Wenn US-Skistar Mikaela Shiffrin an die kommenden schweren Wochen denkt, wird ihr ganz mulmig, dann möchte sie am liebsten ihr Herz "für eine Weile ganz ausschalten".
Saisonaus für Ski-Star Shiffrin
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Der Innenbandriss und die Knochenprellung im rechten Knie, die sie sich bei einem Sturz im schwedischen Are zugezogen hatte, bedeuten für die Slalom-Olympiasiegerin wohl das Aus für die Saison, die sie so unglaublich dominant begonnen hatte.
"Ich bin hoffnungsvoll", sagte Shiffrin der Denver Post im Familienhaus ihres Vaters in Colorado: "Ich werde wieder Skifahren können am Ende der Saison, vielleicht auch wieder im vollen Umfang trainieren. Aber noch vor dem Ende des Weltcups wieder im Wettkampf zu starten, das ist unwahrscheinlich". Das war es also.
"Tage, an denen ich nur weinen möchte"
Shiffrin schwant, was auf sie zukommt: "Es werden wirklich schlechte Tage kommen, an denen ich nur weinen möchte. Dann werden Tage kommen, an denen ich glaube, dass ich wieder Skilaufen kann."
Und dann kommen die vielen Wenns: "Wenn ich mehr gute Tage hätte als schlechte, wenn die Reha gut verlaufen würde, wenn ich wieder auf den Skiern stehen kann, ohne müde zu werden, ...", ja dann, so Shiffrin, dann wäre es vielleicht nicht mehr so schlimm.
Kehrtwende von Shiffrin
Tags zuvor hatte die 20-Jährige nach der Diagnose auf ihrer Facebook-Seite noch Entwarnung gegeben und von "guten Nachrichten" berichtet. Die Hoffnung trog. Einen Tag später folgte die Kehrtwende.
"Ich möchte nicht nur aus Prinzip wieder Rennen fahren, nur um Rennen zu fahren. Wenn ich an den Start gehe, möchte ich auch in der Lage sein zu gewinnen. Wenn ich schon am Ende der Saison wieder starten würde, würde ich wohl nicht bei 100 Prozent sein", sagte Shiffrin, die zumindest eine positive Nachricht erhalten hatte: Eine Operation ist nicht notwendig.
Nächster Superstar fällt weg
Für den alpinen Weltcup der Frauen bedeutet der Ausfall von Mikaela Shiffrin einen weiteren herben Verlust, der Zirkus verliert nach Tina Maze (Pause) und Anna Fenninger (Knie) den nächsten Star. Damit steht nun alleinig noch US-Covergirl Lindsey Vonn im Rampenlicht.
Während Vonn die Speed-Disziplinen beherrscht und neuerdings auch wieder im Riesenslalom siegfähig ist, war Mikaela Shiffrin beim Tanz durch den Stangenwald die unangefochtene Nummer eins.
In den ersten beiden Slaloms der Saison in Aspen/Colorado war sie der Konkurrenz meilenweit enteilt. Im ersten Rennen lag sie gewaltige 3,07 Sekunden vor der zweitplatzierten Veronika Velez-Zuzulova. Überlegener hatte zuvor noch nie eine Frau einen Weltcup-Slalom gewonnen. Im zweiten Torlauf gewann sie mit einem Vorsprung von 2,65 Sekunden.
Nun aber gehört ihre ganze Konzentration der Genesung. Dabei dürfte Shiffrin zumindest die Tatsache ein wenig trösten, dass sie "nur" für einen Winter ohne Olympia und Weltmeisterschaft ausfällt. Bei der WM 2017 dann könnte sie aber wieder Jagd auf ihr drittes Slalom-Gold in Serie machen.