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Kristina Vogel nach Querschnittslähmung: "Kein Vergleich zu Schumacher"

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Kristina Vogel nach Querschnittslähmung: "Kein Vergleich zu Schumacher"

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Vogel: Kein Vergleich zu Schumacher

Kristina Vogel beeindruckt bei der Pressekonferenz mit ihrem tapferen Auftritt. Vogel setzt sich bereits neue Ziele. Der Ticker zum Nachlesen.
Kristina Vogel, die Olympiasiegerin im Bahnradsport 2016, spricht nach der Querschnittslähmung wegen eines Unfalls sehr emotional über ihren familiären Rückhalt.
SPORT1
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von SPORT1

Sie lächelte und zeigte sich humorvoll und angriffslustig: Kristina Vogel hat nach der Bekanntgabe ihrer Querschnittslähmung eine beeindruckende Pressekonferenz gegeben.

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Sie will ihre positive und kämpferische Art beibehalten. "Ich hatte verdammt viel Glück", sagt Vogel trotz ihres Schicksals. Die Olympiasiegerin setzt sich bereits neue Ziele, will beispielsweise im Rollstuhl die Treppen hoch- und runterkommen.

Emotional wurde sie wegen der Unterstützung, die sie von ihrem Lebensgefährten, ihrer Familie und ihren Freunden erhält. Der niederländische Unfallbeteiligte und dessen Verband haben sich überraschenderweise bisher nicht bei Vogel gemeldet.

Der Ticker zur Pressekonferenz zum Nachlesen.

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+++ Beeindruckender Auftritt +++

Die Pressekonferenz ist vorbei, alle Fragen sind beantwortet. Ein beeindruckender Auftritt von Kristina Vogel!

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+++ Vogel über Tapferkeit +++

"Ich möchte mich nicht mit Michael Schumacher vergleichen. Es hätte schlimmer sein können. Natürlich habe ich mir andere Szenarien vorgestellt. Ich hätte tot sein können. Als ich die Bilder meiner Wirbelsäule gesehen habe, dachte ich mir: 'Ich hatte verdammt viel Glück.' Mich hätte es viel, viel schlimmer treffen können. Ich muss einen Schutzengel haben können. Ich habe die Aufgabe angenommen und möchte dabei bleiben. Andererseits habe ich die Jokerkarte. Wenn mich jemand aufzieht, habe ich die Behindertenkarte, die ich ziehen kann", sorgt Vogel für Lacher.

"Stellt liebe Fragen, sonst rolle ich wieder weg": Kristina Vogel zeigte sich humorvoll
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+++ Vogel über andere Patienten +++

"Ich habe mich bewusst ganz zurückgehalten und den Kontakt zu anderen Patienten vermieden, auch aufgrund der Nachrichtensperre. Jetzt lerne ich nach und nach andere Patienten kennen. Als ich gestern aus dem Rollstuhl gefallen bin, wurde das innerhalb einer halben Stunde überall rumgetratscht", sagt Vogel lächelnd.

+++ Vogel über ein mögliches Wunder +++

"Ich weiß, dass ich in meinem Leben nicht mehr selbständig laufen kann. Das ist Fakt. Vielleicht gibt die Technik irgendwann so was her. Aber ich kann es nicht mehr." Die Ärzte erklären, dass man an einer Studie teilnehmen werde, dass "vielleicht Gefühle wieder kommen könnten."

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+++ "Hätte gerne zwölfte Medaille gewonnen" +++

"ich hätte gerne zehn Jahre nach meiner ersten großen Weltmeisterschaft die zwölfte Medaille gewonnen. Das war ein großer Traum, der mir verwehrt ist. Ich wäre auch gerne Europameisterin geworden. Aber man kann auch Weltmeisterin in anderen Bereichen werden." Bei den European Games habe sie aber nicht das Gefühl gehabt, etwas zu verpassen.

"Im Leben kann man nicht alles schaffen. Vielleicht gewinne ich meine zwölfte Medaille woanders. Ich finde definitiv neue Ziele, die ich abarbeiten kann."

