Auf den größten Tag seiner noch jungen Eishockey-Karriere ist Moritz Seider bestens vorbereitet.
DEB-Talent will NHL aufmischen
"Ich habe den passenden Anzug gefunden. Es kann nur gut werden", sagte der 18-Jährige vor dem Abflug nach Vancouver zum NHL-Draft im Gespräch mit dem SID: "Ich freue mich tierisch."
Wenn der Jung-Nationalspieler am Freitag in der Rogers Arena in der ersten Runde von seinem künftigen NHL-Arbeitgeber ausgewählt wird, will der Mannheimer besonders gut aussehen. Anders als vor drei Wochen, als er bei den Vorstellungsgesprächen mit den Klubs den feinen Zwirn vergessen hatte.
In Polohemd und Turnschuhen beantwortete der Verteidiger beim Scouting Combine in Buffalo die Fragen, "wahrscheinlich bin ich schon wegen der Schuhe in Erinnerung geblieben", meinte er schmunzelnd.
Seider spricht mit 29 Teams
Der deutsche Shootingstar der WM in der Slowakei, der als jüngster Verteidiger seit 41 Jahren zwei Tore bei einer Weltmeisterschaft erzielte, hat bei den NHL-Verantwortlichen auch ohne Anzug mächtig Eindruck gemacht. "Viele Leute haben sehr positiv über meine Leistungen bei der WM geredet", berichtete Seider.
Aber nicht nur sportlich überzeugte der Gymnasiast die Scouts der besten Eishockey-Liga der Welt. Auch sein selbstbewusstes, kommunikatives Auftreten fand Anklang. Er sprach mit allen Teams außer Toronto und Arizona, unter anderem auch mit der NHL-Legende Steve Yzerman, "da kneift man sich schon, ob das wirklich passiert".
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Weil er als einziger Deutscher beim Combine, einer Art Leistungsschau der besten Talente, mal mit Amerikanern, mal mit Schweden zum Essen an einem Tisch saß, nannte ihn NHL-Scouting-Direktor Dan Marr "den UN-Botschafter".
NHL-Draft als Krönung einer gigantischen Saison
Für Seider krönt der Draft am Freitag eine Saison, die er selbst als "gigantisch" bezeichnet. Erst erkämpfte sich das Ausnahmetalent als 17-Jähriger in Mannheim einen Stammplatz in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), dann stieg er als bester Spieler der B-WM mit der U20-Nationalmannschaft auf, gewann mit den Adlern die deutsche Meisterschaft und gab sein Debüt im A-Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) "mit meinen besten Spielen bei der WM".
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Der Höhepunkt soll am Freitag folgen, wenn er in Vancouver, begleitet von seinen Eltern, das Trikot seines künftigen NHL-Arbeitgebers überzieht. Dass er nach Olaf Kölzig (1989), Marco Sturm (1996), Marcel Goc (2001), Leon Draisaitl (2015) und Dominik Bokk (2018) als sechster Deutscher in der ersten Runde gezogen wird, ist so gut wie sicher.
Weiteres Jahr in Deutschland geplant
"Wenn alles super läuft, könnte es zwischen Rang sechs und 20 alles werden", sagte Seider. Die Chance, nach Draisaitl (Nummer drei) zum zweithöchsten deutschen Draft-Pick zu werden, ist groß. "Aber es geht nicht um irgendeine Rangordnung", betonte er, "ich möchte lieber den richtigen Klub, der mir die Chance gibt, relativ schnell zu spielen, als sehr weit vorne zu landen."
Wer auch immer ihn auswählt, weiß, dass er noch ein Jahr in Mannheim spielen möchte - auch, um sein Abitur zu machen. Bevor er nach Deutschland zurückkehrt, geht es aber erst bei seinem neuen Klub aufs Eis. Am Montag beginnen die ersten Trainingscamps. "Ich fliege mit Eishockey-Tasche hin - noch ohne klares Ziel." Aber bestens vorbereitet mit einem neuen Anzug.