Bei Martina Hingis gehören Skandale zum Programm.
Hingis provoziert Matchball-Eklat
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2007 wurde die einstigen Nummer eins der Welt positiv auf Kokain getestet. Der Ruf der Schweizerin nahm schweren Schaden. Sie verschwand für lange Zeit aus dem Tennis-Zirkus. Manche gingen bereits von einem Karriereende aus.
Hingis kämpft um Olympia-Gold
Nach Jahren in der sportlichen Versenkung schaffte Hingis das Comeback - zunächst als Trainerin, inzwischen als Doppelspielerin. Das schmeckt zwar nicht jedem, aber Hingis ist inzwischen so erfolgreich, dass sie auch bei den Olympischen in Rio auf Medaillen-Jagd geht - an der Seite ihrer Landsfrau Timea Bacsinszky.
Hingis zurück auf großer Bühne, da ist Wirbel vorprogrammiert.
Im Halbfinale gegen die Tschechinnen Andrea Hlaváčková und Lucie Hradecka mussten die Schweizerinnen Matchbälle abwehren. Zweimal fehlten ihren Gegnerinnen nur ein Punkt für den Einzug ins Finale.
Um die Niederlage abzuwenden, ging Hingis bis zum Äußeren. Beim zweiten Matchball zielte sie volley auf die am Netz postierte Hlaváčková - und traf ihre Rivalin mit dem Ball mitten ins Auge.
Gegnerin ausgeknockt
Der Moment, in dem die Partie kippte. Die Tschechin war fortan angeknockt. "Das war der entscheidende Punkt. Ich war danach nicht mehr auf dem Platz. 20 Minuten lang habe ich nur noch doppelt gesehen", sagte sie nach dem geplatzten Gold-Traum.
Im Anschluss an Hingis' Aktion holte das Schweizer-Duo zunächst den Satzausgleich, später auch den Matchgewinn.
Hingis verteidigte ihre Aktion: "Ich hatte nichts mehr zu verlieren, also sagte ich mir, dass ich attackiere – mit geschlossenen Augen fast. Natürlich wollte ich sie nicht treffen." Allerdings ließ sie auch eine Spitze gegen ihre Konkurrentin los: "Sie hätte damit rechnen müssen, drehte sich aber nicht ab."
Ball-Opfer Hlaváčková unterstellte Hingis zwar keine Absicht. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass die Schweizerin in entscheidenden Momenten auf dem Platz über die Stränge schlägt.
Im French-Open-Finale von 1999 steuerte Hingis gegen Steffi Graf einst auf eine krachende Niederlage zu. Als letztes Mittel wählte sie eine Taktik, die im Tennissport zutiefst verpönt ist: Sie schlug von unten auf, um ihre Gegnerin aus der Fassung zu bringen.
Eine Provokation, die der einstigen Nummer eins der Welt gellende Pfiffe vom Publikum in Roland Garros einbrachte. Genützt hat Hingis die Aktion nichts ein. Sie scheiterte an Graf.
Der Unterschied zu heute: In Rio kämpfen Hingis/Bacsinszky am Samstagabend um den Titel. Auch weil die Schweizerin im Angesicht des Ausscheiden kein Pardon kannte.