Zumindest am heiligen Sonntag hatten die Profis des FC Bayern frei.
Viele Fleißbienen und ein Störfeuer
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Während ihr Trainer Pep Guardiola im Kreise der Familie seinen 44. Geburtstag feierte, erholten sich die Spieler des deutschen Rekordmeisters von den Strapazen ihrer insgesamt neuntägigen Dienstreise an den Persischen Golf.
Wie schon in den vier Jahren zuvor hatten sich die Münchner auch diesmal im sonnigen Doha/Katar auf die Rückrunde vorbereitet - auf ihrem Rückweg nach Deutschland machten sie noch einen kurzen Zwischenstopp in Saudi-Arabien.
Mit dem 4:1 im Test gegen den dortigen Spitzenklub FC Al-Hilal endete für die Bayern eine intensive Trainingszeit, die als Grundlage für eine erfolgreiche zweite Saisonhälfte dienen soll.
SPORT1 zieht Bilanz und zeigt, was aus Sicht des FCB gut und weniger gut gelaufen ist.
Das fiel positiv auf:
Die Rückkehrer: Das Lazarett der Bayern lichtet sich. Beim 4:1-Testspielsieg gegen eine Auswahl der Katar Stars League am vergangenen Dienstag feierte Holger Badstuber nach viermonatiger Verletzungspause sein Comeback, beim Erfolg über den zwölfmaligen saudi-arabischen Meister Al-Hilal am Samstag stand dann auch der zuvor rund zwei Monate verletzte David Alaba wieder auf dem Platz.
Bastian Schweinsteiger, der sich im Anschluss an die WM fast die komplette Hinrunde über mit Patellasehnenproblemen hergeschlagen hatte und erst kurz vor der Winterpause auf den Rasen zurückgekehrt war, konnte in Doha alle Trainingseinheiten voll mitmachen und hinterließ dabei einen guten Eindruck. Gleiches gilt für die zum Jahresende noch angeschlagenen Xabi Alonso und Robert Lewandowski.
Mitchell Weiser: Der 20-Jährige hatte in der Vergangenheit viel Kritik einstecken müssen. Mittlerweile scheint er gereift zu sein. Weiser überzeugte nicht nur im Training, sondern auch als Doppeltorschütze beim Test gegen die Katar-Auswahl. „Mitchell hat eine Weile gebraucht um zu begreifen, dass der Antrieb nicht nur von außen kommen darf, sondern von innen kommen muss.
Im vergangenen halben Jahr haben wir eine positive Veränderung bei ihm resigniert, in dieser Zeit hat er extrem gut trainiert“, lobte FCB-Sportvorstand Matthias Sammer den Jungprofi bei einer Presserunde.
Sebastian Rode: Der ehemalige Frankfurter legte in Doha einen unglaublichen Trainingsfleiß an den Tag, kniete sich in jeder Einheit voll rein. Auch beim Sieg über die Katar-Auswahl hatte er viele gute Szenen.
Und auch nach dem Trainingslager war von Müdigkeit bei Rode nichts zu spüren. Kaum in München angekommen, machte er sich auf den Weg zum Biathlon-Weltcup in Ruhpolding und traf dort Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner.
Arjen Robben: Der Niederländer wurde seinem Ruf als Musterprofi auch während des Aufenthalts in Katar eindrucksvoll gerecht. Ob im Training oder im Spiel, der 30-Jährige wirkt immer bis in die Haarspitzen motiviert - keine Selbstverständlichkeit angesichts der vielen Titel und Triumphe, die er im Laufe seiner langen Karriere schon gefeiert hat.
Robben befindet sich in absoluter Topform, ist inzwischen einer der mit Abstand wichtigsten Führungsspieler bei den Münchnern. Und ein Spaßvogel obendrein. Angesprochen auf eine Handverletzung, die er sich beim Krafttraining zugezogen hatte, sagte der Flügelspieler: „Als ich beim Billard eine Kugel aus dem Loch geholt habe, hat mich ein Krokodil gebissen.“
Die hohe Trainingsintensität: Bayerns Offensivstar Thomas Müller stellte kurz vor Ende des Trainingslagers fest, dass Trainingsspiele gegen die eigene B-Mannschaft manchmal schwieriger seien als Partien in der Bundesliga. Ex-Profi Niko Kovac, von 2001 bis 2003 selbst für den FCB aktiv und in Doha regelmäßiger Zaungast, stimmte ihm zu. Und tatsächlich: Tempo, Konzentration und Ehrgeiz der Münchner Spieler sind bemerkenswert.
Das fiel negativ auf:
Lewandowskis Weltfußballer-Wahl:Die Punktevergabe des Polen beim Ballon d’Or sorgte im Lager der Bayern für Unverständnis. Lewandowski hatte nicht etwa seinen Teamkollegen Manuel Neuer an erster Position gewählt, sondern den späteren Sieger Cristiano Ronaldo von Real Madrid. Nicht gerade die feine Art, wie der Münchner Sportvorstand Sammer befand.
Nachdem dieser am SPORT1-Mikrofon von einer angeblichen Einsicht Lewandowskis berichtet hatte, meldete sich der Starstürmer via Twitter selbst noch mal zu Wort.
Er sei sich darüber bewusst, wen er gewählt habe, und werde sich nicht entschuldigen, teilte der 26-Jährige mit. Mittlerweile sollen Sammer und Lewandowski die Irritationen zwar ausgeräumt haben. Das unglückliche Bild, das nach außen hin entstanden ist, bleibt aber. Ein Störfeuer, das zu vermeiden gewesen wäre.
Medhi Benatia: Für den Marokkaner hätte die Reise in die Wüste nicht unglücklicher laufen können. Genau einmal konnte der Verteidiger mit seinen Mannschaftskameraden trainieren, ehe er von Rückenproblemen außer Gefecht gesetzt wurde. Es sei wohl nichts Schlimmes, teilte Coach Guardiola anfangs noch mit. Dennoch verbrachte Benatia die folgenden Tage im Hotel oder im Kreise der Physiotherapeuten. Keine guten Voraussetzungen für den harten Konkurrenzkampf in der Münchner Defensive.
Der fehlende Aha-Effekt: Bayerns mitgereiste Nachwuchsspieler wie etwa die 18-jährigen Michael Eberwein und Marco Hingerl machten ihre Sache zwar ordentlich, wirklich herausstechen konnten sie aber nicht. Am ehesten noch Gianluca Gaudino und Sinan Kurt. „Die Jungs trainieren gut mit, an diesem Aha-Effekt müssen sie aber noch arbeiten“, sagte Sportvorstand Sammer.