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Biathlon-WM 2019: Johannes Thingnes Bö dominiert - auch Östersund?

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Biathlon-WM 2019: Johannes Thingnes Bö dominiert - auch Östersund?

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Der steile Aufstieg des Dominators

Johannes Thingnes Bö läuft eine Weltcup-Saison für die Ewigkeit und lässt Martin Fourcade weit hinter sich. Dabei wollte er als Kind lieber einen anderen Sport ausüben.
BIATHLON-WC-MEN-SPRINT: Johannes Thingnes Bö
BIATHLON-WC-MEN-SPRINT: Johannes Thingnes Bö
© Getty Images
SPORT1
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von SPORT1

Olympiasieger, mehrfacher Weltmeister, zahlreiche Weltcup-Siege. Johannes Thingnes Bö ist schon seit Jahren in der Weltelite des Biathlons angekommen. Im Winter 2017/18 lieferte er sich einen packenden Zweikampf mit Frankreichs Super-Biathleten Martin Fourcade um den Gesamt-Weltcup - und unterlag nur ganz knapp.

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Aber in diesem Jahr ist alles anders. Bö liefert sich keinen Zweikampf mehr, er ist der Biathlon-Weltcup. Unfassbare zwölf Einzelsiege hat er bisher schon auf dem Konto. Im Gesamt-Weltcup führt er mit fast 300 Punkten Vorsprung. Die Weltcups der Einzeldisziplinen führt er natürlich auch alle an. Er steht damit kurz vor dem absoluten Triumph.

Eine solche Dominanz schafften nicht einmal Ole Einar Björndalen oder Fourcade zu ihren Glanzzeiten. Alles andere als Bö-Festspiele bei der am Donnerstag beginnenden Weltmeisterschaft in Östersund wäre daher eine Überraschung. (Biathlon-WM: Die Mixed-Staffel am Donnerstag ab 16.15 Uhr im LIVETICKER)

Vorfreude auf Östersund

In Östersund fühlt sich Bö zudem sehr wohl. "Ich mag diesen Ort sehr. Das norwegische Team war in Östersund immer erfolgreich. Als die Weltmeisterschaften 2008 dort stattfanden, haben Ole Einar Björndalen, Emil Hegle Svendsen und Tora Berger Medaillen gewonnen. Wir haben also gute Erinnerungen an Östersund und ein gutes Technikerteam, das die Bedingungen kennt", so der 25-Jährige.

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Aber der Weg vom kleinen Bruder von Tarjei Bö hin zum Weltcup-Dominator war keineswegs vorgezeichnet. (SERVICE: Der Biathlon Gesamt-Weltcup im SPORT1-Datencenter)

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Fußballspieler als Zukunftstraum

Als kleiner Junge war Johannes überhaupt nicht Feuer und Flamme für Loipe und Schießstand. Vielmehr wollte er zwei anderen großen norwegischen Sport-Stars nacheifern - Havard und Tore Andre Flo. Zusammen wie die Bö-Bruder kamen die Fußballspieler aus der 7000-Seelen-Gemeinde Stryn und sorgten in der englischen Premier League, der deutschen Bundesliga und Norwegens Nationalmannschaft für Aufsehen.

Das war der Weg, den Bö auch einschlagen wollte. Der grüne Rasen sollte seine große Bühne werden und nicht die verschneite Loipe.

Auf den Spuren des großen Bruders

Aber am Ende siegte doch das Vorbild seines fünf Jahre älteren Bruders. Der hatte das Talent von Johannes auch schon früh erkannt. Bereits 2010 kündigte er an: "Wenn mein Bruder mal richtig trainiert, dann wird er mich irgendwann schlagen."

