Ski Alpin>

Todessturz am Geburtstag des kleinen Sohns: Die bittere Tragödie eines Ski-Idols

Das traurige Ende eines Ski-Helden

Am Tag seines größten Triumphs riss ihm die Stockschlaufe. Sechs Jahre später wurde ein Benefizlauf Sepp Walcher zum Verhängnis. Eine Geschichte über Triumph und Tragik.
Josef Walcher starb 1984 unter tragischen Umständen
Josef Walcher starb 1984 unter tragischen Umständen
© IMAGO/Sven Simon
Am Tag seines größten Triumphs riss ihm die Stockschlaufe. Sechs Jahre später wurde ein Benefizlauf Sepp Walcher zum Verhängnis. Eine Geschichte über Triumph und Tragik.

Es hätte ein Tag der Freude werden sollen. Am 22. Januar 1984 wollte Josef „Sepp“ Walcher den fünften Geburtstag seines Sohnes Markus feiern und ein Benefizrennen in seiner österreichischen Heimatstadt Schladming bestreiten - einer Tradition, der sich der ehemalige Weltmeister verpflichtet fühlte.

Niemand hatte geahnt, dass es seine letzte Fahrt sein würde. An der Mittelstation Hochwurzen nahm das Schicksal seinen Lauf. In einer Linkskurve verlor der 29-Jährige die Kontrolle über seine Ski.

Zwar wurde Walcher sofort ins Krankenhaus geflogen, doch der Aufprall seines Kopfes gegen die Pistenabsperrung war so heftig, dass die Ärzte im Krankenhaus nur noch seinen Tod feststellen konnten.

Die Nachricht vom Tod des beliebten Sportlers erschütterte die Ski-Nation Österreich wenige Wochen vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Sarajewo. Walcher war einer ihrer besten Fahrer gewesen - trotz einer wechselhaften und an Rückschlägen reichen Karriere.

Josef Walcher erlebte 1978 WM-Sternstunde

„Kein Weltklasseläufer wurde so sehr vom Verletzungspech geplagt wie er“, urteilte die Schweizer Sportzeitschrift Sport 1978. Von Knöchelbruch und Meniskusoperation über Verbrennungen, einer Absplitterung des Schultergelenks hin zu Bänderrissen – immer wieder musste sich der Schladminger zurückkämpfen.

Der 29. Januar 1978 war der erfolgreichste Tag in Walchers Karriere: Bei der WM im bayerischen Garmisch-Partenkirchen krönte sich der damals 23-Jährige zum Abfahrts-Weltmeister - obwohl auch an dem Tag nicht alles nach Plan lief.

„Beim Start riss mir die Schlaufe vom Skistock“, erinnerte sich Walcher später: „Ich musste nochmals antauchen, da bekam ich den Stock zwischen die Ski – ich dachte schon, jetzt ist alles aus. Ich bekam so eine Wut, wusste zwar nicht auf wen, aber redete mir ein: Sepp, noch ist nichts verloren.“

Walcher sollte Recht behalten - und wie: Nach 2:04,12 Minuten leuchtete an der Kandahar-Piste die Eins neben seinem Namen auf. Landsmann Werner Grissman (Bronze) und der deutsche Michael Veith (Silber) mussten sich geschlagen geben – Sepp Walcher war Weltmeister.

Österreichs Sportler des Jahres 1978

Nicht nur wegen des WM-Triumphs war 1978 Walchers erfolgreichstes Jahr. Eine Woche vor der Garmisch-Abfahrt hatte er bereits beide Streif-Rennen in Kitzbühel gewonnen. Im Abfahrtsweltcup musste er sich nur dem legendären Franz Klammer geschlagen geben.

Als Sahnehäubchen löste Walcher noch Formel-1-Ikone Niki Lauda als Österreichs Sportler des Jahres ab (bei den Frauen gewann etatmäßig Ski-Kollegin Annemarie Moser-Pröll, zweifache Weltmeisterin in Garmisch).

Seinen letzten von insgesamt fünf Weltcupsiegen feierte er im Dezember 1978 in Gröden. Danach folgten noch einige Top-Ten-Platzierungen, doch an frühere Erfolge konnte er nicht mehr anknüpfen.

Dem Sport bis zuletzt verbunden

Als er die Qualifikation für die Heim-WM 1982 in Schladming verpasste, beendete er mit 27 Jahren seine aktive Laufbahn. Der gelernte Bürokaufmann widmete sich fortan seiner Familie und führte gemeinsam mit seinem Bruder eine Skihütte sowie ein Appartementhaus.

Sepp Walcher blieb dem Skisport verbunden - eine Leidenschaft, die ihm zum Verhängnis wurde. Alle gefährlichen Stürze seiner Profikarriere hatte er überstanden, und ausgerechnet ein Lauf für den guten Zweck wurde zu einer Tragödie. Er hinterließ seine Ehefrau Hertha und die drei Kinder Markus, Michael und Kristin.