Für das Foto aus dem Krankenbett machte Andreas Wellinger gute Miene zum bösen Spiel. Der Skisprung-Olympiasieger lächelte und formte mit der rechten Hand das Victory-Zeichen - auch wenn seine Botschaft unter dem Bild alles andere als erfreulich war.
Schockdiagnose bei Wellinger
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"Vor drei Tagen hatte ich einen Sturz auf der Schanze und spürte Schmerzen im rechten Knie. Nach einer MRT-Untersuchung stellten wir fest, dass mein Knie kaputt und das vordere Kreuzband gerissen ist", schrieb Wellinger am Freitag. Die bittere Konsequenz: Der nächste Weltcup-Winter wird ohne den Ruhpoldinger stattfinden.
Auch Meniskus betroffen
Neben dem Eingriff am Kreuzband, so erklärte DSV-Arzt Peter Brucker, der Wellinger bereits am Donnerstag in München operiert hatte, seien auch beide Menisken genäht worden. "Das vordere Kreuzband wurde durch eine körpereigene Sehne ersetzt, die Operation verlief positiv", wurde Brucker in einer Mitteilung des Deutschen Skiverbandes (DSV) zitiert.
SPORT1 erklärt den Kreuzbandriss mit Ursachen und Symptomen - hier geht es zum Bericht!
Die schwere Verletzung hatte sich Wellinger am Dienstag beim Training im österreichischen Hinzenbach zugezogen, mitten in einer Phase, in der er sich in einer ermutigenden Verfassung wähnte.
"Ich hatte mich bisher sehr gut gefühlt, und die Saisonvorbereitung verlief auch nach Plan, umso ärgerlicher ist die Verletzung jetzt", sagte Wellinger, der eine enttäuschende Weltcupsaison 2018/19 hinter sich hatte und sich im kommenden Winter rehabilitieren wollte.
Bundestrainer Horngacher geschockt
Der neue Bundestrainer Stefan Horngacher bezeichnete den Ausfall des 23-Jährigen als "sehr bitter. Sein Fehlen im kommenden Winter zu kompensieren, wird eine große Herausforderung für uns alle", sagte der österreichische Nachfolger von Erfolgstrainer Werner Schuster.
Zumal Wellinger derzeit nicht der einzige personelle Problemfall ist: David Siegel erholt sich gerade von einem im Januar erlittenen Kreuzbandriss, und ob Ex-Weltmeister Severin Freund (nach zwei Kreuzbandrissen) wieder zu alter Stärke findet, ist ungewiss.
Der meist sehr positiv gestimmte Wellinger zeigte sich mit Blick auf ein Fernziel im Winter 2020/21 bereits kämpferisch. "Ich werde in den nächsten Monaten konzentriert in der Rehabilitation arbeiten und dann die Heim-WM in Oberstdorf ins Visier nehmen. Ich werde so schnell ich kann wieder zurück sein!", schrieb der Olympiasieger von Pyeongchang 2018, für den es nicht der erste Verletzungsschock ist.
Wellinger 2014 bereits schwer verletzt
Im November 2014 war Wellinger im finnischen Kuusamo schwer gestürzt, verlor dabei direkt nach dem Absprung die Kontrolle und schlug hart auf dem Vorbau auf. Er erlitt einen Schlüsselbeinbruch und eine Wirbelsäulenstauchung. "Auch wenn sich das blöd anhört, aber ich glaube, das alles hat mich wieder ein Stück stärker gemacht", blickte er einmal auf diesen Schreckmoment zurück.
Die Unbeschwertheit, die ihn seither auszeichnete, hatte Wellinger jedoch im vergangenen Winter verloren. Permanent war er auf Formsuche, während Markus Eisenbichler und Karl Geiger bei der WM in Innsbruck und Seefeld glänzten. "Ich habe in meiner Karriere schon einige Rückschläge weggesteckt und weiß damit umzugehen", betonte Wellinger in seiner Botschaft aus dem Krankenbett.