+++ So bekämpft Vogel die schweren Momente +++

"Ich probiere, Emotionen zuzulassen", so Vogel über ihre schweren Momente: "Ich rufe Freunde, meinen Lebensgefährten oder meine Familie an. Das fühlt sich wie eine Umarmung an, Das hilft mir ganz, ganz viel." Dazu lässt sie Fotos von sich machen, wie sie ihre ersten Ziele bewältigt.

+++ Vogel wird eigenständig werden +++

"Sie wird Probleme haben, Bier aus dem Keller zu holen und beim Aufhängen von Gardinen. Ansonsten wird sie eigenständig werden. Das ist ein Ziel, das sie erreichen wird. Auch zu Weihnachten", sagt Niedecken.

+++ Vogel: Noch nie so hart gekämpft +++

"Vor allem die ersten Wochen im Krankenhaus waren die härtesten in meinem Leben. Ich musste noch nie so harte Kämpfe kämpfen. Es sind Kämpfe mit einer anderen Motivation. Es ist der Kampf zurück ins Leben. Der ist ein härterer als der Kampf um eine olympische Goldmedaille."

+++ Vogel: Muss mich nicht verstecken +++

"Was soll ich mich bedauern?", sagt Vogel über ihre positive Energie: "Die Situation kann ich nicht ändern. Es nützen Tränen oder Beweihräucherungen nichts. Ich muss im Leben gefordert werden, dann komme ich weiter. Natürlich bin ich keine Maschine. Ich musste lernen, Tränen zuzulassen. Ich war nie jemand, der viel geweint hat. Ich habe Frauenfilme gehasst, bei denen am Ende geheiratet wird. Ich musste lernen, Emotionen zuzulassen. Ich muss mich nicht verstecken. Ich bin auf zwei Rädern genauso wie auf vier Rädern. Wenn man dran glaubt, kann man es schaffen. Mein erstes Ziel ist es, Treppen mit dem Rollstuhl runter zu fahren."

+++ Vogel: Emotionales Gespräch mit Bruhn +++

"Für mich stand am Anfang die Frage, erstmal selber klarzukommen. Ich musste gucken, was ich kann und was nicht und was der Unfall für eine Tragweite für mich hat. Im Verlauf der Verarbeitung kommen Fragen, die nur Rollstuhlfahrer beantworten können. Mir wurde geraten, meinen Para-Freundeskreis zu erweitern. Kirsten Bruhn (Deutsche Para-Athletin) war die erste aus dem erweiterten Freundeskreis, die da war. Es war ein sehr emotionales Gespräch. Wir haben beide Tränchen verdrückt."

+++ Vogel: Kein Kontakt zum zweiten Beteiligten +++

"Ich habe keine Schmerzen, eher Muskelkater. Man merkt, lange nichts gemacht zu haben. Es ist gemein, von Null anzufangen. Man hat mich schmerzfrei gemacht. 

Kontakt zum zweiten Sturz-Beteiligten gab es bisher keinen: "Nein, ich hatte noch keinen Kontakt zum Fahrer. Für mich stellt sich die Schuldfrage nicht. Ich gebe keinem die Schuld. Die Situation klären andere für mich. Der holländische Verband und der Fahrer haben sich nicht bei mir gemeldet."

+++ Vogel will Energie weitergeben +++

"Ich habe zum ersten Mal Zeit für mich, neue Entscheidungen zu treffen, frei zu sein. Nicht zu überlegen, was an einer Entscheidung dranhängt. Step by step kennenzulernen, was ich kann und was nicht. Und meine Ämter im Radsportverband will ich weiter ausüben. Ich will weiter was für den Radsport tun. Wir haben eine Risikosportart und sind nur mit unserer Haut geschützt. Ich möchte auf alle Fälle was zurückgeben."

