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WWE droht heikles Bedrängnis um einen ihrer Vorzeige-Stars

WWE droht heikles Bedrängnis

Eine frühere Kreativautorin verklagt das Wrestling-Imperium WWE, sie sei entlassen worden, weil sie intern gegen rassistische und sexistische Inhalte gekämpft hätte. Ein brisantes Detail der Klage betrifft den Umgang mit Damenchampion Bianca Belair.
Bianca Belair war bei WrestleMania 37 die strahlende Siegerin über Sasha Banks. Bei SmackDown feiert der neue Damenchampion - und hat eine inspirierende Botschaft an die Fans.
Eine frühere Kreativautorin verklagt das Wrestling-Imperium WWE, sie sei entlassen worden, weil sie intern gegen rassistische und sexistische Inhalte gekämpft hätte. Ein brisantes Detail der Klage betrifft den Umgang mit Damenchampion Bianca Belair.

Hat das Wrestling-Imperium WWE versucht, einen ihrer Vorzeige-Stars in rassistische und sexistische Klischees zu zwingen?

Ein früheres Mitglied des Kreativteams der Liga hat eine hochbrisante Klage gegen ihren Ex-Arbeitgeber eingereicht - die unter anderem auch Damenchampion Bianca Belair in eine unangenehme Lage bringen könnte, wenn sie vor Gericht enden sollte. (NEWS: Alle Neuigkeiten rund um WWE)

WWE: Ex-Autorin verklagt Wrestling-Liga

Die afroamerikanische Autorin Britney Abrahams verklagte WWE, Firmeneigentümer Vince McMahon und diverse andere Führungskräfte am vergangenen Montag an einem New Yorker Distriktgericht.

Ihr Vorwurf: Sie sei unter einem Vorwand entlassen worden, weil sie sich intern immer wieder gegen die Verwendung von beleidigenden rassistische und sexistische Inhalte im WWE-Programm gestellt hätte. Abrahams war von 2020 bis April 2022 bei WWE angestellt, als McMahon vor seinem Sex- und Schweigegeld-Skandal noch Alleinherrscher der Firma war, beklagt ist unter anderem allerdings auch seine inzwischen aus der Firma ausgeschiedene Tochter Stephanie.

Abrahams Entlassung soll damit begründet worden sein, dass sie bei der Megashow WrestleMania 38 einen der unter Fans begehrten Stuhl mit dem WrestleMania-Artwork als Andenken mitgenommen hätte. Abrahams gibt dies zu, führt aber an, dass dies gängige Praxis unter WWE-Angestellten gewesen sei und nur sie dafür entlassen worden sei. Abrahams wird vertreten von der Cochran Firm, der Kanzlei, die der verstorbene Star-Anwalt Johnnie Cochran gegründet hat - berühmt geworden durch den Fall O.J. Simpson.

Abrahams führt mehrere Beispiele für unangebrachte Ideen und Inhalte an, gegen die sie opponiert hätte. Von besonderer Pikanterie ist dabei ein Vorwurf in Zusammenhang mit der Darstellung von Belair, den diese selbst bezeugt hätte.

Bianca Belair wird als potenzielle Zeugin angeführt

In der Klageschrift wird geschildert, dass Abrahams unter anderem wegen eines Skripts für Belair mit ihren Vorgesetzten in Konflikt gekommen sei, das „rassistischen Jargon und beleidigende Stereotype“ enthalten hätte.

In besonderem Maße monierte Abrahams die Belair zugedachten Schlussworte „“Uh-Uh! Don‘t make me take off my earrings and beat your ass!“ (Zwing mich nicht, meine Ohrringe abzunehmen und dir den A**** zu versohlen).

Sie hätte sich darüber auch mit Belair unterhalten, die Abrahams zugestimmt hätte, dass sie das wie eine „Ghetto“-Klischeefigur hätte wirken lassen, die sie nicht verkörpern wollte. Jedoch, so wird Belair zitiert, sei von dem verantwortlichen Autor dauer-ignoriert worden: „Ich habe ihm dreimal gesagt, dass ich diesen Satz nicht sagen werde! Aber er hört nicht auf mich und legt ihn mir jede Woche wieder vor.“

Sollte der Fall vor Gericht enden, könnte Belair in die Lage kommen, als Zeugin befragt zu werden, ob die Darstellung stimmt und ihren eigenen Arbeitgeber unter Eid belasten zu müssen, sollte dies der Fall sein.