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Biathlon: Bei der Weltmeisterschaft 2015 in Kontiolahti feiert Johannes Thingnes Bö (l.) Gold im Sprint. Sein Bruder Tarjei (r.) landete auf dem Bronzerang
Biathlon: Bei der Weltmeisterschaft 2015 in Kontiolahti feiert Johannes Thingnes Bö (l.) Gold im Sprint. Sein Bruder Tarjei (r.) landete auf dem Bronzerang

In diesem Satz liegt aber auch schon die perfekte Charakterisierung der frühen Jahre. Bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2012 erlebte er mit drei Goldmedaillen seinen großen Durchbruch im Juniorenbereich. Dennoch wurde danach weniger über seine Glanzleistung gesprochen, sondern über seinen mangelnden Trainingsfleiß.

Das schlampige Talent

Experten und Trainer bemerkten immer wieder, dass ihm aufgrund seines enormen Talents alles zufliegen würde, er sich aber durch eine schlampige Trainingseinstellung und Nachlässigkeiten am Schießstand noch bessere Ergebnisse verbauen würde.

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Diese Einstellung hat er mittlerweile geändert. Er scheint jetzt mehr seinem Bruder nachzueifern, der schon immer für seinen Ehrgeiz bekannt war. Dazu hat sich Johannes trotz seiner beeindruckenden Erfolge in den letzten Jahren seine Bodenständigkeit und Zurückhaltung bewahrt.

Mit Bodenständigkeit zum Erfolg

Sein großer Bruder ist für ihn immer noch die Respektsperson. Angesprochen auf seine mögliche Rolle als Teamkapitän antwortete er bei Biathlon-News: "Der, der die besten Ergebnisse liefert, hat diesen Vorteil. Aber ich bleibe immer der kleine Bruder, deswegen wird Tarjei diese Rolle wohl einnehmen."

Aufgrund dieser Bodenständigkeit kombiniert mit seinen Weltklassefähigkeiten in der Loipe hat ihm mittlerweile auch Legende Björndalen den Ritterschlag erteilt. Während er vor einigen Jahren noch Tajei als größtes Talent bezeichnete, das Norwegen je hatte, sieht der Altmeister inzwischen den kleinen Bruder vorn. "Tarjei hat ein Wahnsinnstalent, fast so wie sein Bruder."

Selbst sein größter Widersacher Fourcade kann sich der einnehmenden Art des Norwegers nicht entziehen. "Johannes ist ein lustiger Kerl, ich mag ihn", sagte der Franzose, der sonst nicht als großer Menschenfreund im Weltcup auffällt.

Das goldene Gewehr

Nicht einmal das goldene Gewehr, mit dem Bö seit den Olympischen Spielen in Pyeongchang an den Start geht, kann dem Bild des bodenständigen Sympathieträgers etwas anhaben. Bei Fourcade würde es wahrscheinlich als Zeichen von Arroganz gewertet werden. Aber Bö gibt eine ganz einfache Erklärung dafür.

Biathlon: Bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang trat er zum ersten Mal wieder mit einem goldenen Gewehr an
Biathlon: Bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang trat er zum ersten Mal wieder mit einem goldenen Gewehr an

"Das goldene Gewehr? Ich hatte jetzt zwei Jahre lang ein pinkfarbenes Gewehr und wollte vor Olympia einfach was ändern. In meiner ersten Weltcupsaison hatte ich schon ein goldenes Gewehr und daher habe ich mich wieder dafür entschieden." Eine Erklärung, die man dem Mann aus Stryn abnimmt.

Die WM als große Bühne?

Bei der nun anstehenden Weltmeisterschaft will Bö seine Topform erneut unter Beweis stellen, damit am Ende nicht nur das Gewehr golden glänzt. Und wenn man die letzten Rennen berücksichtigt, stellt sich wohl nur die Frage, wie oft es golden um seinen Hals glänzt.

Selbst wenn es im ersten Wettbewerb noch nichts werden sollte mit der Goldmedaille, hat er ja immer noch seinen Bruder. Der wird ihm dann schon wieder die nötige Ernsthaftigkeit im Rennen beibringen.