Es ist ein Tag, der Diethelm Straube in Erinnerung ist, auch 31 Jahre danach.
"Ich habe eine andere Seite von Hulk Hogan kennengelernt"
„Hulk Hogan - das war eine Nummer“
Im Jahr 1994 führte der langjährige Reporter und Moderator für SPORT1 das wohl längste und ausführlichste Interview mit Wrestling-Idol Hulk Hogan, zu dem je ein deutscher Journalist die Gelegenheit hatte. (NEWS: Alle Neuigkeiten zu WWE)
Hogan stand im damaligen DSF rund 45 Minuten Rede und Antwort, es ging um seinen Wechsel von WWE zu dem früheren Konkurrenten WCW und dem milliardenschweren Mäzen Ted Turner, einen Blick hinter die Kulissen der geheimnisumwitterten Branche, seine Rolle in der Steroidaffäre – und viele private Einblicke.
Am Donnerstag ist der einst größte Showkampf-Star überhaupt im Alter von 71 Jahren verstorben. Im Gespräch mit SPORT1 erinnert sich der heute 67-jährige Straube an die besondere Begegnung mit der Legende.
SPORT1: Herr Straube, wie kam es damals dazu, dass ein Weltstar wie Hulk Hogan den Weg zu Ihnen nach Ismaning gefunden hat?
Diethelm Straube: Wir hatten damals eine sehr tolle Sendung namens „Offensiv“ , in der ich die schöne Gelegenheit hatte, lange Gespräche mit diversen Stars der Sportszene zu führen: Katarina Witt, Graciano Rocchigiani, Uli Hoeneß – und Hulk Hogan war eben auch darunter.
SPORT1: Wie hat man ihn denn rekrutiert?
Straube: Er war für seine damalige Liga WCW auf Deutschland-Tour und unsere damalige Redaktion hat ihn dabei sozusagen erwischt – und dann war er da.
SPORT1: So einfach?
Straube: So einfach. Es waren noch etwas andere Zeiten damals (lacht). Wenn ich zurückdenke an meine Zeit als Reporter, auch früher bei RTL, da waren viele Leute noch leichter zugänglich, auch Fußballtrainer, Nationalspieler. Die hat man damals einfach so interviewen können – geht heute ja so nicht mehr. Peter Neururer war seinerzeit Coach beim VfL Bochum, ein paar Jahre später noch. Einmal ist eine Pressekonferenz ausgefallen und es war kein Problem. Er hat dann zu mir gesagt: „Didi, komm später zu mir zum Kaffee, dann unterhalten wir uns dort.“ Heute natürlich unvorstellbar für einen Bundesliga-Trainer.
SPORT1: Wie war die persönliche Begegnung mit Hogan?
Straube: Total entspannt. Die Atmosphäre in unserem kleinen Studio und den wenigen Gästen - die meisten davon Freunde und Bekannte unserer Mitarbeiter - hat geholfen. Da hatte auch Uli Hoeneß schnell die Kameras vergessen und sehr persönlich gesprochen, zum Beispiel über seinen Flugzeugabsturz. Hulk Hogan war natürlich eine Erscheinung, ein Riesenkerl - ich habe beim Handschlag meine Hand gar nicht mehr gesehen in seiner. Aber menschlich total normal, keine Spur von: „Ich bin der Superstar, wer bist du?“ Generell ist beziehungsweise war es mit US-Stars aber sowieso viel einfacher, da sind die A-Promis entspannter als manche deutschen F-Promis.
SPORT1: Erinnern Sie sich an andere Beispiele?
Straube: Im Frühstücksfernsehen bei RTL hatten wir zum Beispiel auch Hollywood-Legende Walter Matthau zu Gast oder David Copperfield, den weltberühmten Magier: auch sehr professionell, aber völlig unkompliziert und überhaupt nicht hochnäsig.
SPORT1: Interviews mit Wrestling-Stars können kompliziert sein. Einerseits verkörpern sie immer ihre Rolle – andererseits will man als Journalist auch Persönliches und Relevantes vom Menschen hinter dem Charakter erfahren, Sie haben Hogan ja auch zu dessen Rolle im WWE-Steroidskandal befragt. Wie geht man so ein Gespräch an als TV-Moderator?
Straube: Das macht natürlich jeder unterschiedlich. Ich bin da nicht so wie Markus Lanz, der da immer einen ganz präzisen Fahrplan hat. Ich bin geprägt von Larry Kings Devise: „Das Wichtigste ist Zuhören.“ Wenn ein Thema interessant ist, bleibt man dran, hakt nach und es entwickelt sich ein echtes Gespräch im Gegensatz zu einem durchgetakteten Interview. Man weiß vorher nicht immer ganz genau, wo die Reise hingeht. Und damals war ja auch noch nicht die Internet-Ära, in der man mit Google, ChatGPT seine Infos schnell beisammen hatte, gerade auch bei Interviewpartnern, die einem erstmal ferner liegen als ein Fußballer. Selbstständiges Herausfinden und Aufspüren der interessanten Themen war da wichtiger.
SPORT1: Durch YouTube und Co. leben besondere TV-Sendungen heute im Netz ewig – wie ist Ihre persönliche Erinnerung 31 Jahre danach?
Straube: Das war natürlich schon eine Nummer, die im Gedächtnis geblieben ist. Hulk Hogan ist einem ja ständig begegnet, auch in Filmen und Serien. Da staunt dann auch meine Tochter, wenn ich dann erzähle: Guck mal, der ist bei mir gewesen.
SPORT1: Durch die Rassismus-Enthüllungen von 2015 hat sich der öffentliche Blick auf Hulk Hogan sehr zum Negativen verändert.
Straube: Ja, man bekam dann ja auch hier am Rande mit, wie er sich politisch gewandelt hat und zum überzeugten Trump-Anhänger und Wahlkämpfer geworden ist. Aus der Ferne schwer nachzuvollziehen, wenn man eine andere Seite von Hulk Hogan kennengelernt hat. Ich habe ihn als offenherzigen Menschen erlebt, der seinen Sport und seine Familie sehr geliebt und gern davon und seinen anderen Leidenschaften erzählt hat.
SPORT1: Haben Sie ein Erinnerungsstück an die Begegnung?
Straube: Ein Foto leider nicht, es war damals ja noch nicht die Selfie-Zeit. Aber er hatte mir ein Geschenk mitgebracht, nach dem ich mal stöbern musste. Eine seiner berühmten Bandanas war es, glaube ich.