Rücktritten von Johannes Thingnes Bö und Tarjei Bö in der vergangenen Saison, den dominanten Figuren des vergangenen Jahrzehnts, öffneten sich im norwegischen Kader plötzlich Türen.

Beim inoffiziellen Saisonauftakt in Geilo Mitte November konnte Botn im Sprint bereits siegen und damit auf sich aufmerksam machen. Dort zeigte er seine Form - doch das Einzelrennen in Östersund wenige Wochen später sollte erst den großen Durchbruch markieren.

„Das ist krass, dass er vergangene Saison nur im IBU-Cup war. (...) Die Norweger pushen sich extrem. Wenn man für die Mannschaft nominiert wird, weiß man, man kann aufs Podium laufen. Die Lücke der Bö-Brüder ist nicht so groß“, staunte auch ZDF-Expertin Denise Herrmann-Wick.

Biathlon-Star Laegreid beeindruckt: „Er ist kein Mensch“

Sturla Holm Laegreid, selbst Gesamtweltcupsieger und Teamkollege, rang um Worte beim Sender NRK: „Botn ist eine Maschine. Er ist kein Mensch. Er sagte, er habe ein bisschen Halsschmerzen und sei auf seinem Zimmer geblieben, aber dann schießt er 20 Treffer und ist der Schnellste. Es ist schwer zu sagen, woraus dieser Mann gemacht ist.“

Botn selbst wirkte nach dem Rennen fast verlegen. „Jetzt fühle ich mich total fit, und es ist super, dass wir es von Anfang an schaffen, sodass es keine Frage mehr ist, ob wir Bö brauchen. Wir kommen gut zurecht“, sagte er.

NRK-Experte Torgeir Björn formulierte es treffend: „Johan-Olav Botn steht kurz vor seinem großen Durchbruch hier.“

Vielleicht markierte Östersund den Durchbruch für Botn – der Moment, in dem aus einem hart arbeitenden Athleten aus der zweiten Reihe plötzlich ein Weltcupsieger wurde.

Mit Blick auf die Olympischen Spiele im Februar in Italien könnte dieser Sieg der Startschuss für eine große Saison sein – Botn hat nun alle Chancen, auch auf der größten Bühne seine Klasse zu zeigen.