Fünf Jahre lang dominierten die Golden State Warriors die NBA beinahe nach Belieben, standen Jahr für Jahr in den Finals und holten sich drei Mal die Meisterschaft.
Schenken Warriors für die Zukunft ab?
© Getty Images
Doch nun scheint die jahrelange Dominanz beendet. Die "Dubs" sind zurück auf dem harten Boden der Realität angekommen.
Mit lediglich drei Siegen aus den ersten 16 Saisonspielen stehen die Warriors nicht nur am Ende der Western Conference, sondern sogar der gesamten NBA. Die Saison scheint nicht einmal einen Monat nach Beginn bereits gelaufen zu sein. (Tabelle der NBA)
Bei den Dallas Mavericks setzte es eine 94:142-Demütigung - so klar haben die Kalifornier gegen die Mavericks noch nie verloren.
Durant weg, Curry und Thompson verletzt
Dass es ohne den zu den Brooklyn Nets abgewanderten Kevin Durant und den wegen eines Kreuzbandrisses noch lange ausfallenden Klay Thompson in dieser Saison schwerer werden würde, war klar - wenngleich Golden State dennoch als Playoff-Kandidat galt.
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Doch spätestens nachdem sich Steph Curry, der letzte verbliebene Superstar im Team, Ende Oktober im Spiel gegen die Phoenix Suns seine linke Hand brach und mindestens für drei Monate ausfällt, heißt es im neuen Chase Center förmlich "Land unter".
Dennoch könnte die aktuelle Misere den Warriors auf lange Sicht sogar zu Gute kommen, vielleicht sogar das Beste sein, was ihnen hätte passieren können, um eine neue, noch erfolgreichere Zukunft einzuleiten. Dass dies möglich ist, zeigt das Beispiel der San Antonio Spurs eindrucksvoll.
Spurs als Vorbild für Golden State?
In den 1990er-Jahren zählten die Spurs zum Stammpersonal in den Playoffs, qualifizierten sich sieben Mal in Serie für die Postseason, kamen dabei allerdings nie über das Conference-Finale hinaus. In der Saison 1996/1997 erlebten die Texaner, im Jahr davor immerhin im Halbfinale der Western Conference, dann ein Jahr zum Vergessen.
Nach dem vorzeitigen Saison-Aus von Star-Center David Robinson nach gerade einmal sechs Einsätzen aufgrund einer Fuß- und Rückenverletzung beendeten die Franchise die Spielzeit mit gerade einmal 20 Siegen – und legten damit den Grundstein für fünf Meisterschaften in den kommenden 15 Jahren.
Wie bereits 1987, als man Robinson an erster Stelle wählte, bekam San Antonio 1997 bei der Draft-Lottery erneut den ersten Pick beim NBA-Draft zugelost und sicherte sich damit die Dienste eines gewissen Tim Duncan - der Rest ist Geschichte.
Gemeinsam mit Robinson führte der spätere zweimalige MVP die Franchise bereits zwei Jahre später zur ersten Meisterschaft, 2003 wiederholten sie ihren Coup noch einmal. Bis zu seinem Karriereende 2016 holte Duncan mit den Spurs anschließend noch drei weitere NBA-Titel.
Warriors-Boss Lacob schließt Tanken aus
Golden State steht nun vor der Entscheidung, dasselbe zu tun wie seinerzeit die Spurs, um 2020/2021 in voller Stärke, mit einem gesunden Steph Curry, einem fitten Klay Thompson und einem potenziellen Nummer-1-Pick, wieder anzugreifen.
Allerdings hatte Besitzer Joe Lacob bereits unmittelbar nach Currys Verletzung ausgeschlossen, dass die Warriors nun in den Tank-Modus schalten würden, und verwies stattdessen auf das Feingefühl der Zuschauer.
"Unsere Fans wissen, dass wir dieses Jahr brauchen, um besser zu werden. Die Verletzungen machen es ein bisschen schwerer. Aber ich denke, dass die Fans das verstehen und uns treu bleiben", erklärte er.
Jedoch gab er auch zu, dass man innerhalb der Franchise langfristig plane und in den kommenden Jahren wieder in der Spitze mitmischen wolle. Da die schlechtesten Teams die besten Chancen auf frühe Draft-Picks haben, wäre es durchaus vorstellbar, dass die Warriors die Saison abschenken. Dass auch Draymond Green bereits sechs Mal - offiziell wegen Verletzungen - aussetzte, spricht dafür, dass man Niederlagen zumindest in Kauf nimmt. (Spielplan der NBA)
"Dubs" steht wegweisende Saison bevor
Auch wenn Curry zuletzt Hoffnungen auf ein Comeback noch in dieser Saison machte und zuletzt Gerüchte kursierten, Thompson könnte bereits nach dem All-Star-Break im Februar wieder auf das Parkett zurückkehren, sollten die Warriors sich genau überlegen, was sie tun.
Auf der einen Seite besteht zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison noch immer die Chance, das Ruder noch einmal herumzureißen. Auf der anderen Seite erscheint aber die Möglichkeit, mit Curry, Thompson sowie Draymond Green, dem aktuell ebenfalls verletzten D'Angelo Russell und einem weiteren Top-Talent im nächsten Jahr stärker denn je zurückzuschlagen, beinahe die bessere Alternative zu sein.
Womöglich kehrt dann sogar die Dominanz früher als erwartet zurück.