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Ski alpin: Simon Breitfuss Kammerlander fährt für Bolivien - sein irrer Weg

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Ski alpin: Simon Breitfuss Kammerlander fährt für Bolivien - sein irrer Weg

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Die irre Geschichte eines Ski-Exoten

Simon Breitfuss Kammerlander startet als Österreicher für Bolivien. Die Geschichte dahinter ist ebenso verrückt wie einzigartig. Sogar der Klimawandel steht ihm im Weg.
Simon Breitfuss Kammerlander geht für Bolivien im Weltcup-Zirkus an den Start
Simon Breitfuss Kammerlander geht für Bolivien im Weltcup-Zirkus an den Start
© SPORT1-Grafik: Getty Images/ Instagram/ simon.breitfuss.kammerlande
Stefan Schnürle
Stefan Schnürle
Nico Seepe
Nico Seepe
von Stefan Schnürle, Florian Mesner

Zehn, zwölf und elf Sekunden: So groß waren die Rückstände von Simon Breitfuss Kammerlander in den drei Weltcup-Rennen, die er in dieser Saison fuhr.

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Allerdings verbessert sich kein Fahrer schneller gegenüber Trainingsfahrten als der für Bolivien startende Österreicher. Nachdem sein Rückstand im Training für die legendäre Streif noch 17 Sekunden betragen hatte, waren es im Rennen nur elf. Und das, obwohl sich sein Vater, der ihn als Trainer begleitet, und er bei der Materialwahl vergriffen hatten.

Das ist eine beachtliche Leistung, denn Breitfuss Kammerlander kam erst über Umwege zur Ski-Karriere. Entscheidend dafür ist ausgerechnet seine Liebe zu Südamerika. Diese entdeckte er früh, da sein Vater, ein Ex-Rennläufer, jahrelang den Nachwuchs von Argentinien trainierte.

"Ich war mit acht Jahren in den Sommerferien das erste Mal in Südamerika beim Skifahren. Mir hat es so gut gefallen, dass wir jedes Jahr wieder rüberflogen. Da habe ich mir gesagt: Falls es die Möglichkeit gibt, zu bleiben und Ski zu fahren, mache ich das", sagte der 26-Jährige im SPORT1-Interview.

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SPORT1-Reporter Florian Mesner sprach in Kitzbühel mit Simon Breitfuss Kammerlander
SPORT1-Reporter Florian Mesner sprach in Kitzbühel mit Simon Breitfuss Kammerlander

Studium bringt ihn nach Bolivien

Für sein Sportstudium wanderte er schließlich nach Bolivien aus. Zu diesem Zeitpunkt verschwendete er keinen Gedanken mehr an eine Ski-Karriere, nachdem er sich in Österreichs Jugend nicht hatte durchsetzen können. In La Paz kommt es schließlich zu einem folgenreichen Treffen.

"Ich war gerade zwei Wochen in Bolivien, da bin ich durch Zufall mit einigen Leuten vom Skiverband in Kontakt gekommen. Wir haben direkt für den nächsten Tag ein offizielles Meeting ausgemacht, um zu klären, ob das auch nur im Ansatz möglich wäre", sagte Breitfuss Kammerlander.

Knapp sechs Jahre musste er sich jedoch gedulden, bis ihm endlich die Staatsbürgerschaft verliehen wurde. Laut eigenen Angaben fuhr er in diesem Zeitraum kaum Ski.

Breitfuss Kammerlander lernt schnell

Im Dezember 2015 nimmt Breitfuss Kammerlander dann erstmals an einem FIS-Riesenslalom teil und landet mit über zwölf Sekunden Rückstand auf Platz 80. Er lernt schnell dazu und wird nur acht Monate später zweimal Siebter.

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Zur Belohnung darf er im Oktober 2016 sein Weltcup-Debüt in Sölden geben. In Pyeongchang erringt er 2018 mit Rang 32 im Slalom sportartenübergreifend das beste Ergebnis eines Bolivianers bei Olympischen Winterspielen.

Breitfuss Kammerlander will den Skisport in Bolivien wieder populärer machen, nachdem er durch den Klimawandel in den Hintergrund gerückt ist: "Früher war Skifahren in Bolivien sehr populär und beliebt. Aber dann sind die Gletscher weggeschmolzen, dadurch ist der Skisport natürlich verloren gegangen."

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Klimawandel macht Training unmöglich

Die Gletscher in Bolivien schmelzen weiter im Rekordtempo und sogar das lange Zeit höchste Skigebiet der Welt auf über 5.300 Meter existiert nicht mehr. Zwar haben Boliviens Berge über 6.000 Meter noch Schnee, allerdings sind diese nicht mit einem Lift erreichbar.

Breitfuss Kammerlander muss also einen enormen Aufwand betreiben, wenn er in Bolivien Skifahren will. Finanziell ist die Herausforderung aber sogar noch größer: "Wir müssen uns alles selber finanzieren. Das ist schwieriger als die Streif herunterzufahren", sagte er mit einem Augenzwinkern.

So reicht es gerade, um zusammen mit seinem Vater zu den Wettkämpfen zu reisen. Etwas Unterstützung erhält er zudem von einigen Sponsoren, die hauptsächlich aus Österreich und Deutschland kommen. 

Mehr als nur ein Ski-Exot sein

Der gebürtige Tiroler hofft jedoch, dass nächstes Jahr weitere folgen: "Das würde mir mehr Rückhalt und Sicherheit geben. Dann könnte ich noch lockerer an die Sache rangehen und mich auf die Feinheiten im Sport konzentrieren."

Denn Breitfuss Kammerlander will langfristig mehr als nur ein Ski-Exot sein, der hoffnungslos dem Rest des Feldes hinterherfährt.

"Die Abfahrt und der Super G sind für mich mehr Training, um mich für die Technik-Disziplinen weiterzuentwickeln. Im Slalom und Riesenslalom will ich unter die Top 30 der Welt kommen. Langfristig ist das Podium das Ziel", hat er sich ehrgeizige Ziele gesteckt.