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Tennis: Marijana Veljovic und Schiedsrichterinnen im Fokus neuer Sexismus-Debatte

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Tennis: Marijana Veljovic und Schiedsrichterinnen im Fokus neuer Sexismus-Debatte

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Sexismus-Debatte weitet sich aus

Marijana Veljovic wird auf ihr Aussehen reduziert und teils verhöhnt, andere Schiedsrichterinnen werden angefeindet. Im Tennis entbrennt eine Sexismus-Debatte.
Schiedsrichterinnen im Tennis werden angefeindet
Schiedsrichterinnen im Tennis werden angefeindet
© SPORT1-Grafik: Marc Tirl/Imago/Getty Images
cpaschwitz
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Es mag sicherlich Unangenehmeres geben, als dank des Aussehens der Männerwelt ein bisschen den Kopf zu verdrehen.

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Nachdem der Anblick von Stuhlschiedsrichterin Marijana Veljovic aber selbst Boris Becker zu einem Chauvi-Kommentar hingerissen hatte, entbrannte sie wieder vollends: Die alte Sexismus-Debatte - und dazu die Frage nach der Wertschätzung von Frauen in ihrer Funktion im Sport.

Wo fängt es eigentlich an? Wohin soll es noch führen, wenn bei Frauen ihr Äußeres wichtiger ist als ihre Leistungen?

Während des Halbfinals der US Open zwischen Alexander Zverev und Pablo Carreno Busta hatte Tennis-Idol Boris Becker in seiner Funktion als Co-Kommentator für mächtig Wirbel gesorgt: Wenig Würdigendes über Veljovics souveräne Spielleitung, dafür Macho-Worte. "Ich muss sagen, die Schiedsrichterin ist extrem schön", so Becker. "Das Auge isst mit."

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Becker als "Schwein" beschimpft

Dies stieß vielen Fans und Usern im Netz übel auf, Becker wurde sogar als "sexistisches Schwein" beschimpft. Andere schrieben: "Das kann nicht dein Ernst sein. Bitte sagt ihm, dass wir das Jahr 2020 haben!"

Es war nicht das erste Mal in den vergangenen Tagen, dass sich manch einer fragwürdig über Veljovic äußerte.

Bereits seit Turnierbeginn in New York sah sich die 33-Jährige einem Shitstorm ausgesetzt, wurde auf Social Media verhöhnt, weil sie an ihrem Gesicht angeblich kosmetische Eingriffe habe vornehmen lassen.   

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User behaupteten, Veljovic sei kaum wiederzuerkennen und habe sich einem Facelifting unterzogen. "Marijnana Veljovic ist voller Silikon",  hieß es auf Twitter gehässig in Anspielung auf ihre vollen Lippen.

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Sogar von Beckers Eurosport-Kollegen wurde Veljovic mit einer Schönheitsoperation in Verbindung gebracht. Ein Kommentator ließ sich wenig zurückhaltend darüber aus und meinte, die Serbin habe sich mit Botox behandeln lassen. 

Veljovic reduziert auf Schönheits-OP

Dabei gilt Veljovic, die ihr brünettes Haar meist als streng nach hinten frisierten Pferdeschwanz trägt, doch seit langem als eine der besten Tennis-Referees: Regelmäßig leitet Veljovic Herren-Spiele. 2015 wurde sie mit dem "Golden Batch" für die besten Schiedsrichter ausgezeichnet.

Öffentlichen Bekanntheitsgrad erlangte sie vor allem durch ihr hartes Durchgreifen gegen die Superstars: Anfang des Jahres legte sich Veljovic bei den Australian Open mit Roger Federer an, nachdem dieser eine Linienrichterin fluchend kritisiert hatte - und dafür dann eine Verwarnung bekam.

Zverev wiederum nahm sich Veljovic bei dessen Match gegen Fernando Verdasco Down Under ebenso zur Brust wie er es übrigens bei den gerade zu Ende gegangenen US Open auch mit Eva Asderaki tat. Ein weiteres Beispiel dafür, wie schwer es Tennis-Schiedsrichterinnen noch immer haben. 

Auch Zverev eckt an mit Schiedsrichterin

Die Griechin, die schon 2015 in Big Apple als erste Frau ein Grand-Slam-Finale der Männer leitete und sich einst wenig drum scherte, hochschwanger auf dem Stuhl zu sitzen, wurde in den sozialen Netzwerken bepöbelt. Vorangegangen waren ihre Entscheidungen, die den Hamburger in dessen Viertelfinal-Duell mit Borna Coric  zur Weißglut brachte.

Und nicht zuletzt bekam Aurélie Tourte zu spüren, dass im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht mitunter noch deutlich Luft nach oben ist.

Nachdem sie nach Beratung mit dem deutschen Supervisor Sören Friemel für die Disqualifikation von Novak Djokovic gesorgt hatte, ließen die serbischen Medien und das Netz kein gutes Haar an der Französin.

"Man muss seinen Platz finden in dieser Männerwelt", hatte Tourte zwar mal gesagt. Und auch Veljovic demonstriert nach Außen hin ein eher dickes Fell, reagierte auch nicht auf die neuerlichen Anfeindungen: "Wenn du gut genug bist, solltest du an der Spitze sein. Ganz egal mit welchem Geschlecht."

Bouchard bedient Klischees auch noch

Und dennoch: Die Realität ist anders - nicht nur wegen Beckers Fauxpas.

Dass selbst Spielerin Genie Bouchard unlängst über Veljovics Optik twitterte ("Die Schiedsrichterin in diesem Tennis-Match ist super schön") macht die Veränderung vorherrschender Rollenbilder, Klischees und Stereotype nicht unbedingt einfacher.