Die Jahreshauptversammlung des TSV 1860 München vermittelte ein Ebenbild der vergangenen sportlichen Jahre. Während einige Mitglieder ihrem Frust auf der Bühne freien Lauf ließen, bepöbelten andere jene Redner. Während der Versammlung spalteten sich die Fanszenen deutlich. Es gibt verschiedene Ansichten von der Zukunft der Löwen.
1860-JHV: Chaos und negative Bilanz
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Erfolg nicht um jeden Preis
Immer wieder muss sich der TSV mit der Abwägung zwischen sportlichem Erfolg und finanzieller Entlastung beschäftigen. 1860-Präsident Robert Reisinger stimmte die über 1.000 anwesenden Mitglieder direkt zu Beginn ein. Er wolle keine neue Verschuldung und ordne auch den sportlichen Erfolg diesem Ziel unter: "Das verstehen noch nicht alle im Verein, aber immer mehr."
Bei der anschließenden Rede von Vizepräsident Hans Sitzberger verließen bereits die ersten Fans den Saal. Und doch hatte er Positives zu verkünden. Stolz präsentierte Sitzberger die neue Mitgliederzahl des Gesamtvereins von 23.745.
Ismaik zahlt, Profiabteilung trotzdem tief verschuldet
Während der Verein in finanziell ruhigen Fahrwassern treibt und einen Wachstum des Eigenkapitals auf 2,8 Millionen Euro vermelden kann, geht es der KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien), also der Profiabteilung immer schlechter. Neben einem Jahresfehlbetrag von über zwei Millionen Euro für die Saison 2017/18 sticht in erster Linie das negative Eigenkapital von 22,2 Millionen Euro hervor. Die Verantwortlichen um Aufsichtsrat Karl-Christian Bay arbeiten an einer neuen Erlösstruktur und der Aufnahme von Dritten als Gesellschafter.
Im letzten Moment leistete der umstrittene Investor Hasan Ismaik eine wichtige Unterschrift unter die Fortführungsprognose für die nächsten zwei Saisons. Im Zuge dessen stundete der Jordanier ein Darlehen in Höhe von 17,5 Millionen Euro. Dem TSV 1860 rettet das die nahe finanzielle Zukunft, der Verein macht sich aber weiter abhängig.
Chaotische Aussprache mit Pöbeleien
Insgesamt 18 Mitglieder meldeten eine Wortmeldung an, um den Anwesenden ihren Standpunkt zu erläutern. Während die meisten Redner die Arbeit von Robert Reisinger und dem Präsidium in der letzten Zeit lobten, kritisierte Dr. Thomas Schummer den Präsidenten: "Der Präsident zerstört den sportlichen Erfolg. Sie sind kein Brückenbauer, sondern ein Spalter."
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Verschiedene Fanlager bepöbelten sich im Anschluss heftig, der Redner musste zwischenzeitlich sogar von Sicherheitskräften beschützt werden.
Präsidium wird wiedergewählt
In der abschließenden Präsidiumswahl stellte sich sowohl Robert Reisinger als auch sein bisheriges Präsidium zur Wiederwahl. Mit 1057 zu 542 Stimmen wählten die Mitglieder Reisinger erneut zum Präsidenten. Auch der Rest des Präsidiums wurde souverän in seinem Amt bestätigt.
In den folgenden Jahren geht es also nun um den Spagat, den Reisinger in den letzten Monaten vorangetrieben hat: Sportlichen Erfolg wahren und dabei Schulden abbauen. Auch dieses Ziel wird aktuell wohl nur mit der Unterstützung von Großinvestor Ismaik möglich sein.