Es ist zwar nur ein kurzer, humorvoller Zwischensatz - aber er beschreibt Scott Stafford perfekt. "Alle meine Tore", sagt der Kanadier mit einem neckischen Grinsen, "sind tatsächlich Short-Hander."
Der einhändige Held
© Joachim Sielski
Stafford ist Eishockeyspieler, 24 Jahre jung und seit einer Woche in der Oberliga Nord für die Wedemark Scorpions im Einsatz. Mit nur einer Hand.
Komplikationen bei der Geburt
Weil es zu Komplikationen bei der Geburt kam, fehlt ihm die linke, für Eishockeyspieler so wichtige Hand. "Eine Behinderung ist es aber doch nur, wenn man es zulässt", sagt der Stürmer, der auch für die kanadische Auswahl von Spielern mit Amputationen aufläuft.
Weil er den Schläger am Arm geschickt mit Tape fixiert, sieht er sich "in erster Linie als Eishockeyspieler, erst dann als Amputierter."
Stafford nimmt Handicap mit Humor
Überhaupt nimmt Stafford selbst die vermeintliche Behinderung bei weitem nicht so ernst wie seine Mitmenschen.
Als er bei einem ehemaligen Verein nach dem Training vom Coach zum Rapport bestellt worden war und die Mitspieler fragten, was der Trainer denn so gesagt habe, antwortete Stafford trocken: "Ich soll beide Hände am Schläger halten."
Bei den Dundas Real McCoys war das, seinem bislang ersten und letzten Verein in der Allen Cup Hockey (ACH).
Dort, so erzählt Stafford, wurde ihm in der Kabine von den Betreuern der Platz neben einem gewissen Tom Brown zugewiesen. Der verkauft - welch ein Zufall - im wahren Leben Prothesen und sagte mit einem Augenzwinkern: "Das ist wohl der letzte Ort, an dem ich potenzielle Kunden erwartet hätte."
"Wir haben einen Guten, aber er hat nur eine Hand"
Natürlich sollte das damals in keinster Weise eine Diskreditierung Staffords sein. Weder auf noch neben dem Eis sieht man ihm seine Behinderung an. Er schnürt sich die Schlittschuhe selbst, verfügt über eine unglaubliche Stocktechnik, über Spielwitz sowie -Intelligenz und vor allem über eine schier endlose Freude an seiner Sportart.
Und genau das führte ihn nun nach Deutschland. Der Kontakt nach Niedersachsen war über Mark Jooris, einem ehemaligen Weggefährten des Wedemarker Managers Eric Haselbacher, zustande gekommen.
Jooris kannte Stafford aus den Minor Leagues in Kanada, seine Kurzbeschreibung: "Wir haben einen Guten, aber er hat nur eine Hand." Der Transfer mit den Scorpions war schnell eingetütet.
Und auch wenn Stafford das nicht gerne hört, aber seit seiner Ankunft ist er so etwas wie die Attraktion des ansonsten wenig charismatischen ESC Wedemark. "Wie er das mit einer Hand macht, das ist absolut klasse", lobte ihn sein neuer Trainer Fiete Bögelsack in der Neuen Presse nach dem ersten Training.
Problem für die Torhüter
Am vergangenen Freitag stand gleich bei seinem Debüt das Derby gegen die Hannover Indians auf dem Programm. Stafford spielte in der zweiten Sturmreihe und blieb noch ohne Scorerpunkt. Einzig eine Frage der Zeit, wie man den Statistiken entnehmen kann.
Bei seinem letzten Team in der alten Heimat beispielsweise verbuchte Stafford in 19 Partien 22 Punkte. "Die Torhüter können den Schaft des Schlägers nicht sehen. Deshalb wissen sie nicht genau, wohin ich schießen werde", sagt er: "Auch meiner neuen Mannschaft will ich damit helfen."
Ein Gewinn ist Scott Stafford jedenfalls schon jetzt - sportlich wie menschlich.