Er war ein hochdekorierter Nachwuchs-Footballer, stand auch in der NFL unter Vertrag bei den Los Angeles Rams.
Tod einer tief gefallenen Hoffnung
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Er wurde dann hoch gehandelt als potenzieller Wrestling-Topstar, war bei WWE auch einst beteiligt an einem großen Pay-Per-View-Match mit den Legenden Bret Hart und Shawn Michaels. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema WWE)
Die Rede ist von Jeff Gaylord - ein Name, der nur wenigen Sportfans vertraut sein wird, auch nur einer Minderheit der eingefleischten Football- und Wrestling-Anhänger. In Erinnerung geblieben ist er am Ende nicht als Star, sondern nur für manch bizarre Eskapaden - und einen tiefen Fall, an dessen Ende er zum Schwerverbrecher wurde und in True-Crime-Podcasts auftauchte.
Nun ist bekannt geworden, dass Gaylord verstorben ist.
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Jeff Gaylord scheiterte in der NFL - und frönte den Drogen
Gaylord, geboren am 15. Oktober 1958 in Des Moines, Iowa, war am College ein Football-Tackle und -Linebacker, der bei den Missouri Tigers nationales Elite-Niveau erreichte. 1981 berief ihn die Nachrichtenagentur AP in ihr prestigeträchtiges All-American Team.
Ein Jahr darauf wurde Gaylord im NFL Draft an Position 88 von den Rams gewählt, fiel dann aber im Trainingscamp durch und wurde abserviert. Gaylord gab den Football-Traum nicht auf, spielte in der kanadischen CFL und in der damals im Windschatten der NFL aufgezogenen USFL.
Schon damals allerdings fiel Gaylord eher außerhalb des Feldes auf: Im Buch „Football For a Buck“ über die 1985 untergegangene erste Auflage der USFL berichtete Gaylord offen, dass er sich Steroidmissbrauch, dem Partyleben und den Drogen hingab.
„Als die Schecks kamen, kam das Koks“, berichtete Gaylord dem Autor Jeff Pearlman: „Einmal bin ich zu meinem Dealer gegangen, hab mir eine Ladung für 1000 Dollar gekauft und reingezogen, bin die Nacht aufgeblieben und hab am nächsten Tag gespielt - so waren die Achtziger im Sport.“
Gaylord besserte sein karges Gehalt damals als Türsteher eines Nachtclubs auf. Eines Abends sprang er auch als Stripper ein, malte sich grün an und posierte als „Incredible Hulk“. Die Nacht endete mit einer Verhaftung wegen „unsittlicher Entblößung“ und einer 50-Dollar-Geldbuße.
Die Hulk-Hogan-Formel wirkte nicht
Nach dem Ende der USFL wurde Gaylord fürs Wrestling entdeckt, anfangs von großen Hoffnungen begleitet: Promoter waren angetan von seinem guten Aussehen, seinem Football-Hintergrund und seinem Steroidkörper, der damals oft die halbe Miete für eine große Karriere war.
Gaylord stand in regionalen Südstaaten-Ligen mit Legenden wie Jerry „The King“ Lawler und dem jungen Jeff Jarrett im Ring. Wer sich Gaylords alte Matches ansieht, erkennt schnell, dass seine Mentoren versuchten, ihm die Erfolgsformel beizubringen, die damals Hulk Hogan und den Ultimate Warrior groß gemacht hatte: Auch Gaylord versuchte die Aura eines muskulösen Superhelden rüberzubringen, der unter Druck und Adrenalin unverwundbar schien. (HINTERGRUND: Der schockierende Tod des Ultimate Warrior 2014)
Gaylord fehlte allerdings sowohl die Ringqualität als auch das Charisma, um die Formel wirken zu lassen.
Nebenrolle in großem Match Bret Harts bei WWE
Trotz seiner Schwächen bekam Gaylord mehrere Probeläufe bei den damals großen Ligen WWF und WCW. Unter anderem war er bei der späteren WWE 1993 der „Black Knight“, einer der maskierten Ritter, die bei den Survivor Series 1993 mit Weggefährte Lawler gegen die Familie von dessen Erzrivale Bret Hart in den Ring steigen sollte.
Der Kampf - in dem Lawler kurzfristig von Shawn Michaels ersetzt wurde - war das Vehikel für den Start der legendären Bruderfehde zwischen Bret und dem 1999 tragisch verunglückten Owen Hart.
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Gaylord spielte am Ende nur eine Nebenrolle, was zum Sinnbild seiner Karriere wurde: Mitte der Neunziger endete sie, nachdem klar geworden war, dass er sein Star-Potenzial nicht ausschöpfen würde.
Auch als Wrestler fiel Gaylord eher hinter den Kulissen auf, zu einer gewissen Berühmtheit brachte es eine Backstage-Schlägerei mit dem 1995 früh verstorbenen Eddie Gilbert: Angeblich hatte Gaylord sich für einen Racheakt eines Promoters engagieren lassen, bei dem Gilbert ein verabredetes Engagement hatte sausen lassen.
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Absturz in die Armut machte ihn zum Bankräuber
Ein geordnetes Leben gelang Gaylord auch nach der Karriere nicht: Er geriet auf die schiefe Bahn und überfiel 2001 in Colorado eine Bank - Beute: 5000 Dollar. Vier Monate später versuchte er es bei derselben Bank nochmal und wurde erwischt.
Lokale Medien berichteten unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass Gaylord „seine persönliche finanzielle Lage“ als Motiv angegeben hätte. Er verbrachte sechseinhalb Jahre im Gefängnis. Als er wieder rauskam, versuchte er noch zwei Bankraube und wanderte wieder jahrelang in den Knast.
Gaylords Bruder Joel hat nun die Nachricht veröffentlicht, dass Jeff nach „kurzer Krankheit“ verstorben ist. Er hätte zuletzt gute Werke in seiner Kirche vollbracht und in Denver warme Kleidung an Obdachlose verteilt. Er werde „schmerzlich vermisst“.
Jeff Gaylord wurde 64 Jahre alt.