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Enthüllte Ideen sorgen für Kopfschütteln

Als weiteres Beispiel für rassistisch beleidigende Inhalte führt Abrahams auch den mittlerweile fallen gelassenen Charakter des nigerianischstämmigen Apollo Crews an, der in seiner Rolle zwischenzeitlich einen afrikanischen Akzent imitierte, obwohl er in Kalifornien geboren ist und perfekt Englisch spricht. Er war als Bösewicht porträtiert worden, der sich aus Protest gegen einen Mangel an Anerkennung auf seine afrikanischen Wurzeln besonnen hätte.

Abrahams enthüllte auch weitere Ideen, die letztlich nicht umgesetzt worden, etwa die Figur eines australischen Menschenjägers (Shane Thorne, ehemals Slapjack von Retribution), der den afroamerikanischen Wrestler Reggie jagen und in einen Käfig hätte einsperren sollen.

Für besonders viel Kopfschütteln sorgt auch ein laut Abrahams von einem Vorgesetzten an sie gerichteter Vorschlag, dem saudi-arabischen Wrestler Mansoor in einer Liebesstory ein Geheimnis anzudichten, das er vor seinem Schwarm Aliyah hätte geheim halten sollen: dass er hinter den Anschlägen am 11. September 2001 stecken würde.

Der Kontext der Darstellung lässt darauf schließen, dass es sich um einen bösen Scherz handelte, um Abrahams zu provozieren und ihre kritischen Einwände ins Lächerliche zu ziehen. Urheber soll Ryan Callahan gewesen sein, aktuell Führungskraft im Kreativteam der Freitagsshow SmackDown. Der als Mastermind bekannte Paul Heyman hat Callahan erst kürzlich als „unbesungenen Helden“ hinter der erfolgreichen Story um die Bloodline von Champion Roman Reigns gepriesen.

Abrahams richtet auch konkrete Vorwürfe an höherrangige Führungskräfte, unter ihnen die fürs Kreativteam zuständige Ressortleiterin Christine Lubrano. Die hätte eine Beschwerde über die Zustände im Kreativteam abgetan: In einem „Writer‘s Room“ würden nun mal allerhand „verrückte Dinge“ dahingesagt - und dass Abrahams auch berücksichtigen solle, dass bis vor wenigen Jahren noch gar keine Frau im Kreativteam gewesen sei.

Klage für das WWE-Image bedrohlich

Tatsächlich ist das nicht ganz richtig, Vince McMahons Tochter Stephanie war früher Kreativteam-Chefin. Richtig aber ist, dass dies lange die Ausnahme war.

WWE und das Wrestling allgemein waren viele Jahre lang eine Männerdomäne war. Und unbestritten auch ein Hort für die Bedienung von Stereotypen aller Art, nationalistische (Gute Amerikaner vs. Böse Ausländer), teils auch rassistische und sexistische.

Mit Kritik in diese Richtung muss sich WWE bis heute immer mal wieder auseinandersetzen - wobei in den einzelnen Fällen oft Auslegungssache ist, wo das Spiel mit Klischees in einer Unterhaltungs-Fiktion legitim ist und wo wirklich Grenzen überschritten sind.

Im Vergleich zu früheren Zeiten wird im WWE-Programm inzwischen deutlich mehr Rücksicht auf berechtigte Sensibilitäten genommen, das börsennotierte Milliarden-Unternehmen ist aktiv und sichtbar darum bemüht, in dieser Hinsicht kein rückständiges Bild mehr abzugeben.

Die nun eingereichte Klage und die dabei enthüllten Details konterkariert diese Bemühungen, gerade auch durch die Art und Weise, wie der Umgang mit afroamerikanische Vorzeige-Star Belair darin porträtiert wird. (SPORT1-Interview: Bianca Belair schildert ihren Weg an die WWE-Spitze)

Anders als in anderen Fällen scheint die Unternehmensführung sich entscheiden zu haben, den Imageschaden nicht mit einer Gegenoffensive zu vergrößern. WWE hat den Fall - trotz diverser Medienanfragen - bislang nicht kommentiert.