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Matti Nykänen: Die tragische Selbstzerstörung einer Legende

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Matti Nykänen: Die tragische Selbstzerstörung einer Legende

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Die Selbstzerstörung einer Legende

Matti Nykänen wurde in jungen Jahren zur gefeierten Skisprung-Ikone, ein bitterer Absturz folgte. Heute vor vier Jahren endete er mit seinem frühen Tod.
Im „SKI & BERGE: Das DSV Magazin“ auf SPORT1 begrüßt Ruth Hofmann Olympiasiegerin & Weltmeisterin Laura Dahlmeier zum Thema Skitouring. Die ehemalige Biathletin gibt wertvolle Tipps zum Tourenski und dem Bergsport im Sommer und Winter. Außerdem blickt sie zurück auf ihre erfolgreiche Karriere.
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Mit 18 Jahren gewann er die WM. Mit 19 die Vierschanzentournee. Mit 20 Olympia-Gold. Matti Ensio Nykänen war ein Phänomen, wie es die Skisprung-Welt noch nie gesehen hatte und nie wieder gesehen hat.

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Aufgestiegen wie ein Komet, speziell in der finnischen Heimat gefeiert wie ein Popstar - es folgte allerdings ein tiefer Fall. Heute vor vier Jahren fand der Absturz mit Nykänens frühem Tod ein trauriges Ende.

Matti Nykänen: Frühe Erfolge, tiefer Absturz

Der am 17. Juli 1963 in der Universitätsstadt Jyväskylä geborene Finne hatte in den 1980er Jahren seinen Sport dominiert wie niemand vor und nach ihm. Allein bei den Winterspielen 1988 in Calgary gewann er drei Goldmedaillen, zudem triumphierte er 1984 in Sarajevo von der Großschanze.

Viermal triumphierte er zudem im Gesamtweltcup, seinen Rekord von 46 Weltcup-Siegen übertraf Gregor Schlierenzauer erst Jahrzehnte später. Die Vierschanzentournee gewann er 1983 und 1988, zwischen 1982 und 1989 gewann er auch siebenmal WM-Gold.

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Bis heute haben neben Nykänen und Rivale Jens Weißflog nur vier weitere Springer in all diesen Wettbewerben triumphiert (Espen Bredesen, Thomas Morgenstern, Kamil Stoch). Skiflug-Weltmeister war er obendrein - was er den anderen Legenden voraus hat. „Er gehört ganz oben hin“, sagte Weggefährte Weißflog 2019 im SPORT1-Interview.

Der ruhmreichen Karriere stehen allerdings zahlreiche private Schatten gegenüber: Nykänen war als Mensch überfordert mit dem Scheinwerferlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit.

Matti Nykänen gewann alle wichtigen Wettbewerbe im Skispringen
Matti Nykänen gewann alle wichtigen Wettbewerbe im Skispringen

„Die Hölle muss ein besserer Ort sein“

„Ich stand viele Jahre im Mittelpunkt, alle haben sich um mich gerissen“, blickte Nykänen 2012 in der Welt auf seine Karriere zurück: „Ich hatte es satt, es war zu viel. Ich war unglücklich und habe angefangen, in mir drinnen eine Mauer hochzuziehen. Ich war sehr jung, als ich erfolgreich geworden bin, die Medien waren die ganze Zeit um mich herum - ich hätte Hilfe gebraucht. Das war der Anfang.“

Das Ende war ein Leben, über das Nykänen selbst sagte: „Die Hölle muss ein besserer Ort sein.“ Nykänen flüchtete sich - „weil ich nichts anderes zu tun hatte, weil ich vergessen wollte“ - in den Alkohol. Er wurde zum Treibstoff seines persönlichen Niedergangs.

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Drei Ehen, die Nykänen schloss, endeten mit einer Scheidung. Das Geld, das er verdiente, verlor er, versuchte zwischenzeitlich sogar als Stripper und Darsteller in Erotikvideos, seine finanzielle Not zu lindern.

Matti Nykänen versuchte sich zwischenzeitlich auch als Sänger und im Erotik-Milieu
Matti Nykänen versuchte sich zwischenzeitlich auch als Sänger und im Erotik-Milieu

In Nykänens Vita stehen auch drei Gefängnisstrafen wegen Körperverletzung, zwei davon wegen Messerattacken auf einen Freund (2004, 26 Monate Haft, 13 verbüßt) und eine seiner Ehefrauen (2009, 16 Monate Haft).

Ebenso wie sein Aufstieg wurde auch Nykänens Fall vom Boulevard grell ausgeleuchtet, speziell vom heimischen - und auch Nykänen selbst machte dabei mit: 2003 veröffentlichte Nykänen ein Buch mit dem plakativen Titel „Grüße aus der Hölle“. 2006 kam ein Film über sein Leben in die finnischen Kinos. Auch im international erfolgreichen Streifen „Eddie the Eagle“ über das Underdog-Phänomen Michael „Eddie“ Edwards wurde Nykänen - dargestellt vom Schweden Edvin Endre - verewigt.

Matti Nykänen ist tot - der tragische Absturz einer Skisprung-Legende
Matti Nykänen ist tot - der tragische Absturz einer Skisprung-Legende
Matti Nykänen gewann alle wichtigen Wettbewerbe im Skispringen
Matti Nykänen ist tot - der tragische Absturz einer Skisprung-Legende
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Matti Nykänen ist tot - der tragische Absturz einer Skisprung-Legende

Todesursache: Eine akute Erkrankung

Zu seinem 50. Geburtstag im Jahr 2013 sagte Nykänen, er habe sein Leben im Griff, was mindestens teilweise eine Selbsttäuschung war. Das Trinken hatte er auch Jahre danach nicht aufgegeben, auch nicht, als 2018 Diabetes bei ihm diagnostiziert wurde. In der Nacht zum 4. Februar 2019 starb Nykänen im Alter von 55 Jahren.

Die Todesursache wurde zunächst nicht genau benannt und nur als „krankheitsbedingt“ umschrieben. Nykänen - der nach seiner erfolgreichen Karriere tief gefallen war - war seit längerer Zeit gesundheitlich geschädigt, hatte 2004 einen Herzinfarkt erlitten. Nykänens Schwester teilte einige Monate später mit, dass ihr Bruder an einer Bauchspeicheldrüsen- und Lungenentzündung gestorben war.

Nykänen wurde im März 2019 mit einem Staatsbegräbnis in seiner Heimatstadt beigesetzt, neben Nykänens Mutter Vieno, seiner Schwester Tuija und seiner Witwe Pia Nykänen war auch Finnlands Sportminister Sampo Terho am Grab.