+++ Arzt spricht über Vogel +++

"Seit einer Woche kann sie sich selbst vom Rollstuhl ins Bett umsetzen. Das ist eine Aktion, die sonst erst später kommt. Da ist Frau Vogel vorbildlich", sagt Arzt Dr. Niedecken. Vogel habe, auch dank ihrer Sportlichkeit, Menschen mit ähnlich schweren Verletzungen überholt.

+++ Vogel über Lebensgefährten +++

"Michael ist mir nicht von der Seite gewichen. Ich habe mit ihm unfassbaren Halt. Er ist eine sichere Bank und immer für mich da. Es tut mir leid, dass er es wieder mit mir durchmachen muss. Ich bin froh, dass ich eine so tolle Familie habe und so tolle Freunde. Die haben mich nie allein gelassen. Man hat versucht, mich nicht alleine zu lassen mit dem Schmerz", so Vogel unter Tränen.

Kristina Vogel wurde bei der Frage zur Unterstützung durch ihren Lebensgefährten emotional
Kristina Vogel wurde bei der Frage zur Unterstützung durch ihren Lebensgefährten emotional

+++ Vogel darf Sport machen +++

"Seit dieser Woche darf ich richtig Sport machen. Ich war beim Rollstuhlfahrtraining - und bin direkt rausgeplumpst, weil ich zu schnell war. Ich nerve die Leute auf der Sportfläche. Aber ich bin froh, dass es losgehen kann."

+++ Vogel über Zeit im Krankenhaus +++

"Ich bin ganz dankbar. Ich bin von Anfang an in guten Händen. Wenn ich von 100 auf Null bremse in kurzer Zeit, kann das Folgen haben. Ich habe die Sensoren sehr lange am Körper gehabt. Zum Schluss war es wirklich für mich grausam. Ich wurde von links nach rechts gedreht. Ich habe mir heimlich Therabänder geben lassen, um mich zumindest etwas zu bewegen. Sonst hätte ich irgendwann randaliert. Man kann sich das nicht wirklich bewusst machen. Man muss mal probieren, zu Hause einfach vier Stunden auf einer Seite zu liegen. Mir wurde immer gesagt: 'Bleiben Sie geduldig, Frau Vogel'. Ich habe das Wort gehasst."

+++ Vogel über erste Erinnerung +++

"Ich habe es ganz schnell gemerkt (die Lähmung, d. Red.). Die erste Erinnerung ist, dass ich auf der Radbahn aufwache: "Okay, atmen, atmen. Und dann erstmal gucken. Ich dachte, erstmal den Schmerz wegatmen. Dann kamen schnell meine Ersthelfer zu mir. Als dann meine Schuhe wegwanderten und ich das nicht mitbekommen habe, wusste ich: "Das mit dem Fußgänger, das war einmal. Deswegen habe ich das schnell gemerkt. Deswegen ist das vielleicht ganz gut, dass ich nicht die Hoffnung hatte, dass es wieder besser wird."

+++ Vogel nimmt Kraft aus früherem Unfall +++

"Ich hab ganz, ganz viel von 2009 gezehrt (ein früherer Unfall, d. Red.). Ich hatte dort eine Trauma-Verarbeitung. Die Kraft, die ich damals erlangt habe, habe ich jetzt nutzen können. Wenn ich entscheiden könnte, würde ich das Schicksal nicht wählen. Aber es ist so. Aber wenn man das akzeptiert, kann man schneller reagieren. Ich bin von der Frage 'Warum ich?' ganz frei"

+++ Vogel froh über Verbeamtung +++

"Ich bin froh, dass ich schon immer ein Sicherheitsmensch war, war immer lieber über- als unterversichert. Mit der Bundespolizei habe ich eine Absicherung für die Zukunft. Wer hätte gedacht, dass die Verbeamtung auf Lebenszeit mal so notwendig war. Es ist ein Dienst- und kein Privatunfall. Es ist verrückt, welche Anteilnahme die Welt genommen hat."

