Joakim Noah kann auf eine ereignisreiche NBA-Karriere zurückblicken.
Noahs letzte Jagd nach dem Ring
© Getty Images
2007 wurde der Sohn der französischen Tennis-Legende Yannick Noah im Draft an Position neun von den Chicago Bulls gezogen. Beim dominierenden Team der 90er-Jahre um Superstar Michael Jordan war er ein Hoffnungsträger auf bessere Zeiten.
Neun Jahre spielte der 2,11 Meter große Center für die Franchise aus der "Windy City", mehr als das Conference Final in der Saison 2010/11 (1:4 gegen die Miami Heat) sprang für die Bulls aber nicht heraus.
Noah stand in dieser Zeit zweimal im All-Star-Team, 2014 wurde er zudem noch zum "Defensive Player of the Year" gewählt.
Es folgten zwei weitere Jahre bei den Knicks, dem Team aus seiner Geburtsstadt New York und eine weitere bei den Memphis Grizzlies.
Auch dort erfüllte sich Noahs Traum von der NBA-Meisterschaft nicht.
Noahs letzte Titelchance?
Als viele schon an Noahs Karriereende dachten, erhielt der heute 35-Jährige dann im März diesen Jahres seine möglicherweise letzte Chance auf den Titel.
Auch, um gegen die starken Big Men des Stadtrivalen Los Angeles Lakers bestehen zu können, holten die Los Angeles Clippers Noah. Dazu soll er für die nötige Tiefe und Erfahrung auf der Center-Position sorgen.
Noah, der in seiner zwölfjährigen NBA-Karriere bereits 60 Playoff-Spiele absolviert hat, erhielt zunächst einen Vertrag über zehn Tage. Wegen der Corona-Pandemie kam es aber nie zu seinem Debüt im Trikot der Clippers - es steht aber in absehbarer Zeit bevor.
Die NBA beschloss am vergangenen Donnerstag, die aufgrund der Coronakrise unterbrochene Saison ab dem 31. Juli mit 22 Mannschaften in Disney World in Orlando/Florida fortzusetzen - mit den Clippers und damit auch mit Noah.
Dass dieser überhaupt bei den Clippers spielt, ist kein Zufall, es ist vielmehr Teil von Noahs Plan.
Bereits Ende September hatte der Franzose mit den Clippers ein Workout vereinbart. Kurz davor verletzte er sich allerdings an der Achillessehne - zum Glück kein Achillessehnenriss, der wohl sein Karriereende bedeutet hätte. Noah kämpfte sich wieder zurück und verlor das große Ziel nie aus den Augen.
Clippers als Wunschziel
Während seiner Reha hatte er immer wieder Kontakt zu Tom Thibodeau, seinem Trainer bei den Bulls von 2010 bis 2015, und Billy Donovan, der ihn an der University of Florida zu zwei Titeln coachte. Neben dem Vertrauen, das sich in der jahrelangen Zusammenarbeit aufgebaut hatte, setzte er vor allem auf die Beziehungen der beiden Coaches.
Während Thibodeau ein enges Verhältnis zu Clippers-Coach Doc Rivers hat, ist Donovan mit Lawrence Frank (President of Basketball Operations der Clippers) befreundet. "Ich lag den beiden ständig in den Ohren. 'Könnt ihr bitte anrufen?' Ich wollte unbedingt zu den Clippers", erinnerte sich Noah im Gespräch mit The Athletic an diese Zeit.
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Selbst Freunde von Austin Rivers hatte er angerufen, in der Hoffnung, über Austin an seinen Vater Doc Rivers heranzukommen.
Mitte Februar kam dann endlich der erlösende Anruf von seinem Agenten. Lawrence Frank würde ihn sich gern anschauen. So kam es zu einem Workout und Anfang März wurde er nach Los Angeles beordert. "Ich packte sofort meine Sachen und seitdem bin ich hier", beschrieb er seine Reaktion auf den angebotenen Zehn-Tage-Vertrag.
Besondere Rolle für Noah
Für diese Chance hat er auch bereitwillig die Rolle akzeptiert, die für ihn vorgesehen ist. Hinter Ivica Zubac und Montrezl Harrell gönnt sich Los Angeles den Luxus, Noah als dritten Center zu engagieren. Dafür soll er die beiden mit seiner Erfahrung durch die Postseason führen.
"Zubac soll ihm jede Frage stellen, die ihm einfällt. An jedem Tag. Der Kerl (Noah/Anm.d.Red.) hat schon alles erlebt", weiß auch Rivers die Erfahrung des 35-Jährigen zu schätzen. Noah ist ebenfalls bereit, diese Rolle auszufüllen: "Sie haben von Anfang klar gesagt, was sie von mir wollen. Mehr kann man als Spieler nicht erwarten."
Wegen der Coronakrise hat sich sein Kontrakt statt der vorgesehenen zehn Tage bereits auf über 90 Tage ausgedehnt. Damit hat er aber nur den zweitlängsten Zehn-Tages-Deal der NBA-Geschichte. Nur Anthony Tolliver, der am 2. März bei den Memphis Grizzlies unterschrieb, liegt in dieser Rubrik vor ihm.
Rivers glaubt an den Franzosen
Viel wichtiger als diese Rekordjagd war in der Coronapause aber die Möglichkeit, völlig gesund zu werden. "Es war großartig für ihn", sagte Rivers: "Es gibt bestimmte Personen, für die diese Ruhezeit, oder wie auch immer man das nennt, ein Gewinn war, und Jo ist mit Sicherheit einer von ihnen. Denn er hat jetzt die Chance, gesund zu werden und in Form zu kommen. Und das wird für ihn ein Faktor sein."
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Und sollte Noah wieder zu seiner alten Form zurückfinden, ist für Rivers eines klar: "Er ist ein Spieler, der uns helfen wird!"
Joakim Noah selbst kann den Restart nach der Coronapause kaum erwarten. "Lasst uns verdammt nochmal loslegen!", forderte er. Wird er seiner Rolle gerecht und vermittelt diese Einstellung an seine Teamkollegen, dann ist alles möglich. Auch der erste Ring für den Franzosen am möglichen Ende seiner langen Karriere.