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Skisprung-Skandal! Video sorgt während der WM für große Aufregung

Eklat! Skispringen versinkt im Chaos

Die Nordische Ski-WM in Trondheim erlebt einen echten Skandal. Zahlreiche norwegische Skispringer werden nach dem Springen von der Großschanze disqualifiziert. Zuvor war ein umstrittenes Video aufgetaucht.
Beim Skispringen leben die Athleten den Traum vom Fliegen - insbesondere auf den ganz großen Schanzen. Inzwischen sind Sprünge auf weit über 200 Meter möglich. SPORT1 zeigt die Entwicklung des Weltrekords.
Die Nordische Ski-WM in Trondheim erlebt einen echten Skandal. Zahlreiche norwegische Skispringer werden nach dem Springen von der Großschanze disqualifiziert. Zuvor war ein umstrittenes Video aufgetaucht.

Die Nordischen Ski-WM versinkt rund um die letzte Entscheidung der Skispringer im Chaos. Erste norwegische Athleten wurden nach einem Protest der Österreicher, Slowenen und Polen bereits disqualifiziert. Marius Lindvik verlor so seine Silbermedaille.

Zuvor hatten zahlreiche Nationen Protest gegen die Entscheidung der Wertung aller norwegischen Starter eingelegt. Die Gastgeber standen unter Verdacht, ihre Anzüge nach dem offiziellen Chippen verändert zu haben - dies ist nicht erlaubt.

„Wir haben gemeinsam mit Slowenien und Polen einen Protest gegen die Starterlaubnis der norwegischen Springer eingelegt. Weil man nach unserer Meinung nicht garantieren kann, dass die Anzüge, in denen gesprungen werden, dem Reglement entsprechen“, sagte Florian Liegl, neuer Sportlicher Leiter beim Österreichischen Skiverband, in der ARD.

Umstrittene Videos sorgen für Ski-Skandal

Grund für den Protest waren umstritten Videos, die kurz vor dem Wettkampf aufgetaucht waren. In den Aufnahmen war zu sehen, wie die Norweger in ihrem Teamhotel offensichtlich an ihren Anzügen nähten.

Angesicht der „Videos, die man gesehen hat“, bestehe der Verdacht, „dass Anzüge nach dem Chippen manipuliert wurden. Darum haben wir das gemacht. Jetzt warten wir ab, was die Jury und die FIS machen, und dann werden wir sehen“, sagte Liegl.

Zunächst schien es so, dass der Weltverband den Protest abweisen könnte. Den Titel von der Großschanze sicherte sich Domen Prevc. Der Slowene setzte sich in Trondheim vor dem Norweger Marius Lindvik und Jan Hörl aus Österreich durch.

Doch kurz nach dem Ende des Wettkampfes stand dann doch fest, dass es Konsequenzen für die norwegischen Athleten gibt. Lindvik wurde disqualifiziert und verlor so seine Silbermedaille.

Die FIS gab als Grund eine „Manipulation des Anzugs“ an. Auch Teamkollege Johann Andre Forfang verlor seinen fünften Rang. Lindvik hatte sechs Tage zuvor Gold von der Normalschanze gewonnen.

Skispringen: Norweger beteuern ihre Unschuld

Die beschuldigten Norweger hatten zuvor die Schuld deutlich von sich gewiesen. „Das Video zeigt, dass unsere Leute Anzüge vorbereiten für den Holmenkollen, für die nächste Veranstaltung, die sehr wichtig für uns ist. Das sind drei Anzüge, die wir für die kommende Periode brauchen. Weil die so wichtig sind, bereiten wir jetzt schon die neuen Anzüge vor“, erklärte Norwegens sportlicher Leiter Jan Erik Aalbu.

Er sei sich deshalb sicher, „dass der Protest nichts einbringen wird“.

Für den ARD-Experten Sven Hannawald war die Sache dagegen alles andere als klar. Er witterte sogar einen möglichen Skandal: „Wenn das die Anzüge für die neue Periode sind, man auf dem Video aber sieht, dass diese Chips haben, frage ich mich, wie das sein kann. Anzüge einer neuen Periode können gar keine Chips haben, weil es die erst nach der WM gibt.“

Ski-Verband erkennt zunächst keinen Verstoß

„Das finde ich jetzt total spannend. Kathol sagt, dass die Anzüge regelkonform sind, aber gleichzeitig wird trotzdem ein Norweger disqualifiziert. Das wird jetzt ein richtiger Thriller. Das wird richtig wild.“

Hannawald spielte damit auf die Aussagen des FIS-Materialkontrolleurs Christian Kathol an, der vor dem Springen erklärte, dass er bei einer erneuten Kontrolle der Anzüge keine Unregelmäßigkeiten festgestellt hätte.

Er habe bei der Kontrolle „seine Markierungen vom Vortag an den vorgesehenen Stellen gefunden.“ Auch die Chips habe er wiedergefunden. „Es hat alles gepasst.“ Eine Manipulation der Chips sei nahezu ausgeschlossen, da es dafür sekundäre Merkmale gebe, die nur chemisch und damit deutlich sichtbar verändert werden könnten: „Das erkenne ich sehr leicht.“

Im Laufe des ersten Durchgangs gab es dann aber doch eine Disqualifikation des norwegischen Athleten Kristoffer Eriksen Sundal.

Deutscher Ski-Verband reicht eigenen Protest ein

Der deutsche Ski-Verband unterstützte den Protest von Österreich, Slowenien und Polen übrigens nicht. Trotzdem füllte der DSV einen eigenen Antrag aus.

„Wir sehen einen erheblichen Aufarbeitungsbedarf. Es gehen hier Videos rum, die absolut skurril sind. Man muss aber prüfen, wo kommen die her. Wir haben deswegen gerade ein eigenes Schreiben an die FIS geschickt. Wir fordern hier die FIS ganz klar auf zur Aufdeckung der Situation“, sagte Sportdirektor Horst Hüttel in der ARD.

Hüttel erklärte zudem, warum der DSV den ursprünglichen Protest nicht unterschrieb: „Den ursprünglichen Protest haben wir aber nicht unterschrieben, weil uns da einige Passagen nicht gepasst haben. Es wurde gefordert, dass alle Ergebnisse von norwegischen Athletinnen und Athleten sowohl aus dem Skispringen, als auch aus der Nordischen Kombination komplett annulliert werden. Wir müssen jetzt nicht aufeinander rumhacken, sondern fairen Sport betreiben.“

Trotzdem komme ihm die Situation rund um das aufgetauchte Video sehr komisch vor, weshalb eben auch der DSV eine Überprüfung fordert: „Die Argumente vom Kollegen Aalbu genauso wie die Aussagen der FIS, die ich bisher gehört habe, die werden von allen führenden Anzugsexperten zerlegt. Deswegen tue ich mich schwer, mit dieser Situation so umzugehen. Ich hoffe sehr, dass das heute noch aufgeklärt wird, aber wenn sich das bestätigt, was hier so rumgeht, dann wirft das schon einen Schatten auf alles.“

Spätestens durch die endgültige Disqualifikation der norwegischen Athleten ist der Skandal bei der Nordischen Ski-WM perfekt. Der langwierige Streit um mögliche manipulierte Anzüge hat in Trondheim jetzt ein völlig neues Level erreicht.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)