+++ Vogel am Freitag nach Hause +++

"Ich freue mich darauf, zu Hause zu sein. Ich freue mich unheimlich, wieder im eigenen Bett zu liegen, selbst zu kochen, das erste Mal die eigenen Wände zu spüren, allein zu sein mit meinem Lebensgefährten. Am Freitag haben wir eine Hausbegehung. Es muss einiges umgebaut werden, damit ich alleine hoch- und runter kann. Ich möchte auf viel Hilfe verzichten. Ich möchte wieder ins Leben zurück. Und da müssen wir schauen, was wir machen müssen, dass das realisiert werden kann."

Vogel bleibt sportlich und nimmt sich Weihnachten als Ziel, um langfristig nach Hause zu kommen: "Der Ehrgeiz ist geweckt. Ich durfte ein bisschen Sport machen, ins Bewegungsbad."

+++ "Krasser Einschnitt ins Leben" +++

"Das ist ein krasser Einschnitt ins Leben. Eine 180-Grad-Wendung zu vorher. Für mich war es wichtig, es zu verarbeiten. Ich passe mich langsam wieder an. Ich vergleiche mich mit einem kleinen Baby, das alles lernen muss. Es hat eine Zeit gebraucht. Jetzt bin ich so weit, dass ich mich stellen möchte und meine positive Energie weitergeben möchte. Natürlich ist es weiterhin hart. Scheinbar ist das meine Aufgabe im Leben jetzt."

Sie erklärt zudem den Zeitpunkt der Bekanntgabe. "Ich bin jetzt etwas fitter, möchte mich bewegen, möchte raus. Ich wollte nicht, dass mich draußen einfach jemand sieht und Fotos macht und einfach Nachrichten rausgehen. Ich konnte erstmal selbst entscheiden, wer Anteil haben kann und wer nicht. Ich möchte bald auf meiner Terrasse sitzen und keine Angst vor Paparazzi haben. Dieses Wochenende kann ich das erste Mal nach Hause nach Erfurt."

+++ Keine Erinnerung an Aufprall +++

"Ich glaube, der Körper macht manche Sachen ganz schön richtig. Ich habe den Aufprall selbst nicht im Kopf. Ich muss ein paar Sekunden ohnmächtig gewesen sein. Der Unfall selbst ist zum Glück nicht da. Er ist mit so vielen Schmerzen und einem Trauma verbunden, dass ich ganz froh bin, dass ich den Unfall nicht im Kopf habe, wenngleich ich hoffe, dass er aufgeklärt werden kann, damit ich weiß, wie es passiert ist."

+++ "Anteilnahme berührend" +++

"Das Spiegel-Interview war sehr emotional für mich und sehr umfassend. Ich war fast erschrocken, wie groß die Anteilnahme an meiner Person war. Das war durchaus berührend. Da habe ich ein, zwei Tränchen verdrückt. Es wurde mir viel positive Energie gegeben."

+++ Vogel ist da +++

Los geht's mit der PK.

+++ Wie geht es mit Vogel weiter? +++

Fest steht momentan, dass sie "frühestens zu Weihnachten" das Krankenhaus Berlin-Marzahn verlassen kann. Dies erklärte Vogels Manager Jörg Werner der dpa. Demnach werde die 27-Jährige in den kommenden Wochen die Reha in der Klinik absolvieren. Ihr Haus in Erfurt wird erst in nächster Zeit behindertengerecht umgebaut.

+++ Vogel querschnittsgelähmt +++

Die Doppel-Olympiasiegerin hatte zuletzt im Spiegel erklärt, dass sie querschnittsgelähmt ist. Vogel hatte die folgenschwere Verletzung am 26. Juni bei einem Trainingssturz auf der Betonbahn in Cottbus erlitten. Mit 60 Kilometern pro Stunde war die 27-Jährige mit einem jungen Niederländer kollidiert.

+++ Vogel mit Pressekonferenz +++

Kristina Vogel wird am Mittwoch auf einer Pressekonferenz über ihren schweren Bahnrad-Unfall und ihre Querschnittslähmung sprechen. SPORT1 begleitet die PK ab 11 Uhr im LIVETICKER.